Haifa. Timo Hildebrand steht am Mittwoch im Europa-League-Spiel in Haifa erstmals im Tor der Schalker Profimannschaft. In der Rückrunde will er der Stammtorwart der Königsblauen sein. „Im Trainingslager werde ich richtig Gas geben. Ich bin bereit für die Bundesliga“, sagte er.
Mitte Januar wird Timo Hildebrand zum ersten Mal Vater. Er hätte aber auch nichts dagegen, wenn seine Freundin Verena das Baby früher zur Welt bringen würde. „Ich werde ihr zärtlich über den Bauch streicheln“, sagt Timo Hildebrand und lacht – weil es dann natürlich viel schneller geht.
Timo Hildebrand wirkt ausgeglichen in diesen Tagen und so gar nicht genervt, wie es zumindest seine berufliche Situation vermuten lassen könnte. Seit Oktober ist der frühere Nationaltorwart auf Schalke, aber bisher hat er noch nicht ein einziges Spiel für die Profimannschaft absolvieren dürfen. An diesem Mittwoch (21.05 Uhr, live im DerWesten-Ticker) wird sich das ändern: Im Spiel der Europa League bei Israels Meister Maccabi Haifa darf Hildebrand zum ersten Mal ran – aber auch das nur, weil in der für Schalke sportlich bedeutungslosen Partie nahezu die komplette Stamm-Elf für das Bundesligaspiel am Samstag gegen Werder Bremen geschont wird. Für den 32-Jährigen ist es trotzdem ein Schritt nach vorne: „Ich freu mich drauf.“
Bewährungschance in Haifa
Es hat länger gedauert bis zu dieser Bewährungschance als von ihm selbst „erhofft“ – das gibt der frühere Stuttgarter ehrlich zu. Als ihn Schalke geholt hatte als Ersatz für den verletzten Ralf Fährmann, da muss er bei seiner Herkunft als ehemalige Nummer drei in Deutschland ganz einfach die Erwartung gehabt haben, die anderen Torhüter Lars Unnerstall und Mathias Schober über kurz oder lang hinter sich zu lassen: Der eine ein Greenhorn, der andere auf der Zielgeraden der Karriere. Aber die Demut, die er versprochen hat, als ihn Schalke von der Arbeitslosigkeit befreit hatte, verbietet es Timo Hildebrand, aus dieser Erwartung nun Forderungen abzuleiten. Es sei ihm bewusst gewesen, dass er nicht sofort ins Tor rücken würde: „Mir war klar, dass ich diesen Weg gehen muss.“
Dieser Weg: Das hieß für ihn, solange Spielpraxis in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga zu sammeln, bis er oben gebraucht wird. Doch weil sich Lars Unnerstall einfach keine gravierenden Fehler erlaubte, hat sich nie die Notwendigkeit für einen Wechsel ergeben. Einmal hat Hildebrand die Leistungen des unbekümmert haltenden Youngsters gelobt, was ihm sogleich so ausgelegt wurde, dass er das Rennen aufgegeben habe. Auf seiner Homepage sah er sich zur Klarstellung in eigener Sache gezwungen: „Ich werde nicht aufgeben. Ich will in das Tor, das ist mein Anspruch. Ich bin bereit für die Bundesliga.“
Eine echte Chance ist das Haifa-Spiel für Hildebrand nicht
Das Spiel in Haifa sieht er nun gleichermaßen als Lohn für seine bisherige Arbeit und Ansporn für die Zukunft: Eine echte Chance ist es nicht, weil Unnerstall am Samstag gegen Bremen ins Tor zurückkehren wird. Diese echte Chance, die sieht er für sich in der Rückrunde, wenn er hofft, dass die Karten neu gemischt werden und seine Regionalliga-Zeiten dann passe sind: „Ich will wieder in den großen Stadien spielen“, sagt er, „im Trainingslager werde ich richtig Gas geben.“
Das Trainingslager, es findet vom 4. bis 12. Januar in Katar statt. Ganz, ganz weit fern der Heimat, wo seine Freundin Verena zu dieser Zeit täglich mit der Entbindung rechnen muss. Timo Hildebrand möchte bei der Geburt unbedingt dabei sein, muss dann aber befürchten, das Trainingslager zu verpassen. Irgendwie läuft es nicht rund für ihn auf Schalke. Aber vielleicht hilft ja: Abwarten und Bauch streicheln.