Dortmund. . Trainer Huub Stevens und Manager Horst Heldt vom FC Schalke 04 nehmen die Derby-Verlierer nicht in Schutz. Ihre Analysen sind schonungslos. In dieser Woche gibt es zwei Gelegenheiten, um zurück in die Spur zu finden.
Es kommt schon mal vor, dass Fußballer in der Aufregung des Augenblicks den verbalen Nachschuss leicht verziehen. Guido Buchwald diagnostizierte einst, er habe eine „Oberschenkelverletzung im linken Fuß“, Stefan Effenberg betonte, er habe „nie die Verzweiflung verloren oder mich aufgegeben“, und Bundestrainer Jupp Derwall verneigte sich etwas ungelenk vor den ballbewegenden Frauen: „Der Damenfußball hat in der letzten Zeit einen großen Aufschwung erlitten.“
Lewis Holtby befindet sich also in bester Gesellschaft.
Schalkes junger Mittelfeldspieler lieferte nach der 0:2-Blamage im Ruhrgebiets-Derby in Dortmund den Versprecher des Tages. Er wollte Richtung sagen, na klar, aber er benutzte instinktiv eine stärkere und durchaus passende Vokabel: „Als ganzes Team haben wir versagt in der Hinrichtung“, hat Holtby festgestellt.
Kein Mut, kein Esprit, kein Offensivgeist, keine Spielkunst
Wohl wahr. Um ein Derby gegen ein so kompaktes Team wie den BVB gewinnen zu können, dazu hätte jeder Schalker an diesem Tag in Topform sein müssen. Davon aber waren die meisten Blau-Weißen so weit entfernt wie Ghana vom Gewinn der Mannschafts-Weltmeisterschaft im Skispringen. Kein Mut, kein Esprit, kein Offensivgeist, keine Spielkunst – von Beginn an reagierten die Schalker nur, das konnte nicht gutgehen.
Die Gründe für diese Passivität? Darüber rätselte nach dem Abpfiff auch Schalkes sportliche Führung. „Ich weiß es nicht“, sagte Trainer Huub Stevens. „Vielleicht war es Angst, vielleicht Respekt.“ Auch Manager Horst Heldt hatte keine Erklärung für den erschreckend schwachen Auftritt: „Das müssen wir mit den Spielern besprechen“, sagte er.
Stevens und Heldt schonten die Profis nicht. Nachdem der Trainer sein Team sogar zur „Schülermannschaft“ degradiert hatte, legte er nach. „Wenn nur drei, vier Spieler das nötige Niveau erreichen, dann gibt es gegen eine so gute Mannschaft wie Dortmund nichts zu holen“, meinte Stevens. „Dortmund ist in der Entwicklung doch etwas weiter als der FC Schalke, das hat sich in diesem Spiel gezeigt.“ Die Anerkennung für den Gegner sollte allerdings keinesfalls mit einer Entschuldigung für die Leistung seines Teams verknüpft werden, deshalb stellte Stevens klar: „Das war zu wenig von uns, es ist eine große Enttäuschung.“
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Manager Heldt spielte mit dem Trainer Doppelpass. „Wenn man sieht, dass schon nach einer Minute ein Beinschuss in der eigenen Hälfte versucht wird, dann merkt man früh, dass es nicht verstanden wurde, was hier nötig gewesen wäre“, sagte er und lobte dann den einzigen Schalker, der mit Körper und Seele Gegenwehr gezeigt hatte: „Wir können uns bei Lars Unnerstall bedanken, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel.“
Sogar der in dieser Saison oft überragende Torjäger Klaas-Jan Huntelaar hatte diesmal eine Präsenz wie Hagel in der Sahara. „Viele Spieler haben sich auch nicht in die Angriffsbemühungen eingeschaltet“, erklärte Heldt. „Aber auch die Rückwärtsbewegung hat nicht funktioniert. Es war alles vorhanden, was schlecht ist im Fußball.“
Jones und Papadopoulos fehlen gegen Augsburg
Nun bieten sich den Schalkern gleich zwei Gelegenheiten, um zurück in die Spur zu finden: Am Donnerstag kommt Bukarest zum Europa-League-Spiel (19 Uhr, live im DerWesten-Ticker), am Sonntag Aufsteiger Augsburg (17.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker). Die große Rotationsmaschine wird Huub Stevens aber nicht anwerfen können, die Aufstellung ergibt sich durch die Umstände: Der beim vorhandenen Aufgebot nicht zu ersetzende Jefferson Farfan und Kapitän Benedikt Höwedes fehlen weiterhin verletzt, Teemu Pukki ist international nicht spielberechtigt, und in der Bundesliga müssen Jermaine Jones und Kyriakos Papadopoulos Gelb-Sperren absitzen. Die meisten Derby-Verlierer werden also Bewährungs-Chancen erhalten. „Ich hoffe, dass sie aus diesem Spiel viel gelernt haben“, sagt Stevens. „Sonst verliert man nicht nur drei Punkte, sondern mehr.“