München. Demütig und bescheiden waren die Reaktionen nach der 0:2-Niederlage in München. Das Abschluss-Wort gehörte Schalkes Trainer Huub Stevens: „Wir haben nie um die Meisterschaft gespielt, da muss man realistisch bleiben. Aber es war ja so, als würde ich gegen eine Wand reden.“

Natürlich, es sind noch elf Spieltage zu absolvieren und 33 Punkte zu verteilen. Und dennoch scheint sich die Situation an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga zu zementieren: Dortmund souverän vorneweg, die Bayern in der ersten Verfolgerrolle, Mönchengladbach pendelt sich auf Rang drei ein. Und der FC Schalke? Der stellt allmählich fest, dass er mit Rang vier am Ende der Saison durchaus gut leben könnte.

Demütig und bescheiden waren die Reaktionen nach der 0:2-Niederlage in München, die zwar unglücklich, vielleicht auch unfair eingeleitet wurde, aber am Ende durchaus noch höher hätte ausfallen können. Die Schalker wirkten am Abend in der Münchner Arena wie Polizeibeamte, die sich Hoffnungen auf einen höheren Dienst im Kommissariat gemacht haben, nun aber zur Kenntnis nehmen, dass sie ein weiteres Jahr auf Streife gehen.

Kapitän Benedikt Höwedes empfindet es nicht als Degradierung, sondern als logischen Schritt: „Wir sind immer noch in einer Entwicklungsphase, da gehören Rückschläge durchaus dazu. Wobei ich heute lieber von einem Rückschritt sprechen würde.“

Huntelaar blickt auf Chance gegen BVB

Es war ein Schritt weg vom Titel, den eigentlich keiner so richtig auf der Rechnung hatte, wenn man den Worten aus Spielerkreisen Glauben schenken darf. Aber auch ein logischer, wenn man die direkten Vergleiche mit den Konkurrenten heranzieht: Gegen Bayern zweimal 0:2 unterlegen, in Gladbach beim 0:3 deutlich die Grenzen aufgezeigt bekommen. „Es stimmt schon, aber wir haben noch die Chance zu Hause gegen den BVB“, gibt Torjäger Klaas-Jan Huntelaar zu bedenken, der in seiner Schalker Zeit zumindest schon verstanden hat, dass dieser mögliche Sieg zumindest emotional immer einiges glattbügelt.

Eng beieinander stehen sei die Spieltaktik gewesen, so der Holländer. Was dazu führte, dass die Partie für Königsblau gegen stürmische und entschlossene Bayern an der Mittellinie endete. Huntelaar sah da, wo er sich aufhielt, nur Rote um sich herum, kein Wunder, dass die Tormaschine außer Dienst im Spiel der Königsblaue mit den wenigsten Ballkontakten blieb. Mit wem denn auch? Badstuber oder Boateng waren zu Doppelpässen nicht bereit.

Jefferson Farfan erwarb sich ehrenvolle Verdienste in der Abwehrarbeit, Julian Draxler hatte wohl Berufsschule, befand sich eindeutig in der Lehrzeit. Und Raul? Nun, der lümmelte irgendwo zwischen Mittelfeld und Bayern-Abwehr herum und duckte sich hinter so manch rotem Trikot. Aber bei nüchterner Betrachtung liefert der Spanier – gerade in Auswärtsspielen – in den letzten Wochen deutliche Indizien, warum ihm Manager Horst Heldt nur einen Ein-Jahres-Vertrag anbietet. Der Senor wird nicht schneller.

Hildebrand zeigte starke Paraden

Ganz weit hinten scheint sich ein Problem mittelfristig zu verflüchtigen. Timo Hildebrand bot in seiner ersten Schalker Bundesligapartie von Beginn an ein großes Spiel mit Riesenparaden. Und seine Beteiligung am 0:1 durch Franck Ribery war auch ein bisschen der fehlenden Spielpraxis geschuldet, aber das lässt sich ja aufholen. Intuitiv wählte er in dieser Situation das kleinste Übel. Die Bayern hätten wahrscheinlich auch so die Partie für sich entschieden. So ging er nicht mit der Hand zum Balll und stoppte den Franzosen auch nicht mit unfairen Mitteln. Bei beiden Varianten hätte der Ex-Nationalkeeper folgerichtig Rot gesehen. Dann hätten die Schalker in den nächsten Wochen ein richtiges Torwartproblem gehabt.

Ein anderes haben sie nun möglicherweise im nächsten Auswärtsspiel am Samstag in Freiburg. Fünf Minuten vor Schluss machte sich der bedauernswerte Teemu Pukki – kein Gewinner der letzten Wochen – zu einem Kurzeinsatz bereit, als er wieder zurückgepfiffen wurde. Christoph Metzelder, der fleischgewordene Ruhepuls in Schalkes Abwehr, hatte bei einem Tackling einen Stich in der Leistengegend verspürt und signalisierte gleich seine Auswechselung. „Da ich meinen Körper kenne, vermute ich einen kleinen Muskelfaserriss“, so Dr h.c. Metzelder bei einer Spontan-Diagnose.

Das Abschluss-Wort gehörte Trainer Huub Stevens: „Wir haben nie um die Meisterschaft gespielt, da muss man realistisch bleiben. Aber es war ja so, als würde ich gegen eine Wand reden.“ Doch Stevens sah dabei nicht glücklich aus, dass er damit recht behält. Jedenfalls, nun bröckelt die Wand und zeigt Löcher. Und dahinter sieht man schemenhaft die Konturen von Leverkusen und Bremen, aber in respektvollem Abstand.