Wenn am heutigen Dienstagabend in der Schalker Arena die Hymne der Champions League erklingt, wird für einen Moment alles vergessen sein: Der Fehlstart in der Liga, die spielerisch armseligen Auftritte, die Turbulenzen und letztlich das unwürdige Ende von Trainer Felix Magath, selbst der bevorstehende Abgang des Ur-Schalkers Manuel Neuer.
Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der FC Schalke 04 ausgerechnet in dieser turbulenten Saison die wohl einmalige Chance erhält, sich mit den wirklich Mega-Großen der Fußball-Welt zu messen. Manchester United, FC Barcelona, Real Madrid – und der FC Schalke. Man muss kein Experte sein, um zu merken, dass die Gelsenkirchener in diesem Quartett prinzipiell fehl am Platze wirken. Und doch: Jeder Klub, der im Halbfinale steht, hat es verdient – und vor allem: Er ist nicht chancenlos.
Das Halbfinale der Champions League, es ist der Moment, für den ein Sportler lebt. Egal, wie viel er verdient, egal, wie sehr er sich mit dem jeweiligen Klub, dessen Leibchen er just trägt, identifiziert. Es sind die Abende, an denen Geschichte geschrieben werden kann.
Und es sind die Momente, in denen ganz Fußball-Deutschland mit Stolz gen Schalke blickt. Ganz Fußball-Deutschland? Ja, genauso sollte es sein (und ist es dann doch leider nicht). Ein deutscher Verein unter den letzten Vier in Europa – das ist nicht die Zeit für lokale Mätzchen, für Eitelkeiten jenseits der Vernunft. Rivalitäten hin, gewachsene Abneigungen her: So wie jeder (!) echte Fan des Fußballs der überragenden Dortmunder Borussia den Meistertitel gönnen muss, so vertritt Schalke im Halbfinale unser Land – und vor allem das Ruhrgebiet, das gern so stolz darauf ist, dass hier das Herz des Fußballs schlägt. Es ist erst das vierte Mal in knapp 50 Jahren, dass eine Elf aus dem Pott im Halbfinale der europäischen Eliteliga steht.
Eigentlich ist es Grund genug, um ‘mal alles zu vergessen – und zu sagen: Ja, heute sind wir alle Schalker.