Gelsenkirchen. . Kölner Fans haben am Samstag mit Urin gefüllte Becher auf Schalker Stadionbesucher geworfen. Ein ekliges Verhalten, das gar nicht geht – da sind sich Fan-Beauftragte in NRW einig. Den Werfern droht Stadionverbot.
„Das hat nichts mehr mit Fußball oder mit Menschlichkeit zu tun“, sagt Arthur Saager, Fan-Beauftragter des FC Schalke 04. Er will kaum glauben, dass Kölner Fans mit Urin und Fäkalien auf die Schalker Fans geworfen haben. „Das toppt alles“, sagt Saager.
Denn genau das ist beim Samstagsspiel in der Schalke-Arena passiert: Beim Bundesligaspiel Schalke 04 gegen den 1. FC Köln flogen aus dem Kölner Fanblock zwei mit Urin gefüllte Bierbecher in Richtung Schalker Fans. „Ein Zeuge sah sogar, wie eine Person in diesem Block Kot in einen Bierbecher legte. Auch dieser Becher wurde in Richtung Fans geworfen“, schilderte ein Sprecher der Gelsenkirchener Polizei. Der unappetitliche Vorgang wurde mit der Stadionkamera aufgenommen, drei Tatverdächtige ausgemacht, die Ermittlungen laufen.
Dass beim Fußball-Spiel der ein oder andere gefüllte Bierbecher über die Ränge fliege, das passiere immer mal wieder, berichtet der Schalker Fan-Beauftragte Saager. Damit müsse man wohl rechnen. Aber die Ekel-Attacke der Kölner am Samstag, die verurteilt er zutiefst: „Diese Leute haben nichts im Stadion zu suchen.“
Bundesweites Stadionverbot?
Auch der Fan-Beauftragte des 1. FC Köln hat keine beschwichtigen Worte parat: „Das ist ein Verhalten, das gar nicht geht. Da darf es auch keine zwei Meinungen geben“, sagt Rainer Mendel. Schließlich müssten gewisse Regeln eingehalten und ein respektvoller Umgang sichergestellt werden. Deswegen ist auch Mendel ganz vorne dabei, wenn es darum geht, die Schuldigen auszumachen und sie zu bestrafen. Mit bundesweitem Stadionverbot etwa.
Sollte sich herausstellen, dass die Urin-Becher-Werfer Vereinsmitglieder des 1. FC Köln sind, will Mendel deren Ausschluss beantragen. Doch dazu will er zunächst die Ermittlungsergebnisse der Polizei abwarten. Sollte sich noch dazu herausstellen, dass die Tatverdächtigen Köln-Ultras sind, erwartet er von den Fan-Untergruppierungen, dass sie ihre Leute zur Räson bringen. „Das muss sich noch herausstellen. Aber egal, wer es war – so ein Verhalten ist nicht zu akzeptieren“, sagt Mendel. Und er befürchtet, dass sich die unschöne Einzelaktion auf den Ruf aller Köln-Fans niederschlägt. „Es waren 3.500 FC-Fans auf Schalke, die sich professionell verhalten haben. Schade, dass es drei Personen schaffen, alle anderen in Misskredit zu bringen.“
„Das haben wir alles vor 30 Jahren schon erlebt“
Stadionverbot, Vereinsausschluss, Strafe wegen Körperverletzung – all das sind mögliche Sanktionen, die auf die Tatverdächtigen warten. Doch wie können fliegende Becher in Zukunft verhindert werden? In München, Bremen oder Hoffenheim etwa dürfen keine Speisen oder Getränke mehr mit in den Block genommen werden. Gerade auf Schalke, wo die gegnerische Fan-Kurve neben Sitzplätzen liegt, die oftmals von Familien besetzt sind, würde eine solche Maßnahme vielleicht funktionieren.
Doch: „Ich bin kein Fan davon, dass Massen bestraft werden, wenn Einzelne sich daneben benehmen“, sagt Jens Volke, der Fan-Beauftragte von Borussia Dortmund. Auch wenn er die Wurf-Attacke als „unterirdisch“ bezeichnet, als „Nicht-Involvierter“ sieht er den Vorfall gelassener als seine Kölner und Schalker Kollegen. „Im Westfalen-Stadion ist so etwas schon seit vielen Jahren nicht mehr passiert“, sagt Volke. Aber: „Solche Vorfälle haben nachgelassen, doch es gibt sie immer mal wieder. Das haben wir alles vor 30 Jahren schon erlebt.“