Stegersbach. Der spanische Top-Star trainiert auch in Österreich vorbildlich, doch passt er auch in die neue Rolle? Für Raul wird sich immer ein Platz finden, für Jermaine Jones hingegen eher nicht.
Der ballführende Spieler wird zu zweit attackiert, die Profis des FC Schalke 04 feuern sich gegenseitig an. Trainer Ralf Rangnick unterbricht das temporeiche Trainingsspiel nur selten. Einmal schwärmt er sogar laut: „Stark, Raul! Ganz stark!“ Der spanische Top-Star hat gerade zwei Gegenspieler abgeschüttelt, ohne die Ellbogen zu benutzen. Er hat den Ball zuerst mit der Sohle hinter den eigenen Körper gebracht und dann mit einer kurzen Drehung die Richtung gewechselt.
Raul ist 34 Jahre alt, auch in diesem Trainingslager im österreichischen Stegersbach heizt er durch jede Übungseinheit wie durch ein K.o.-Spiel. Er quält sich, er rackert auch für andere, und wenn es passt, juxt er mit den Kollegen. Ein Vollprofi, ein Vorbild.
Raul nicht zufrieden
Und doch ist Raul in diesen Tagen nicht zufrieden. Weil der schnelle Außen Jefferson Farfan verletzt fehlt, probiert Ralf Rangnick ein neues System mit zwei Spitzen aus. Für Raul hat er den zentralen Platz hinter den beiden Angreifern vorgesehen. Ein Wagnis.
In der vergangenen Saison stieß Raul oft perfekt in die Räume neben dem Mittelstürmer. Auf diese Weise gelangen dem Routinier in drei Wettbewerben stolze 19 Tore. Vorne aber bevorzugt Rangnick rasende Spieler, deshalb sucht er für den eher kantigen Torjäger Klaas-Jan Huntelaar noch einen Partner, der tiefe Pässe erlaufen kann. Raul könnte durch zu wenig Platz im Strafraum seiner Torgefahr beraubt werden. „Auch wenn zwei Stürmer vor ihm spielen, kann er in die Spitze gehen“, sagt Rangnick. Raul selbst lässt Leistung sprechen, Interviews lehnt er vor dem Saisonstart ab.
Schalke wäre sicher nicht böse, wenn sich Jones verkaufen ließe
Wird Rangnick zum alten System zurückkehren, oder wird sich Raul mit der neuen Rolle anfreunden? Der Trainer wird es jedenfalls nicht wagen, den von den Fans verehrten Weltstar auf die Bank zu setzen. Im Gegensatz zu Jermaine Jones, der im letzten Halbjahr an die Blackburn Rovers ausgeliehen war und für Sonntag zurückerwartet wird, nachdem er bis Ende Juni mit der Nationalmannschaft der USA am Gold-Cup teilgenommen hatte. „Er ist ein Spieler, der mitreißen kann, aber je länger man raus war, desto schwieriger ist es auch, wieder reinzukommen“, sagt Manager Horst Heldt.
Auf Anhieb hat Schalke für den kampfstarken, aber technisch limitierten „Sechser“ keinen Platz. Der 29-jährige Großverdiener aber ist bekanntlich anspruchsvoll und fordernd. Da kommt ein Problem auf die Schalker zu. Sie wären sicher nicht böse, wenn sich Jones verkaufen ließe.
Schalke im Trainingslager