Gelsenkirchen. Trainer Huub Stevens hofft auf einen gelungenen Saisonstart in Hannover. Manager Horst Heldt gibt wieder die internationalen Plätze als Zielvorgabe - und will den Rückstand auf Titelverteidiger Borussia Dortmund und Rekordmeister Bayern München verringern.

Die Sinnkrise der Fußballfans geht an diesem Wochenende zu Ende: Nach einer gefühlten Ewigkeit, unterbrochen von einer Fußball-EM und der Ersatzbefriedigung Olympia, rollt in der Fußball-Bundesliga endlich wieder die Kugel. In welche Richtung, das ist auch beim FC Schalke 04 in diesen Tagen trotz einer locker übersprungenen Pokalhürde in Saarbrücken die spannende Frage. Beim letztjährigen Tabellendritten herrscht in der Führungsebene vor dem Saisonauftakt bei Hannover 96 (Sonntag, 17.30 Uhr im DerWesten-Liveticker) Realismus pur: „Die vergangene Saison ist vergessen, sie hilft uns nicht mehr weiter“, mahnt Huub Stevens, der für den Start in Niedersachsen keine weiteren Wasserstandsmeldungen abgeben möchte. Vieles habe mit Tagesform zu tun, und auch so manche Schiedsrichter-Entscheidung „läuft manchmal gegen dich“.

Woran man sich vor dem ersten Anpfiff mit Sicherheit orientieren kann, sind personelle Fakten, und da war die Ausgangslage schon mal entspannter. Jefferson Farfán hat die vergangenen zwei Tage mittrainieren können und einen guten Eindruck hinterlassen. „Da habe ich noch Hoffnung“, so Stevens.

Viele Spieler fehlen

Bei anderen herrscht eher traurige Gewissheit: Sergio Escudero hat sich bei seinem (gelungenen) Einsatz in der U 23 unter der Woche eine Sprunggelenk-Verletzung zugezogen, José Manuel Jurado macht weiter die Sehne in der Kniekehle zu schaffen, Benedikt Höwedes zwickt es in der Hüfte, bei Marco Höger streikt die hintere Oberschenkel-Muskulatur, für Christoph Metzelder käme nach seinen Leistenbeschwerden ein Einsatz noch zu früh, ebenso für Chinedu Obasi, der nach Reha und Trainingseinsätzen erste Matchpraxis in einem Test am Montag (18 Uhr, Wedau) gegen die VDV-Auswahl sammeln soll.

Mit anderen Worten: Viele Ausfälle zum Start in eine frische Saison, und noch mehr sollte besser nicht passieren. Denn die Anfangsaufgabe Hannover beinhaltet einige Unwägbarkeiten. „Ein starker Gegner“, bemerkt der Schalke-Trainer, „die haben letzte Saison schon gut gespielt.“ Die Mannschaft von Trainer Mirko Slomka steht bereits voll im Saft, hat einige Spiele in der Europa-League-Qualifikation absolviert. „Vielleicht haben sie dadurch bereits mehr Rhythmus“, mutmaßt Huub Stevens, der bei den Königsblauen nur seine Trainingseindrücke und den Pokalsieg als Gradmesser entgegenzusetzen hat.

Hannovers Offensive macht Sorgen

Nach dem 5:3-Auswärtssieg der Hannoveraner am Donnerstagabend beim polnischen Meister Slask Breslau dürfte wohl auch allen klar sein, wo Stärken und Schwächen der 96er zu finden sind. Wobei besonders die offensive Vielfalt den Schalkern bei ihrer taktischen Planung zu schaffen macht. „Mirko Slomka hat da so einige Alternativen, und er wird uns nicht den Gefallen tun, diese uns vorher zu verraten“, grinst Stevens.

Auch interessant

Gelassen und entspannt, so kann man auch den momentanen Gemütszustand von Manager Horst Heldt beschreiben. Auch der hält den Ausgang des Saisonauftakts für völlig offen: „In der letzten Saison hätten wir dort gewinnen, aber auch verlieren können. Besonders bei Standards sind sie gefährlich. Und der Trainer mit seiner Schalker Vergangenheit sorgt für zusätzlichen Reiz bei unseren Fans“ weiß Heldt.

Heldt lässt Meisterträume zu

Dass bei der Titelfrage an der Expertenbörse wieder nur die beiden Hauptverdächtigen BVB und Bayern gehandelt werden, damit weiß Schalkes Manager umzugehen. „Die letzte Saison hat gezeigt, dass zwei Mannschaften einen gewissen Vorsprung vor all den anderen haben. Für uns gilt es, da heranzukommen.“

Dass dabei gewisse M-Träume unweigerlich ins Kraut schießen, auch damit weiß Horst Heldt umzugehen: „Träume kann man zulassen. Wenn Spieler Ziele formulieren, ist das okay, das müssen sie nicht hinter vorgehaltener Hand tun. Am Ende wird man sehen, was machbar ist. Wir haben uns klar geäußert, dass es für uns erst einmal um die internationalen Plätze geht, möglichst in der Champions League. Dass es dabei wichtig ist, Rang drei zu erreichen und nicht Vierter zu werden, hat man gerade gesehen“, spielt der Manager auf das verpatzte Qualifikations-Hinspiel der Gladbacher gegen Dynamo Kiew an.

Und außerdem: „Zurzeit haben BVB und Bayern auch nicht mehr Punkte als wir.“ Wenn das mal kein vielversprechender Anfang ist.