Mainz. Erst am Boden, dann obenauf: Die Leistung von Christian Fuchs stand sinnbildlich für den Schalker Auftritt in Mainz. Der Österreicher wurde gnadenlos ausgepfiffen - und holte sich durch sein Tor späte Genugtuung.
Ein letztes Mal legte sich Christian Fuchs noch den Ball zurecht. Ein bisschen Zeit ließ er sich, bis zum Schlusspfiff dauerte es nicht mehr lang. Er atmete einmal tief ein – und schlenzte den Ball ins Eck, zum 4:2-Endstand für Schalke beim FSV Mainz 05. „Das war“, sagte Fuchs hinterher in der Mixed Zone, „ein schöner Abschluss für mich. Eine Genugtuung.“
Denn so wie das Spiel für Schalke lief – zuerst furchterregend, dann stark – lief es auch für Fuchs. Nicht nur Raúl stand im Mittelpunkt, sondern auch der 25-Jährige. In der vergangenen Saison hatte der eine hervorragende Saison für die Mainzer gespielt, war in die Europa League eingezogen, überzeugte mit starken Leistungen. Fuchs überraschte mit seinem Wechsel nach Gelsenkirchen alle Mainzer. Die waren fest davon ausgegangen, dass Fuchs seinen Vertrag erfüllt. Doch dann erschien noch vor Saisonende ein Interview des Österreichers. „Ich möchte mich langfristig bei einem Top-Klub zum Führungsspieler entwickeln. Interessante Klubs aus mehreren Ländern haben sich gemeldet“, sagte er. Mainz-Trainer Thomas Tuchel reagierte sofort stocksauer: „Das Interview war zeitlich und inhaltlich völlig deplatziert, das akzeptiere ich nicht.“ Ein klärendes Gespräch verweigert Tuchel noch immer. Fuchs ging für 4,5 Millionen Euro ins Ruhrgebiet, lobte Schalke als „ganz großes Kino“.
Mainzer Pfiffe zeigten Wirkung
Das lasen die Mainzer Fans auch. Ihre Meinung: eindeutiger Verrat. Zuerst warfen sie via Spruchband Fuchs Gier nach Geld und Ruhm vor. Dann pfiffen sie ihn in einer Tour aus. 90 Minuten lang. „Davon darfst du nicht beeinflussen lassen. Dass die Mainzer in Jubel ausbrechen, wenn ich zurückkehre hätte ich ohnehin nicht gedacht“, sagte Fuchs hinterher. Er ließ sich aber doch beeinflussen. Schon in den ersten beiden Bundesligaspielen hatte der Österreicher keine Glanzleistungen abgeliefert. Beim 0:3 in Stuttgart sah er bei allen Gegentoren nicht gut aus – und beim 5:1 gegen Köln verschuldete Fuchs das erste Gegentor.
Das Spiel in Mainz begann – und wer stand bei Ivanschitz’ Kopfball zum 0:1 falsch? Genau, Christian Fuchs. Es folgten schnell das 0:2 und viele, viele Fehlpässe des Schalker Linksverteidigers. „Unser Ziel war, dem Pressing der Mainzer auszuweichen. Wir haben aber den Fehler gemacht, immer wieder kurz auf die ,Zentralen’ gespielt.“ Es folgte die Pause. „Wir sind mit einer gehörigen Portion Wut zurückgekehrt“, sagt Fuchs und ergänzt: „Und wir sind froh, dass wir wieder vier Tore gemacht haben in der zweiten Halbzeit.“ Wie schon gegen Köln vor einer Woche.
Auch für Schalkes Neuzugang lief es deutlich besser – mit dem Höhepunkt kurz vor Schluss, als er sein erstes Tor für die "Königsblauen" erzielte. „Mainz hat die Power gefehlt, die sie in der ersten Halbzeit hatten. Das wir in einer Woche das zweite Spiel, das wir so gestaltet und gedreht haben.
Alles gut am Ende für Christian Fuchs? Ja, denn eine kleine Versöhnung gab’s noch. Manager Christian Heidel klopfte seinem ehemaligen Spieler auf die Schulter. „Guter Freistoß“, sagte er.