Hamburg. . Auch das Bundesliga-Comeback als Schalke-Coach ist für Huub Stevens gelungen: Die königsblauen Schalker setzten sich dank Klaas-Jan Huntelaar mit 2:1 (1:1) beim Hamburger SV durch. Schalke-Manager Horst Heldt ist “glücklich und zufrieden.“

Es waren sehr bewegende Minuten, als der Hamburger SV vor dem Spiel einen Mann ehrte, mit dem der Klub viele schöne Erinnerungen verbindet: Hermann Rieger wurde am Sonntag 70 Jahre alt, der Masseur aus Bayern, der in Hamburg zur Kultfigur wurde. Das Klubmaskottchen ist nach ihm benannt worden, er hat sogar einen eigenen Fan-Klub. Weinend stand nun dieser seit Jahren schwer kranke Mann, der mehrere große Operationen ertragen musste, vor der Fantribüne und hatte nur einen Wunsch: dass ihm sein HSV zum Geburtstag einen Sieg gegen den FC Schalke 04 schenken möge.

Doch dieser Wunsch blieb unerfüllt: Mit 2:1 gewannen die Schalker das erste Bundesligaspiel unter ihrem neuen Trainer Huub Stevens, der es dadurch leicht verdauen konnte, dass er in Hamburg gar nicht freundlich empfangen worden war – obwohl doch der HSV die Verhandlungen mit Stevens beendet hatte, bevor er dann in Schalke einstieg. Mit dem Sieg schoben sich die Königsblauen auf Platz vier vor, und Stevens atmete tief durch: „Der HSV hat es uns wirklich schwer gemacht“, bilanzierte er und leistete für den Gegner unbezahlte moralische Aufbauarbeit: „Es tut mir leid, dass die Hamburger da unten reingerutscht sind, aber wenn sie so weiterspielen, kommen sie da auch bald wieder raus.“

Hundert-Prozent-Quote von Torjäger Klaas-Jan Huntelaar

Sein eigenes Team hatte zwar keineswegs fehlerfrei, aber ungeheuer effektiv gespielt. Beleg dafür war die Hundert-Prozent-Quote von Torjäger Klaas-Jan Huntelaar: Zweimal nur kam der Niederländer zu Chancen, zweimal versenkte er die Kugel gekonnt im Netz. Nachdem er seinen Job optimal erledigt hatte, lobte er seinen Landsmann Stevens: „Der Trainer hat sein eigenes Selbstvertrauen auf die Mannschaft übertragen.“

Das erste Zeichen setzte Schalke früh: In der 13. Minute drehte sich eine Flanke von Rechtsverteidiger Marco Höger perfekt dem Mittelstürmer entgegen, Huntelaar platzierte den Ball per Kopf im langen Eck.

Völlig unverständlich, dass die Schalker nach diesem 1:0 inkonsequent spielten. Vorne versuchten sie zu zaubern, hinten leisteten sie sich Nachlässigkeiten. „Wir haben in dieser Phase den Fußball eingestellt“, klagte Stevens. „Das hatte aber auch damit zu tun, dass der HSV dann auftrumpfte.“ Logisch, dass in der 38. Minute der Ausgleich fiel: Benedikt Höwedes verstolperte den Ball im Mittelfeld, Mladen Petric war nicht mehr zu stoppen, beim Schuss des Kroaten ins kurze Eck sah Torhüter Ralf Fährmann unglücklich aus.

"Glücklich und zufrieden"

Die Hamburger witterten die Chance auf den ersten Heimsieg, sie zeigten Willen und Biss. Doch weil auch die beste Arbeitsauffassung im Fußball nicht ausreicht, wenn die Torgefahr ausbleibt, bekamen die Schalker in der 73. Minute die Gelegenheit zur entscheidenden Gegenwehr: Linksverteidiger Christian Fuchs flankte halbhoch, und Klaas-Jan Huntelaar balancierte den Ball grandios mit der Außenseite der Hacke ins Netz.

Es war aber nicht der Abend für große Triumphgesten, eher registrierte Schalke den Erfolg mit Erleichterung. „Wir haben uns selbst in Schwierigkeiten gebracht“, analysierte auch Manager Horst Heldt offen. „Es gibt noch einiges zu verbessern – aber natürlich sind wir glücklich und zufrieden, weil wir auswärts gewonnen haben.“

Welcher Geist mittlerweile auf Schalke herrscht, drückte sich in Heldts Kommentar zur Leistung von Top-Torjäger Huntelaar aus: „Er macht das, wofür er bezahlt wird“, meinte der Manager. „Er steht da, wo er stehen muss, aber er ist auch gut bedient worden.“ Der Einzelne ist nichts ohne die Mannschaft – wenn dies am Ende alle begriffen haben, ist Schalke 04 auf dem richtigen Weg.