Klagenfurt. Schalke-Trainer Huub Stevens hatte Abwehrspieler Benedikt Höwedes infrage gestellt und damit offensichtlich dessen Kampfgeist angestachelt. Denn Höwedes bleibt doch Kapitän. Stellvertreter sind Christoph Metzelder und Klaas-Jan Huntelaar, der dem Klub eine baldige Entscheidung in Aussicht stellt.

Am Dienstagvormittag sorgte eine gar nicht so falsch formulierte Meldung einer Sportnachrichtenagentur kurzzeitig für Irritationen im Trainingslager des FC Schalke 04 am Wörthersee. „Huntelaar für Höwedes als Schalke-Kapitän“ hieß es dort in der Überschrift, unter der dann allerdings zu lesen war, dass sich der niederländische Torjäger für den bisherigen Amtsinhaber stark gemacht habe. Zur Mittagszeit brachte dann Trainer Huub Stevens das seit Tagen intensiv diskutierte Thema intern auf den Tisch, und danach stand offiziell fest: Benedikt Höwedes bleibt der Spielführer der Königsblauen.

Wohltuende Entscheidung für Höwedes nach einem Sommer der Enttäuschungen

Für den 24-Jährigen ist dies nach einem Sommer der Enttäuschungen eine wohltuende Entscheidung. In der vergangenen Saison war seine Form schwankend, was auch daran lag, dass er nach Verletzungen früh wieder eingestiegen war – er wollte schließlich die Europameisterschaft nicht verpassen. Bundestrainer Joachim Löw nominierte ihn schließlich auch wegen seiner Flexibilität: Der Schalker ist in der Abwehr innen und außen einsetzbar. Doch als im Spiel gegen Dänemark Rechtsverteidiger Jerome Boateng gesperrt war, funktionierte Löw kurzerhand den Mittelfeldspieler Lars Bender um. Ein Schlag in die Magengrube wäre für Höwedes sicher angenehmer gewesen.

Auch interessant

Ohne auch nur eine Minute gespielt zu haben, kehrte er nach dem Urlaub zu seinem Klub zurück, wo er erneut ins Taumeln geriet. Denn Huub Stevens stellte ihn als Kapitän infrage. Der Trainer deutete an, dass die Last des Amtes möglicherweise zu groß für Höwedes sei, und dass er zehn Prozent mehr bringen müsse, um wieder zu alter Form zu finden. Es hatte den Anschein, dass Stevens Höwedes degradieren wollte, weil er ihm keinen Stammplatz mehr garantieren konnte: Innen machen die jungen Kyriakos Papadopoulos und Joel Matip einen einwandfreien Job, und rechts bevorzugt der Trainer den offensiv stärkeren Atsuto Uchida, dessen Vertrag in der nächsten Woche bis 2015 verlängert wird.

Aber Höwedes kämpfte. Er kündigte an, einen Platz in der Innenverteidigung zurückerobern zu wollen, und er sagte auch unmissverständlich: „Ich bin Kapitän und will es weiterhin bleiben.“ Im Traininingslager unterstreicht er seine Worte mit Leistung, dies muss auch Stevens imponiert haben. Denn der Kapitän wird auf Schalke nicht gewählt, sondern vom Trainer bestimmt.

Huntelaar und Metzelder sind Stellvertreter

Als Stellvertreter benannte der Niederländer wie erwartet seinen Landsmann Klaas-Jan Huntelaar und zudem Routinier Christoph Metzelder, der auch ohne Stammplatz das Teamgefüge stützt. Der ebenfalls als Kandidat gehandelte Jermaine Jones blieb außen vor.

Auffallend: Der Mittelfeld-Routinier zählt auch nicht zum ebenfalls neu aufgestellten Mannschaftsrat. Zu dem fünfköpfigen Gremium gehören die drei Kapitäne und zwei vom Team gewählte Mitglieder: Das Rennen machten Timo Hildebrand und Christian Fuchs. In der vergangenen Saison gehörten neben Benedikt Höwedes und Christoph Metzelder noch Peer Kluge, Mathias Schober und Hans Sarpei dazu, die allesamt nicht mehr auf Schalke spielen.

Auch interessant

Mit der internen Führungsstruktur hat Schalke vor dem Saisonstart eine bewegende Frage beantwortet. Eine perspektivisch noch bedeutendere bleibt vielleicht nicht so lange offen wie befürchtet. Denn Klaas-Jan Huntelaar hat signalisiert, dass er den Verein bei den Verhandlungen um eine mögliche Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Vertrages nicht lange zappeln lassen will. „Ich will mich schnell entscheiden und nicht erst während der Saison“, kündigte der Bundesliga-Torschützenkönig in einem Gespräch mit Sport-Bild an.

Huntelaar ist in der besseren Verhandlungsposition

Manager Horst Heldt ist an einer zügigen Entscheidung interessiert, sie müsse aber nicht zwingend schon vor dem Pokalspiel am 19. August in Saarbrücken fallen: „Wir setzen ihm nicht die Pistole auf die Brust, aber es wäre schon gut, wenn wir nicht erst im Herbst Klarheit hätten.“

Klarheit kann auch heißen, dass Huntelaar Schalke nach der Saison verlässt. Er ist in der besseren Verhandlungsposition, er könnte auch bis zum Frühjahr auf ein tolles Angebot eines internationalen Top-Klubs warten. Aber es gibt ja auch noch eine dritte Möglichkeit: Huntelaar könnte jetzt verlängern und in den nächsten Jahren trotzdem wechseln, falls sich die Gelegenheit ergäbe. Heldt stellt dem 28-Jährigen deshalb auch für den neuen Vertrag eine Ausstiegsklausel bei entsprechend hoher Ablösesumme in Aussicht. So würde bei einem Transfer wenigstens wirtschaftlicher Schaden von Schalke abgewendet.