Gelsenkirchen. Beschimpfungen gegen Manuel Neuer, eine verdiente Niederlage gegen den FC Bayern, ein unerwarteter Trainerwechsel und ein Einbruch in der eigenen Wohnung: Schalke-Manager Horst Heldt hatte es in der vergangenen Woche nicht leicht.

Seit dem 3. Juli 2010 arbeitet Horst Heldt beim FC Schalke 04. Zunächst stand er monatelang im Schatten des allmächtigen Felix Magath, seit dem 16. März 2011 und Magaths Rauswurf ist Heldt als "Vorstand Sport und Kommunikation" der Boss auf Schalke. Schalke erreichte das Halbfinale der Champions League, gewann den DFB-Pokal. Im Sommer drehte sich das Transferkarussell bei den Königsblauen unter Horst Heldts Regie besonders schnell. Doch keine Woche war für Heldt so anstrengend wie die vergangene. Lesen Sie bei DerWesten, wie die Woche für Schalkes Manager verlief. Dass diese am vergangenen Sonntag mit der 0:2-Niederlage gegen den FC Bayern begann, ist fast schon vorbei und vergessen.

Der Sonntag auf Schalke

Der Sonntag startet mit heftigen Protesten gegen Bayern-Torwart Manuel Neuer - und dann verlieren die Königsblauen auch noch hochverdient mit 0:2. Mittendrin nach dem Spiel: Der Manager, der erklären muss, weshalb Schalke so manches Plakat zugelassen hat, zum Beispiel eins von der Fangruppe "Ultras Gelsenkirchen" („Wir trauern um M. Neuer - gestorben zwischen 2005 und 2011 - wiederauferstanden als charakterlose Marionette“). Heldt stellt sich vor die Fans, sagt: „Das große Transparent erlaubten wir nach langer Überlegung, weil der Vorwurf von Charakterlosigkeit keine Beleidigung im juristischen Sinne ist. Außerdem wollten wir durch ein Verbot die Emotionen nicht weiter anheizen und andere Baustellen aufmachen.“ Dafür gibt's bundesweit Kritik.

Der Wochenstart

Heldt hält die Kritik aus. Und freut sich auf einen ruhigen Wochenstart. Bis Mittwochabend läuft alles wie immer. Dann wird er zu einem Treffen gebeten. Mit Trainer Ralf Rangnick, Rangnicks Berater Oliver Mintzlaff und Schalkes Vereinsarzt Thorsten Rarreck. Die harte Nachricht: Rangnick tritt zurück. Burnout. "Das zieht dir den Boden unter den Füßen weg", sagt Heldt, völlig geschockt. Er hat zuvor sechs Monate fast täglich mit Rangnick geredet. Und dann das.

Der Donnerstag - Trainerwechsel und Einbruch

Nach einer unruhigen Nacht tritt Horst Heldt mit Rangnick und Vorstandskollege Peter Peters am Morgen vor die Mannschaft. Rangnick verabschiedet sich. Um 11.30 Uhr gibt's in der Arena die offizielle Pressekonferenz. Horst Heldt sitzt auf dem Podium, mit Rarreck und Mintzlaff. Heldt sagt wenig, ist nicht so auskunftsfreudig wie sonst, sondern mitgenommen. Deutlich sichtbar. "Wir müssen das verarbeiten und erst einmal sacken lassen", sagt er. Auf die konkrete Frage, ob Rangnicks Vertrag schon aufgelöst sei, antwortet er hart: "Da pfeif ich erst einmal drauf." Am Nachmittag beginnt die Trainersuche. Der Aufsichtsrat trifft sich. Ein erster Name steht fest: Hansi Flick könnte Trainer werden, der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw. Flick steht bis 2014 beim DFB unter Vertrag - und Horst Heldt holt sich den ersten Korb.

Nach einem langen Tag kehrt er zurück nach Hause. Er wohnt in Düsseldorf-Oberkassel. Und erschreckt sich: Die Wohnung ist durchwühlt. "Das war der Höhepunkt", sagt Heldt. "Nach so einem langen, intensiven Tag... Du hast der Mannschaft und der Öffentlichkeit die Nachricht mitgeteilt und dann ist deine Wohnung durchwühlt und einige Sachen nicht mehr aufzufinden." Zum Beispiel ein Laptop. Heldt ruft die Polizei, schnell wird eine Alarmanlage installiert. Viel Schlaf findet er wieder nicht.

Der Freitag

Übermüdet geht's los. Der erste Tag der Trainersuche. Einen Schnellschuss gibt's nicht, gegen Freiburg soll Seppo Eichkorn auf der Bank sitzen. Das hat Heldt schon am Donnerstag festgelegt.

Am Samstag im Stadion

Spiel eins nach Ralf Rangnick. Als Heldt das Stadion betritt, wird er von den Fans sehr freundlich empfangen: "Rückgrat ist ... sich in den Medien vor die eigenen Fans zu stellen! Weiter so Horst!", steht auf einem Riesenplakat der "Ultras Gelsenkirchen". Horst Heldt nimmt während des Spiels nicht auf der Tribüne, sondern auf der Bank Platz. Seine Begründung: "Um ein Zeichen zu setzen." 4:2 gewinnt Schalke, Heldt jubelt. Und redet nach dem Spiel trotzdem kaum über das Spiel. Er muss auf seine Woche zurückblicken: "Es ist schwierig, in die Seele eines Menschen reinzuschauen. Ich bin Manager, kein Arzt, der das am Ende eines Tages beurteilen kann. Es ist es bisschen unfair zu fragen, ob ich etwas hätte erkennen können. Denn es ist weit weg von dem, was Robert Enke passiert ist."

Die kommende Woche: Wer wird Schalke-Trainer?

Die schwierigste Woche ist vorbei - doch viel einfacher wird es jetzt nicht. Immerhin muss Heldt immer noch einen neuen Trainer finden, und Schalke hat zwei Spiele - am Donnerstag in der Europa League gegen Haifa (19 Uhr, live im DerWesten-Ticker) und am Sonntag beim Schlusslicht HSV (17.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker). Wie lang die Trainersuche noch dauert?

"Wir haben jetzt drei Tage Zeit. Wenn bis Dienstag noch keine Entscheidung getroffen ist, sitzen Seppo Eichkorn und Markus Gisdol am Donnerstag gegen Haifa auf der Bank. Es heißt immer: Man denkt von Spiel zu Spiel. Wir denken von Tag zu Tag", erklärt Heldt. Er lässt sich ein paar Kriterien entlocken, aber keine Namen. Deutsch muss der Trainer sprechen können - und nicht zwingend vereinslos sein. Vielleicht Thorsten Fink?

Heldt geht weg und lächelt. Das kann er wieder.