Bilbao. . Auch nach dem Viertelfinal-Aus in Bilbao bleibt die Erkenntnis: Schalke hat nur zwei Torschützen. Klaas-Jan Huntelaar, die geniale Tormaschine aus den Niederlanden, er hat 39,6 Prozent aller Schalker Saisontore erzielt. Raúl ist schon länger ein Held in seiner spanischen Heimat und inzwischen wohl auch ein Schalker.
DFB-Pokalsieger und Halbfinalist in der Champions League. Das war das vergangene, das war ein berauschendes Fußball-Jahr des FC Schalke 04. Wenn jedoch im Mai die Titel 2012 vergeben werden, wird bei den Königsblauen niemand jubeln. Dennoch: Zu einem negativen Fazit ist Manager Horst Heldt überhaupt nicht bereit. „Die Spieler haben alles gegeben und sich würdig verabschiedet“, sagte er nach dem Viertelfinal-Aus in der Europa-League bei Athletic Bilbao, dem 2:4 und 2:2, um sich dann deutlich zu steigern. „Was die Mannschaft bislang in dieser Saison geleistet hat, ist erste Sahne.“
Dieses Kompliment können und dürfen vor allem zwei Spieler für sich in Anspruch nehmen, ohne die, auch wenn Trainer Huub Stevens solch überschwängliches Lob überhaupt nicht mag, sie nicht auf Rang drei der Bundesliga und somit einem Champions-League-Platz stünden und ohne die sie das Viertelfinale der Europa League wohl kaum erreicht hätten: Klaas-Jan Huntelaar und Raúl.
Der eine ist die geniale Tormaschine aus den Niederlanden, er hat 39,6 Prozent aller Schalker Saisontore erzielt. In Zahlen: 42 von 106 – und zwar 23 in der Bundesliga, in der er sich den ersten Platz in der Torschützenliste mit Mario Gomez vom FC Bayern München teilt, fünf im DFB-Pokal und 14 in der Europa League.
Der andere ist schon länger ein Held in seiner spanischen Heimat und inzwischen wohl auch ein Schalker. Als ihm am Donnerstagabend im Stadion San Mamés, das 1913 erbaut worden und somit das älteste des Landes ist, das grandiose Tor zur 2:1-Führung gelang, hatte er die Hoffnung auf das Wunder von Bilbao genährt.
Holtby auf Rang 47
„Raúl hat zwei Super-Spiele gegen Bilbao gemacht“, sagte Klaas-Jan Huntelaar, nachdem der das langwierige Prozedere der Doping-Probe hinter sich gebracht und der Freitag bereits begonnen hatte. Es war der 17. Pflichtsspiel-Treffer des 34-Jährigen in dieser Saison, so dass er gemeinsam mit Klaas-Jan Huntelaar 59 Tore und somit mehr als die Hälfte aller Saisontreffer der Königsblauen erzielt hat. „Wir haben ein großes Spiel gemacht“, sagte Raúl, um dann den Satz folgen zu lassen, den alle Schalker nach der Klasse-Partie in Bilbao folgen ließen. „Die Möglichkeit auf das Erreichen des Halbfinals haben wir im Hinspiel in den letzten 20 Minuten verspielt.“
Klaas-Jan Huntelaar, Raúl. Aber wer schießt sonst noch Tore für die Mannschaft von Trainer Huub Stevens?
Teemu Pukki zum Beispiel. Aber der Finne, der bisher fünf Bundesliga-Treffer erzielt hat, war bekanntlich wegen seiner Einsätze für HJK Helsinki in der Qualifikation der Europa League für die Schalker in diesem Wettbewerb nicht spielberechtigt – und am vergangenen Sonntag in der Bundesliga-Partie bei der TSG 1899 Hoffenheim, drei Tage nach seinem 22. Geburtstag, hatte er nicht zum Kader gehört.
Oder Lewis Holtby. Mit vier Treffern liegt der viertbeste Schalker in der Bundesliga-Torschützenliste auf Rang 47.
Es wird deutlich: Die Tor-Lücke, die hinter Klaas-Jan Huntelaar und Raúl klafft, ist immens. Der Versuch der Verbesserung beziehungsweise Korrektur ist – Stand Anfang April 2012 – gescheitert. Chinedu Obasi, den Manager Horst Heldt nach kurzer Ausleihe direkt mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2015 ausgestattet hat, hilft Trainer Huub Stevens ebenso wenig entscheidend weiter wie auch Ciprian Marica, der seit dem 28. Juli des vergangenen Jahres Schalker und bis zum 30. Juni 2013 gebunden ist.
Das zeigt: Obwohl er zum Start der neuen Saison bereits 35 Jahre alt sein wird, würde Raúl mit einem möglichen Wechsel in den Katar, von dem die spanische Sportzeitung Marca am Freitag berichtet, eine Riesen-Lücke reißen. Weil er eben, um die Worte seines Offensiv-Partners Klaas-Jan Huntelaars zu benutzen, „noch fit und stark im Kopf ist. Er hat Freude am Fußball“.