Gelsenkirchen. Borussia Dortmund hat das Revierderby gegen den FC Schalke 04 mit 2:1 gewonnen. Der deutsche Meister ging letztlich glücklich durch ein Tor von Sebastian Kehl in Führung.

Schwarz-gelber Jubel in der blau-weißen Arena, der Deutsche Meister befindet sich weiterhin auf dem besten Weg in Richtung Titelverteidigung. Mit 2:1 besiegte Borussia Dortmund den FC Schalke 04, der kämpferisch alles versucht hatte, sich aber nicht entscheidend durchsetzen konnte. Und der nun umso mehr um Platz drei und damit um die direkte Qualifikation für die Champions League bangen muss.

Beide Trainer überraschten jeweils einmal bei der Präsentation ihrer ersten Elf. Huub Stevens setzte Stammspieler Joel Matip auf die Schalker Bank. Es war erwartet worden, dass der Innenverteidiger ins defensive Mittelfeld vorgezogen würde. Doch dort spielte Christoph Moritz, und dahinter verteidigte Christoph Metzelder. Jürgen Klopp brachte wieder Sven Bender ins Team, doch er nahm nicht Ilkay Gündogan, sondern Kapitän Sebastian Kehl heraus. Weil auf Schalker Seite der noch nicht wieder genesene Benedikt Höwedes fehlte, begrüßten sich als Kapitäne diesmal Christoph Metzelder und sein früherer BVB-Teamkollege Roman Weidenfeller.

Spektakulärer Auftakt zwischen Schalke und Dortmund

Bevor es losging, wurde es still im Stadion. Schalke trauerte um Manfred Orzessek, den Torwart der Meistermannschaft von 1958. Bei der Gedenkminute vor dem Spiel standen nicht nur die Spieler beider Seiten andächtig Arm in Arm am Mittelkreis, es blieb sogar auf den emotional aufgeheizten Rängen angemessen ruhig.

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Als dann der Ball rollte, wurde es auf Anhieb spektakulär. Bereits nach 33 Sekunden tauchte Sven Bender allein vor Schalkes Torwart Lars Unnerstall auf, der machte sich breit, und Bender schoss ihn an. Schon in der vierten Minute hatte auch Schalke eine erste gute Chance: Kyriakos Papadopoulos köpfte nach einem Eckball von Jefferson Farfan knapp vorbei.

Es war also schon früh Feuer im Spiel, und es war laut in der Arena, deutlich lauter als gewöhnlich. Und in der neunten Minute wurde die Phonstärke sogar noch erhöht. Jermaine Jones zog aufs Tor zu, wurde von hinten gestoßen, fiel – doch Schiedsrichter Manuel Gräfe gab keinen Freistoß, sondern nur einen Eckball. Eine Entscheidung, die sich für Schalke dann doch nicht als Nachteil erwies. Denn als die Borussen den Eckball nur zu kurz abwehrten, nahm ihn Jefferson Farfan an der Strafraumkante perfekt auf und zog ihn gekonnt aufs Tor – 1:0, ein toller Auftakt.

Kampfbetontes Derby zwischen Schalke und Dortmund

Aber Borussia Dortmund ließ sich davon nicht lange beeindrucken. In der 17. Minute leistete sich Schalkes Christoph Moritz einen haarsträubenden Abspielfehler, Dortmund konterte, kam zu einer Ecke, nach der Schalke den Ball nicht unter Kontrolle bekam. Und diesmal zeigte Borussias Außenverteidiger Lukasz Piszczek, dass er mit der Kugel umgehen kann. Er drosch den Ball von der linken Strafraumseite herrlich mit links ins lange Eck. Ausgleich, alles wieder offen.

Die Schalker bemühten sich, mit ihrer bekannten Offensivstärke die Borussen unter Druck zu setzen. Doch die waren immer dann stark, wenn Schalke Fehler machte. Waren die Blau-Weißen auch nur ein wenig unkonzentriert beim Abspiel, schalteten die Schwarz-Gelben sofort auf Angriff um. So blieb das Spiel auch ohne packende Torszenen weiterhin spannend.

In der 37. Minute gab es eine heikle Strafraumsituation: Marcel Schmelzer riss Klaas-Jan Huntelaar zu Boden – kein Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Manuel Gräfe. Stattdessen pfiffen jetzt die Schalker Fans.

Derbystimmung. Das Spiel war fußballerisch nicht gerade hochklassig, aber enorm kampfbetont, intensiv und deshalb packend.

Klopp hatte bei Kehl-Einwechslung ein goldenes Händchen

Zur Pause wechselte Jürgen Klopp: Er brachte Sebastian Kehl für Sven Bender. Der Routinier hatte vor der Abwehr auf Anhieb genug zu tun, denn Schalke spielte weiter vorwärts. Zu oft aber fehlte dabei die entscheidende Zielstrebigkeit, und immer wieder befreiten sich die Dortmunder mit spielerischem Können. Einmal aber hätten sie das Nachsehen gehabt: Als Christian Fuchs in der 54. Minute eine Linksflanke lang auf Höhe des zweiten Pfostens schlug, nahm Klaas-Jan Huntelaar den Ball dort direkt – und knallte ihn weit drüber.

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Als das Spiel eine Stunde alt war, hatte es eine zunehmend klare Struktur bekommen: Schalke griff an, Dortmund konterte. Weil die Schalker aber bei allem Eifer keine Turbulenzen vor dem gegnerischen Tor auslösten, beulte sich das Netz dann plötzlich auf der anderen Seite aus. In der 63. Minute drückte Sebastian Kehl den Ball nach einer Ecke über die Linie. Die Schalker waren in diesem Moment unkonzentriert, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren. Vor der Ecke hatte Kyriakos Papadopoulos den Ball im eigenen Strafraum lässig mit der Hacke zur Seite gespielt, dafür musste er sich einiges von Jefferson Farfan und vor allem von Jermaine Jones anhören. Papadopoulos war uneinsichtig und sauer und stieß Jones weg. Dann brachte Ilkay Gündogan die Ecke herein, und Christoph Metzelder lenkte den Ball unglücklich vor den Fuß seines alten Freundes Sebastian Kehl.

BVB bringt Führung abgeklärt nach Hause

Nun wechselte auch Huub Stevens. Er nahm den überforderten Christoph Moritz heraus und probierte es mit Marco Höger, und für den fleißigen, aber glücklosen Julian Draxler kam Teemu Pukki.

Doch das Gegentor hatte die Schalker merklich schockiert. Ihr Spiel nach vorne verlor an Fluss und an Druck. Psychisch gestärkt kontrollierte der BVB nun die Partie. Die Borussen waren nicht überragend an diesem Tag, sie wären vielleicht auch zu schlagen gewesen. Aber sie sind clever und homogen, sie sind als Mannschaft in der Entwicklung ein ganzes Stück weiter als die Schalker. Und das machte dann eben doch den Unterschied von einem entscheidenden Tor aus.