Gelsenkirchen. . Am Samstag begeht Raúl Gonzalez Blanco sein letztes Heimspiel für die Gelsenkirchener Knappen. Er verlässt den Verein wohl Richtung Katar. Die Königsblauen werden ihn schmerzlich vermissen, den spanischen Fußballstar. Doch was macht das Phänomen Raúl aus? Eine Spurensuche.

Es ist ein bisschen so, als wäre der Himmel geborsten und rund um den Spanier Raúl als Paradies auf die Erde gefallen. Denn Raúl, der Stürmerstar des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, macht in seinem Leben offensichtlich ziemlich viel richtig. Diese Gabe ist etwas Angeborenes. Es ist nichts, das sich einfach so erlernen lässt. Es ist die Augenfarbe der Seele.

Wie kommt man solch’ einem Phänomen auf die Spur? Wie hat es ein 34-jähriger Spanier geschafft, in zwei Jahren zum Gesicht eines Ruhrgebiets-Vereins zu werden? Wieso verehren ihn die Fans, obwohl er seinen Vertrag nicht verlängert hat und Samstag beim letzten Heimspiel gegen Hertha BSC mit Blumen verabschiedet wird?

Eine Spurensuche.

Die Frühlingssonne scheint auf Raúls weiße Villa

Es ist Vormittag, die Frühlingssonne scheint auf eine weiße Villa. Die Jalousien sind zum Schutz gegen die Sonne herunter gelassen. Gegenüber harken Gärtner Blütenblätter vom Rasen. Raúl wohnt mit seiner Frau und seinen fünf Kindern nicht in Gelsenkirchen. Er hat sich für Düsseldorf entschieden, nachdem ihn der damalige Schalker Manager Felix Magath von Real Madrid nach Deutschland gelockt hatte. Raúls schwarzer Phaeton parkt am Straßenrand.

Die Familie aus Madrid traut dem deutschen Wetter nicht. Neben der Haustür lehnen zwei Regenschirme an der Wand. Es ist eine Wohngegend, in der an den Klingeln statt Namen Buchstaben stehen. R. G. B., die Abkürzung für Raúl Gonzalez Blanco.

Mit der Familie in der Eisdiele

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Die Eisdiele, in der Raúl ab und zu mit seinen Kindern sitzt, ist einen fünfminütigen Spaziergang entfernt. Es gibt italienische Sorten, die Pompelno Rosa und Arancello heißen. Rosa Pampelmuse und Orange. „Eine sehr nette Familie“, sagt die Bedienung. Mehr aber auch nicht, man verrät nichts über seine Gäste.

Raúl selbst hat weniger Berührungsängste. Er redet zwar nicht viel in der Öffentlichkeit, aber er legt seinen Arm um die Fans, wenn sie ihn entdecken und fotografieren möchten. Als er vor zwei Jahren ankam, fuhr er zu Ikea und wuchtete Kleinigkeiten für die Kinderzimmer in zwei Einkaufswagen. Ein Mann, der sieben Millionen Euro im Jahr verdient und bei Ikea einkauft, ist entweder geizig oder entspannt.

Raúl „hängt sich für die Mannschaft rein“ 

Raúl ist entspannt. Die Menschen erkannten ihn an der Kasse, und er legte mal wieder den Arm um sie. Die Fotos schafften es in die Zeitung, und in Schalke verstummten die Skeptiker, die einen alternden Abzocker erwarteten. Wer bei Ikea kauft, ist vielleicht doch einer von uns.

Von der weißen Villa bis zum Schalker Markt zeigt das Navigationssystem: 37 Kilometer Luftlinie. Gefühlt ist es eine Fahrt in eine andere Welt.

In der Vereinskneipe „Schalker“ bestellt Dieter Menz eine Cola. Menz ist Fan. „Der Raúl ist ein Riese“, sagt er. „Er ist sich für nichts zu schade und hängt sich für die Mannschaft rein.“ Die Hintergründe für die Popularität werden langsam sichtbar wie früher die Konturen auf einem Foto im Entwicklerbad.

So sieht ein Mann aus, der friert

Der 34-Jährige schafft es, das Talent eines großartigen Stürmers mit Traumtoren, das angenehme Leben eines Fußball-Millionärs und das Kämpferherz für die Fans gleichzeitig in seiner Persönlichkeit unterzubringen. Ein Mann, den Opel- und Mercedes-Fahrer gleichzeitig grüßen.

Vom „Schalker“ ist es nicht mehr weit bis zum Trainingsgelände. Als die Profis um 15 Uhr auf den Rasen traben, regnet es. Raúl vergräbt die Hände in den Taschen. So sieht ein Mann aus, der friert.

Sympathischer Lächler, knallharter Verhandler

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Er trägt die Haare kürzer als vor zwei Jahren, die Ohren liegen frei. Ein bisschen weniger Spanien, ein wenig mehr Deutschland. Am Rand stehen die Fans, viele tragen Trikots mit der Aufschrift „Raúl“. Die Spieler wärmen sich auf. Der Spanier macht das mit einem Lächeln. Sein Lächeln legt sich wie eine Decke über den Platz. Es scheint, als würde es sofort ein paar Grad wärmer.

Aber er ist nicht nur der nette Mensch, er ist auch ein knallharter Verhandlungspartner. Rund vier Millionen Euro brutto hätte er in Schalke pro Jahr weiterhin verdienen können. Dort, wo ihn die Menschen verehren. Raúl zögerte, überlegte und wechselt wohl zu den Öl- und Gas-Milliardären nach Katar. Angeblich soll er dort in den kommenden Jahren als Spieler und später als Repräsentant für die WM 2022 insgesamt 40 Millionen netto kassieren.

Ein T-Shirt zum Abschied

Schalke-Boss Clemens Tönnies weiß, dass er damit einen Sympathieträger verliert. „Er hat positiv zu unserem Image beigetragen“, sagt er. In Bilanz-Zahlen ist Image schwer zu messen. Doch selbst Leute, die nicht in königsblauer Bettwäsche schlafen, loben Raúl: „Er war gut für Schalke. Und es war gut, einen der ganz Großen des Weltfußballs in der Bundesliga gehabt zu haben.“ Zum Abschied gibt es am Samstag in der Arena das eigens angefertigte T-Shirt „Gracias Raúl“ zu kaufen. Es wird einen fünfstelligen Euro-Betrag einbringen.

Aber Raúl und kleinbürgerliches Euro-Zählen passen nicht zusammen. Der Spanier lächelt wieder und betont, wie sehr er Schalke in sein Herz geschlossen habe, und dass er doch mit 34 Jahren auch einmal an seine Familie denken müsse. Er bedient damit eigentlich die üblichen Schablonen des Profisports, aber er trifft mal wieder – natürlich – den richtigen Ton, und niemand ist ihm böse. Raúl, fast schon ein Ritter Sport.

Raul verlässt Schalke 04

Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
Raul nimmt auf Schalke seinen Hut. © WAZ FotoPool
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
Raul nimmt auf Schalke seinen Hut. © WAZ FotoPool
Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
Raul nimmt auf Schalke seinen Hut. © WAZ FotoPool
Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
Raul nimmt auf Schalke seinen Hut. © WAZ FotoPool
Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
Raul nimmt auf Schalke seinen Hut. © WAZ FotoPool
Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
Raul nimmt auf Schalke seinen Hut. © WAZ FotoPool
Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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Raul nimmt auf Schalke seinen Hut.
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