München. Adieu Meisterschaft - für den Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 wird nach der deutlichen 0:2-Pleite beim FC Bayern München sogar der Kampf um die Qualifikation zur Champions League wieder extrem spannend. Für Manager Horst Heldt sogar zu spannend.

Kyriakos Papadopoulos, dieser hünenhafte Schalker Innenverteidiger, den sonst trotz seiner erst 19 Jahre kaum etwas umwerfen kann, sank auf die Knie. Vor ihm stand: der Kollege Timo Hildebrand, eigentlich zwischen den Pfosten beheimatet. Gut 25 Meter vor dem Tor blickte der Grieche traurig und wütend zugleich zu Hildebrand hoch, als wollte er ihn fragen: Warum, Timo? Warum nur bist du rausgekommen?

Sekunden zuvor hatte Franck Ribery den herausstürmenden Schalker Torwart überlupft und locker zur 1:0-Führung eingeschoben. Zur verdienten 1:0-Führung.

Hildebrand pariert klasse gegen Müller und Robben

Allerdings hockte Papadopoulos nur wenige Augenblicke auf dem Rasen. Und seine kritischen Worte überdauerten nicht mehr als den ersten Augenblick der Enttäuschung. Denn der Grieche wusste: Wäre Hildebrand („Ich ärger mich selbst, dass ich rausgelaufen bin“) in seinem Tor geblieben, hätte der alleine auf ihn zu stürmende Franzose, wenn auch mit Papadopoulos im Nacken, den Treffer auch erzielt. Und: Einzig Hildebrand war es zu diesem Zeitpunkt zu verdanken, dass die Königsblauen nicht höher zurücklagen.

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Wie er zum Beispiel in der 6. Minute erst gegen Thomas Müller und dann gegen Arjen Robben pariert hatte – klasse. Wie Hildebrand später erneut gegen Müller aus kurzer Distanz mit einem Handreflex klärte – ebenso brillant wie kurz vor Schluss erneut gegen Robben.

„Ein Dank an Timo, dass wir nur 0:2 verloren haben“, sagte Trainer Huub Stevens nach dem Spiel - sichtlich verärgert. Denn die Negativserie der Königsblauen in Spitzenspielen gegen Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach und eben den FC Bayern hatte sich fortgesetzt. Fünf direkte Duelle bestritten die Schalker bislang – viermal verloren sie so wie gestern deutlich. Mutlos, kraftlos. „Ich weiß auch nicht, woran das liegt“, hatte Horst Heldt im Vorfeld der Partie in München gesagt. Am Sonntag erteilte sich der Manager ein Redeverbot – „ist besser so“, zischte er knapp.

Denn die Trendwende blieb aus. In der Abwehr gegen die erstarkten Bayern sicherer als erwartet, enttäuschte wie zuletzt in den Top-Begegnungen die Schalker Offensive, bis zum Anpfiff mit 50 erzielten Toren die beste der Liga. Klaas-Jan Huntelaar, Torjäger Nummer 1? Wie immer gegen Dortmund, Mönchengladbach und Bayern nicht bemerkenswert auffällig. Raul, spanischer Superstar? Ebenso abgemeldet. Und diese Liste ließe sich fortführen.

Reizthema Meisterschaft

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Deshalb schlichen die Schalker nach dem Abpfiff reumütig zu ihren Fans. „Vielleicht haben uns die 120 Minuten vom Donnerstag noch in den Knochen gesteckt“, sagte Timo Hildebrand und bemühte auf der Suche nach Erklärungen das Europa-League-Spiel gegen Pilsen, welches erst nach Verlängerung mit 3:1 gewonnen worden war.

Auf eine Frage reagierten die Königsblauen am Sonntag allerdings leicht gereizt: Hat sich nun das Thema Meisterschaft erledigt? „Wir haben nie davon gesprochen, Meister werden zu wollen“, erklärte Kapitän Benedikt Höwedes, „unser Ziel ist die Champions League und dafür haben wir eine gute Ausgangsposition.“