Gelsenkirchen. Der Schalker Starstürmer hat einem Wechsel nach Blackburn eine Absage erteilt. Und doch bleibt die Frage, ob und wie sehr beide Seiten noch voneinander überzeugt sind. Bis zum Ende der Transferperiode kann nichts ausgeschlossen werden.
Die Deutsch-Kenntnisse des Raúl Gonzalez Blanco sind nicht besonders ausgeprägt. Aber das kann nicht der Grund sein, warum die Schalker Führung mit dem Star nicht mehr richtig ins Gespräch kommt. Es herrscht eine seltsame Sprachlosigkeit.
Vielleicht hat Schalke manches von Raúls Verhalten fehl interpretiert in den vergangenen Wochen. Vielleicht hat man Unzufriedenheit in seinem Gesicht erkannt, wo eigentlich nur keine helle Begeisterung war. Vielleicht aber war der Dienstag ganz einfach nicht der richtige Tag, dass Raúl einen Schlussstrich ziehen wollte. Auf jeden Fall sagte Raúl, als Schalke ihn und seinen Berater Gines Carvajal mit einem offiziellen Angebot des englischen Premier-League-Klubs Blackburn Rovers konfrontierte: Nein.
„Der Spieler hat gesagt, dass er Schalke nicht verlassen will“, berichtete Manager Horst Heldt am frühen Abend, „damit ist das Thema erledigt. Wir haben Blackburn abgesagt.“ Persönlich gesprochen hatte Heldt mit Raúl allerdings nicht. Der Austausch fand in einer etwa halbstündigen Telefonkonferenz mit Berater und Dolmetscher statt. Die direkte Kommunikation, keine Frage, ist gestört. Schon länger.
Richtig zufrieden ist derzeit niemand
Weniger Stunden zuvor hatte S04-Sportdirektor Horst Heldt im Gespräch mit DerWesten das offizielle Angebot aus England publik gemacht. Und sagte dabei zweierlei. Zum einen: „Ich will nicht, dass er geht.“ Und zum anderen: Wenn Raúl gehen wolle, dann werde ihm Schalke keine Steine in den Weg legen – „es macht keinen Sinn, unzufriedene Spieler zu halten.“
Richtig zufrieden aber ist derzeit niemand. Schalke hatte aus Raúls Verhalten in den vergangenen Wochen eine tiefe Unzufriedenheit geschlossen. Einmal sprach der Verein gegen ihn sogar eine Geldstrafe aus, weil der Spieler nicht zu einem offiziellen Fototermin der Mannschaft mit Schalker Fans erschienen war. In der Öffentlichkeit wirkte sein Verhalten wie ein schwelender Konflikt mit Trainer Ralf Rangnick, der ihm nach Ansicht der Kluboberen freilich nichts Übles getan hat, ja sogar Sonderrechte wie extra freie Tage gewährte. Rangnick betone nur eben nicht wie Felix Magath, unabhängig vom Wahrheitsgehalt, die sportliche wie charakterliche Ausnahmestellung des Spaniers.
Die Schalker Führung zumindest, keine Frage, empfand das Verhalten von Raúl zuletzt zunehmend als Belastung für das Klima. Der 34-Jährige, daran lassen sie keinen Zweifel, müsse sich künftig anders präsentieren, sich wieder mehr öffnen. Intern wie extern. Sie werden wieder miteinander reden müssen.
Klub hätte sich gegen Abschied nicht gewehrt
„Ich stehe immer noch jeden Morgen auf und freue mich wie ein kleines Kind auf das Training“, hatte Raúl im Frühjahr sein Glück in Schalke beschrieben. Um das zu erleben, sei er nach Deutschland gewechselt – von Madrid aus, wo die Karriere nach 16 Jahren bei den Königlichen langsam ausgeklungen war. Der Süddeutschen Zeitung hatte er in einem Interview verraten, man sei dabei „schon darauf angewiesen, dass man es mit einem Trainer zu tun hat, der einen auch wirklich braucht“.
Gesagt hatte er dies direkt nach dem Wechsel von Felix Magath zu Ralf Rangnick, den er nun von seinen Qualitäten „überzeugen“ müsse. Ob er das Gefühl hat, dass ihm dies gelungen ist, bleibt auch nach seiner Absage an die Blackburn Rovers offen. Ebenso wie die Antwort auf die Frage, wie groß die Überzeugung auf Schalker Seite ist, mit Raúl den Weg durch diese Saison gehen zu wollen. Gewehrt hätte sich der Klub gegen einen Abschied nicht.
Vielleicht war gestern nur nicht der richtige Tag, vielleicht war Blackburn nicht der richtige Verein. Vielleicht wird auch noch ein anderes Angebot auftauchen. Bis zum 31. August, dem Ende der Wechselfrist, bleiben Fragezeichen.