Stegersbach. Die Spieler des FC Schalke wollen sich im Supercup gegen den BVB für ihre harte Trainingsarbeit belohnen. Trainer Ralf Rangnick aber sieht in dem Spiel gegen den Meister und Erzrivalen bloß einen Test, den er nicht überbewerten will.
Eine Rebellion bahnt sich an, ein Aufbegehren Untergebener, das die Meuterei auf der Bounty wie ein Stück aus dem Streichelzoo erscheinen lassen wird. Schalkes Spieler verweigern ihrem Trainer doch tatsächlich die Gefolgschaft! Und das schon vor Saisonbeginn!
Das Supercup-Spiel gegen Borussia Dortmund steht an, in Schalke trifft am Samstagabend der Pokalsieger auf den Meister: ein drittes Saisonderby, zu diesem frühen Zeitpunkt vor allem für die Fans von höchster Attraktivität. Für einen erkennbar konzeptionell arbeitenden Trainer wie Ralf Rangnick kann ein solches emotional hochgepuschtes Ereignis aber auch hinderlich sein: „Ich richte nicht meine gesamte Vorbereitung darauf aus“, betont er. „Es ist ein Spiel, das für beide Mannschaften zu früh kommt. Der Supercup ist ein Testspiel unter erhöhten Wettkampfbedingungen.“ Rangnick beklagte sich zum Abschluss des Trainingslagers in Österreich darüber, dass er am Samstag nur dreimal auswechseln darf.
Seine Spieler aber wollen sich nicht bremsen lassen. Sie zogen bei den Übungseinheiten ehrgeizig und eifrig mit, jetzt wollen sie sich auch direkt belohnen. Sie sind sich einig: Der BVB kann kommen!
Kampfansage von Draxler
„Wir sind alle heiß“, betont Benedikt Höwedes, der neue Anführer. „Das Spiel ist für uns genauso attraktiv wie für die Zuschauer.“ Auch der erst 17-jährige Julian Draxler wagt eine klare Kampfansage: „Wir wissen, welchen Stellenwert dieses Spiel hat, wir werden uns voll reinhauen.“
Christian Fuchs ist neu auf Schalke, der Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft sammelte Bundesliga-Erfahrung in Bochum und Mainz. „Wir spielen vor eigenem Publikum“, unterstreicht er. „Ich denke nicht, dass dieses Match einen Freundschaftsspiel-Charakter haben kann.“
Aber dieses Derby birgt für Schalke durchaus auch eine große Gefahr. Eine Heimniederlage gegen Dortmund wäre so willkommen wie eine Amok fahrende Planierraupe bei der Bundesgartenschau, die zart blühenden Pflänzlein der Hoffnung müssten wieder aufgerichtet werden. Und die Vorfreude auf die neue Bundesliga-Saison würde automatisch von der Sorge verfolgt, der Start könnte wie vor einem Jahr gewaltig in die Hose gehen.
Peer Kluge, einer der Stillen im Lande, findet nicht, dass das Derby zu früh kommt. „Es ist gut so“, sagt der routinierte Mittelfeldmann. „Dann weiß man direkt, woran man ist. Nach diesem Spiel wissen wir, wo wir in der Vorbereitung stehen.“ Derby-Routinier Christoph Metzelder glaubt, dass eher der wegen des Meistertitels favorisierte Gegner unter Druck steht. „Unsere Ausgangssituation ist nicht die unangenehmere, ganz im Gegenteil“, meint er. „Wir sollten in diesem Spiel eine Chance sehen.“ Der junge Stürmer Mario Gavranovic stimmt zu: „Ich finde es klasse, sofort gegen eine so gute Mannschaft spielen zu können“, sagt er. „Und außerdem gibt es auch noch einen Pokal zu gewinnen.“ Auch Alexander Baumjohann hält die Trophäe für attraktiv: „Wir wollen für unsere Fans den ersten Titel holen!“
Mit dieser Art des Aufstandes wird Ralf Rangnick natürlich prima leben können. Vor allem, wenn sie tatsächlich zu einem Derbysieg führen sollte.