Gelsenkirchen. . Nach der 1:2-Derbyniederlage gegen Borussia Dortmund ist der Schalker Vorsprung vor Borussia Mönchengladbach auf ein Pünktchen geschrumpft. Trainer Huub Stevens und Manager Horst Heldt beklagten, dass die Blau-Weißen vor allem bei den Standards nicht so clever sind wie die Scharz-Gelben.
Gutes Timing war das nicht. Als die Schalker Derbyverlierer die Tribünen abschritten, um sich höflich für die Unterstützung ihrer Fans zu bedanken, stiefelten sie gerade in dem Moment an der Süd-Ost-Ecke der Arena vorbei, als dort die wilde Tanzparty der Dortmunder Derbygewinner begann. Als wäre nicht schon allein das Ergebnis, diese 1:2-Heimniederlage, bitter genug gewesen. Jetzt gab es auch noch den K.o.-Schlag fürs Gemüt. Wen dieses Szenario als Profi kalt ließ, der übernachtet im Kühlwagen.
Die Schalker konnten sich zwar grämen, mussten sich aber nicht schämen. Sie hatten den Favoriten lange Zeit energisch bedrängt und bearbeitet, sie waren schon in der neunten Minute durch Jefferson Farfan in Führung gegangen. Und sie waren auch nicht eingeknickt, nachdem Lukasz Piszczek in der 17. Minute ausgeglichen hatte. „Wir haben gegen den letztjährigen und den – denke ich – neuen Meister auf gleicher Ebene gespielt“, resümierte Schalkes Trainer Huub Stevens, und Manager Horst Heldt meinte sogar: „Heute hat der Glücklichere gewonnen.“
Stimmt. Und stimmt nicht.
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Natürlich hatten die Dortmunder auch Glück. Zum Beispiel, als Schiedsrichter Manuel Gräfe acht Minuten vor der Pause den Schalkern einen Elfmeter verweigerte, obwohl Marcel Schmelzer Klaas-Jan Huntelaar zu Boden gerissen hatte. Zum Beispiel, als der niederländische Torjäger nach der Halbzeit eine perfekte Linksflanke von Christian Fuchs volley nahm und unters Dach drosch. Und auch, als beim entscheidenden Eckstoß von Ilkay Gündogan in der 63. Minute der Ball an Christoph Metzelders Arm tickte und genau vor die Füße von Sebastian Kehl tropfte, der ihn dann über die Linie drückte.
Aber die Analysen von Stevens und Heldt waren auch nicht frei von Selbstkritik. Auch sie sahen durchaus weitere Gründe für die Niederlage der Königsblauen. „Die Dortmunder waren in der einen oder anderen Situation cleverer“, meinte der Manager. „Wir haben 13 Ecken, die haben fünf, und sie machen daraus zwei Tore.“ Exakt an dieser Stelle hakte auch der Trainer ein: „Bei Standards sind die Dortmunder gieriger, da muss meine Mannschaft noch etwas lernen.“ Vor allem, sich voll zu konzentrieren. Unmittelbar vor der Ecke zum 1:2 waren die Blau-Weißen nämlich mit sich selbst beschäftigt. Kyriakos Papadopoulos hatte den Ball im Strafraum mit der Hacke zur Seite gespielt, wollte sich aber nicht die berechtigte Standpauke von Jermaine Jones anhören, den er stocksauer zur Seite stieß.
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Das folgende Gegentor schockierte die Schalker dann merklich. Ihr Spiel nach vorne verlor an Fluss und an Druck. Psychisch gestärkt kontrollierte der homogene BVB nun die Partie. Die Borussen sind als Mannschaft in der Entwicklung weiter als die Schalker. Und das machte dann eben doch den Unterschied von einem siegbringenden Tor aus.
Rückblick und Ausblick
Schalke 04 muss nun also um die direkte Qualifikation für die Champions League bangen, der Vorsprung vor Borussia Mönchengladbach ist auf ein Pünktchen geschmolzen. Und alle Schalker wussten: Sie hatten es nicht im Derby vermasselt, gegen Dortmund verlieren auch andere; niemals aber hätten sie sich mit 1:4 in Nürnberg blamieren dürfen. „Da haben wir einen Big Point liegen lassen, da können wir uns von anderen Mannschaften noch etwas abschauen“, sagte Horst Heldt vergrämt rückblickend. Huub Stevens aber fürchtet nicht, dass sich eine solche Peinlichkeit, die sich sein Team auch schon in Freiburg geleistet hatte, am kommenden Sonntag in Augsburg wiederholen könnte. Als er gefragt wurde, ob er sich vor dem Saisonendspurt Sorgen mache, sagte er: „Nach dem Spiel in Nürnberg ja, nach diesem Spiel nein.“