Gelsenkirchen. Nach sieben Ligaspielen in Folge droht Marco Höger vom FC Schalke 04 in Freiburg am Samstag die Ersatzbank. „Es ist klar, dass man bei einem Verein wie Schalke einen großen Konkurrenzkampf hat, aber das sehe ich positiv“, sagt Höger, der zuletzt überzeugende Leistungen zeigte.
Der Zeitpunkt wäre nahezu perfekt, um einen Stammplatz bei Trainer Huub Stevens einzufordern: Sieben Bundesliga-Spiele in Folge stand Marco Höger in der Startelf des FC Schalke 04, zweimal war er dabei einer der besten Spieler. Der Mann besitzt überzeugende Argumente, doch er schweigt – und könnte sich plötzlich auf der Ersatzbank wiederfinden.
Höger? Auf die Ersatzbank? Im ersten Moment ein fast unvorstellbares Szenario. Wie der 22-Jährige etwa im Spiel gegen den VfL Wolfsburg die Lücken in der gegnerischen Abwehr aufspürte, um durch eben diese mit chirurgischer Präzision den Ball auf die nach vorne stürmenden Offensiv-Kollegen zu passen. Oder wie konsequent er nach hinten absicherte. Wenn es sich die Königsblauen erlauben können, einen solchen Fußballer in die zweite Reihe zurückzustufen, dann muss sie im defensiven Mittelfeld ein Luxusproblem, ja, quälen. „Es ist klar, dass man bei einem Verein wie Schalke einen großen Konkurrenzkampf hat, aber das sehe ich positiv“, sagt Höger vor dem Auswärtsspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) beim SC Freiburg entspannt. Und: „Konkurrenz belebt das Geschäft und macht einen auch individuell besser.“
Jones und Holtby drängen in die Anfangsformation zurück
Das Luxusproblem besteht im Breisgau darin, dass mit Jermaine Jones (nach abgelaufener Sperre) und Lewis Holtby (nach überstandener Verletzung) zwei ehemals gesetzte Akteure wieder zurück in die Anfangsformation drängen. Da Trainer Huub Stevens die Ausfälle der verletzten Christoph Metzelder (Muskelfaserriss) und Christian Fuchs (Leistenprobleme) durch Joel Matip und Sergio Escudero kompensiert, könnte sich tatsächlich die Frage stellen: Wohin mit Marco Höger, dem vor der Saison vom Zweitligisten Alemannia Aachen verpflichteten Juwel? „Zunächst einmal ist es für mich das Wichtigste, dass ich überhaupt auf dem Platz stehe“, erklärt dieser auch mit Blick auf seine Aushilfsjobs als rechter Verteidiger, „wenn ich es mir aber aussuchen dürfte, fühle ich mich im Mittelfeld deutlich wohler.“ Was niemanden wundert. Schließlich spielte sich Höger in Aachen dort ins Blickfeld etlicher Erstligisten. Hoch, höher, Höger – diesen Tenor hatten Schlagzeilen, die von Erfolgen der Alemannia kündeten. Ob in der Jugend, in der Reserve oder in der Ersten.
Wer die durchwachsene Spielzeit von Högers ehemaligem Klub verfolgt, der erkennt nachträglich, welch wichtige Rolle der Neu-Schalker ausfüllte – ohne ihn fehlt der Druck nach vorne. Dass der gebürtige Kölner nach seinem Wechsel nach Gelsenkirchen aber nicht rheinländisch forsch auftritt, sondern bescheiden auf seine Chance als stiller Star wartet, versteht sich für ihn von selbst. Sein primäres Ziel, Einsätze über 90 Minuten, erreichte er jedoch schneller als erwartet. Auch deshalb sagt er: „Ich sehe meine Entwicklung auf Schalke sehr positiv. Ich habe in den letzten Spielen immer gespielt und bin natürlich glücklich darüber.“ Kleine Einschränkung, Höger typisch: „Aber ich muss wie jeder hier von Woche zu Woche auf hohem Niveau meine Leistung bringen.“
Höger wohnt in Gelsenkirchen
Huub Stevens imponieren die Auftritte und das Verhalten des – im Gegensatz zu vielen Kollegen – in Gelsenkirchen wohnenden jungen Mannes. „Wir wussten, dass er kein rechter Verteidiger ist – Marco hat uns auf dieser Position ausgeholfen und seine Sache ordentlich gemacht“, sagt der Trainer. „Jetzt macht er es im Mittelfeld gut, er entwickelt sich weiter. Marco macht Schritte in eine gute Richtung – so einfach ist das.“ Setzt der Niederländer ihn in Freiburg trotzdem wieder auf die Bank? Stevens verrät das im Vorfeld selten. Aber diesmal sprechen die Argumente für sich. Für Höger - statt Holtby.