Gelsenkirchen. Nach der Verletzung von Lars Unnerstall rückt der ehemalige Nationaltorwart Timo Hildebrand in den Blickpunkt. Schalke-Manager Horst Heldt sieht für alle eine win-win-Situation: „Nun kann er sich unter Beweis stellen und uns überzeugen oder sich selbst für andere anbieten.“

Schalke-Torhüter Lars Unnerstall ist ein zäher Brocken. Einer, der sich aus den Niederungen der Regionalliga ins Scheinwerferlicht der Bundesliga gekämpft hat, gibt die eroberte Position nicht mehr so schnell her. So verteidigte er die Nummer eins auch gegen einen ehemaligen deutschen Nationaltorhüter.

Sprengung des Schulter-Eckgelenks bei Schalke-Torwart Unnerstall

Bis Sonntagnachmittag, bis zu dieser Szene im Torraum, als er im Luftduell mit Mario Mandzukic unfair angegangen wurde und auf die Schulter geknallt war. Kurze Dehnübungen, weiter ging es. Noch ein paar Mal musste er bis zur Pause sein Können unter Beweis stellen, Kopf und Kragen riskieren. Erst in der Halbzeit, als die Schmerzen das Adrenalin verdrängten, signalisierte er, dass es nicht mehr weitergehe. Umgehend wurde er mit Verdacht auf Schlüsselbeinbruch in die Uniklinik Münster zur Untersuchung gebracht. Spätere Diagnose von Professor Michael Raschke: Sprengung des Schulter-Eckgelenks, vier bis sechs Wochen Pause. Noch am gestrigen Abend sollte entschieden werden, ob eine Operation notwendig ist oder die Verletzung konservativ behandelt wird.

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Natürlich gibt es schönere Momente für einen Reserve-Torhüter, wieder die Chance zur Bewährung zu bekommen. Aber Timo Hildebrand hatte lange auf diesen Augenblick gewartet, wenn auch unter glücklicheren Umständen. Als Unnerstall in der Pause kopfschüttelnd signalisierte, dass es nicht mehr weitergehe, verschwand der erfahrene Hildebrand noch geschwind auf der Toilette – so viel gespannte Nervosität muss dann auch bei einem Routinier noch sein. Nach dem Spiel löste sich die Anspannung: „Es war schön, wieder zu spielen“, sagte er nach seiner ersten Bundesligapartie nach fast zwei Jahren, meinte aber auch: „Wenn man bei so einem Spielstand in eine funktionierende Mannschaft reinkommt, fällt es einem leicht.“ Nun, die richtige Nagelprobe für den 32-Jährigen wird es wohl am kommenden Sonntag bei den Münchner Bayern (15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) geben, aber den Verantwortlichen ist nach der gestrigen Vorstellung nicht mehr bange. „Wir haben Timo nicht umsonst geholt, was sich heute bestätigt hat“, meinte dann ein erleichterter Schalke-Trainer Huub Stevens, der aber seine Nummer zwei lange für sein Comeback hatte schmoren lassen. Den Tiefpunkt lotete Hildebrand bei seinen Einsätzen im Regionalliga-Team aus, als er nach der 0:1-Niederlage bei Rot-Weiss Essen schon von den Fans an der Hafenstraße für seine augenblickliche Viertklassigkeit verspottet wurde und anschließend Ungeduld anmeldete: „Mein Ziel war eigentlich nicht der Regionalliga-Fußball.“ Danach wartete er auf der Ersatzbank aber geduldig auf sein Chance.

Hildebrand zurück im Rampenlicht

Nun ist er zurück im Rampenlicht – und dies sei laut Manager Horst Heldt für alle Seiten eine Win-win-Situation, auch für eine Vertragsverlängerung über die Saison hinaus: „Nun kann er sich unter Beweis stellen und uns überzeugen oder sich selbst für andere anbieten.“ Der Anfang in der zweiten Halbzeit war für Heldt jedenfalls vielversprechend: „Timo stand heute im Tor, als wenn nichts gewesen wäre. Er strahlt eine enorme Ruhe aus, er ist ein alter Fuchs.“ Mit seiner Routine und seiner großen Erfahrung sei er in der Lage, die Mannschaft von hinten aus zu führen. Und am Saisonende werden die Karten neu gemischt.