Gelsenkirchen. . Schalke 04 entwickelt nach der turbulenten Saison 2010/2011 ein Vereins-Leitbild. Das gab der Aufsichtsratschef Clemens Tönnies bekannt. Tönnies erwartet am Sonntag eine emotionale Jahreshauptversammlung.

DFB-Pokalsieg, Champions-League-Halbfinale, ein Superstar wie Raúl auf Schalke – aber auch hohe Schulden, die umstrittene Entlassung von Trainer-Manager Felix Magath und das monatelange Wechseltheater um Manuel Neuer. Die Saison 2010/2011 hatte es beim FC Schalke 04 in sich. Am Sonntag ab 11.30 Uhr haben die Mitglieder der Königsblauen in der Emscher-Lippe-Halle die Gelegenheit, bei der Jahreshauptversammlung Vorstand und Aufsichtsrat zu befragen. Kurz zuvor startet Aufsichtsratschef Clemens Tönnies eine Charme-Offensive. „Es gab tiefe Risse in unserem Verein. Die müssen wir überwinden und wieder ein einiges Schalke werden - ohne die gegenseitigen Vorwürfe, kein ,guter Schalker’ zu sein“, sagte Tönnies auf der Internetseite von S04.

Als Konsequenz aus den tiefen Rissen bei S04 will Tönnies von einer Arbeitsgruppe, in der - laut Tönnies - „alle relevanten Gruppen und Gremien vertreten sind“, ein Leitbild entwickeln. „Wir haben Fehler gemacht. Aber wir lernen daraus. Wir gehen jetzt das Thema Leitbild an: Wer sind wir, wo kommen wir her, wo wollen wir hin, was macht uns aus?“, erklärt Tönnies. Bis zur Hauptversammlung 2012 soll das Leitbild fertig sein. Als erster Verein in Deutschland und dritter Klub in Europa gab sich Schalke-Nachbar VfL Bochum 2007 ein Leitbild.

Tönnies ging im Gespräch auf der S04-Seite noch einmal auf die „Ära Magath“ ein. Er hob hervor, dass die Magath-Nachfolger Horst Heldt und Ralf Rangnick eine Mannschaft „mit einer klaren Philosophie und einer Identität“ aufbauen – was Magath nach Tönnies’ Auffassung anscheinend nicht gelang. Der sportliche Erfolg sei nicht der alles entscheidende Maßstab – auch das ist eine Abgrenzung zu Magath, den Tönnies selbst geholt hatte. „Über allem steht der Verein, der aus gutem Grund seit Jahrzehnten ein Kultverein ist. Emotionen, diese positive Beklopptheit – all das ist wichtiger, als einmal Meister zu werden.“ Magaths Ziel bei Amtsantritt im Juli 2009 war es, innerhalb von vier Jahren den Titel zu holen.

Eine weitere Änderung betrifft die Außendarstellung des Klubs. „Schon im Herbst werden wir uns im so genannten ,Social Media’-Bereich völlig neu aufstellen“, sagt Tönnies. Das hatte Magaths PR- und Pressechef Rolf Dittrich stets abgelehnt. „Der Verein sieht keinen nachweisbaren Nutzen im Web 2.0. Facebook kann nichts, was es nicht schon seit fünf Jahren gibt. Die Fans können über den vereinseigenen Newsletter Informationen bekommen und in Foren diskutieren“, sagte Dittrich im DerWesten-Gespräch im Februar. Dittrich wurde noch vor Magath gefeuert.

Seit dem Magath-Rauswurf steht Tönnies im eigenen Verein stark unter Druck. Zwischenzeitlich gab es eine Facebook-Initiative mit dem Ziel, eine außerordentliche Mitgliederversammlung zu organisieren, um Tönnies zu stürzen. Deshalb erwartet Tönnies eine emotionale Versammlung am Sonntag.

Tönnies Mienenspiel

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