Dortmund. . Torwart Lars Unnerstall vom FC Schalke 04 genoss die Atmosphäre bei seinem ersten Derby, hätte aber lieber einen Fehler gemacht und gewonnen. Aus Schalkes Nummer 36 ist längst Schalkes unumstrittene Nummer eins geworden.

Mathias Schober? Timo Hildebrand, der sieben Länderspiele bestritten hat und jetzt auch das Georg-Melches-Stadion in Essen kennt? Von Woche zu Woche, von Tag zu Tag macht Lars Unnerstall Diskussionen über den Platz zwischen den Pfosten beim Bundesligisten FC Schalke 04 überflüssiger. Der 21-Jährige war bei der 0:2-Pleite bei Borussia Dortmund der einzige Mann in einem Gazprom-Trikot, der zufrieden sein konnte. Nicht mit dem Ergebnis, aber mit seiner Leistung.

Aus Schalkes Nummer 36 ist längst Schalkes unumstrittene Nummer eins geworden.

Eine Überraschung? Ja. Wer nämlich Lars Unnerstall in seinen zahlreichen Spielen im Regionalliga-Team der Königsblauen oder auch noch früher im Trikot der A-Junioren gesehen hatte, der musste sich doch ein paar Sorgen machen, ob dieser Schlussmann nach der Verletzung von Ralf Fährmann auch wirklich einer für die Bundesliga sein würde. Ist er offensichtlich. Und sollte sich jemand nur das Spiel vom Samstag im Signal-Iduna-Park herauspicken, käme er sogar zwingend zu dem Schluss, dass Lars Unnerstall auch dann spielen müsste, wenn Ralf Fährmann fit wäre.

Sogar Klopp lobte den Schalker Torwart

Sogar Jürgen Klopp, der Trainer des Deutschen Meisters, sprach davon, dass Lars Unnerstall „ein Riesen-Spiel gemacht hat“. Auch Huub Stevens wäre nie auf die Idee gekommen zu widersprechen; aber eigentlich hasst es der Schalker Coach, wenn ausgerechnet sein Torhüter im Blickpunkt steht. Zufrieden wird er aber zur Kenntnis genommen haben, dass sein junger Schlussmann nicht nur gut gehalten, sondern auch korrekt analysiert hat.

Es sei ärgerlich, gerade ein Derby, gerade dieses Derby zu verlieren, „aber wir hatten es auch nicht verdient zu gewinnen“, sagte Lars Unnerstall. „Wir hatten keine Torchance.“ Rums! Und das Ergebnis spiegelte sich in Huub Stevens Worten wider. Er sagte nämlich, dass er in seiner Mannschaft nur „drei, vier Spieler auf dem Platz gesehen hat, die ihr Niveau geholt haben“; die also ihre Leistung abgerufen und gebracht haben. Namen nannte er allerdings nicht.

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„Damit“, sagte der Schalker Trainer weiter, „kannst du kein Spiel gewinnen.“ Gegen Borussia Dortmund nicht, aber auch gegen viele andere Kontrahenten in der Fußball-Bundesliga nicht. Es war phasenweise jämmerlich. Oder, um die Samstagnachmittag-Worte von Manager Horst Heldt zu wählen: „Es ist verdammt ärgerlich, wie wir uns präsentiert haben.“

Dennoch: Lars Unnerstall, der ganz sicher nicht gemeint war, hat die außergewöhnliche Atmosphäre des Ruhrgebiets-Knallers dann doch zumindest ein kleines bisschen genossen. „Ich habe schon mal ein A-Jugend-Derby nebenan gespielt“, sagte er. Im altehrwürdigen Stadion Rote Erde halt. „Aber das ist hier was ganz anderes, ein ganz anderes Feeling, wenn 80 000 gegen dich sind. Überragend.“

Überragend. Ein solches Kompliment hätte er gerne auch seinen Vorderleuten ausgesprochen, die ihrem Trainer am 14. Spieltag jedoch die Höchststrafe erteilt hatten. Fehlende spielerische Klasse hätte Huub Stevens sicherlich verziehen und wird er auch verzeihen, aber fehlende Leidenschaft wird der 57-Jährige nicht so einfach wegstecken. Das Derby so zu verschenken, das geht nicht – und bei Huub Stevens schon gar nicht.

Schalker Schüler

Und so hatte wohl nicht nur der Trainer, sondern auch Lars Unnerstall über weite Strecken der Partie eine Erwachsenen- gegen eine Schüler-Mannschaft gesehen, bei der er sich nur wundern konnte. „Je mehr Fans gegen dich sind, desto geiler ist das Spiel, desto motivierter bist du“, sagte der Schalker Keeper. Aber seine Gefühle übertrugen sich nicht. Immerhin hatten seine Teamkollegen aber mitbekommen, dass ihr Torwart eine ganz starke Partie hingelegt hatte, dass er großartig gegen Mario Götze, Lucas Barrios und in der Nachspielzeit gegen Robert Lewandowski pariert hatte. „Aber dafür kann ich mir nichts kaufen“, sagte Lars Unnerstall. „Da halte ich mal lieber einen nicht und wir gewinnen trotzdem 2:1.“ Nur: Welcher Schalker Schüler hätte die beiden Treffer am Samstag in Dortmund erzielen sollen?

Lars Unnerstall war mächtig enttäuscht – trotz seiner überragenden Leistung.