Gelsenkirchen.
Keine Ahnung, ob vor dem mit knisternder Spannung erwarteten Champions-League-Hinspiel des FC Schalke 04 gegen Manchester United heute Abend in der Arena aus der Kabine der Heimmannschaft Roberto Blancos Hit „Ein bisschen Spaß muss sein“ ertönen wird, aber in ihrer Aussage sind der trällernde Kubaner und Schalkes Trainer Ralf Rangnick gar nicht so weit voneinander entfernt: „Wir wollen das Spiel seriös angehen, aber auch genießen.“ Schließlich ist das Tummeln unter den besten vier Mannschaften Europas für die Königsblauen in ihrer langen Vereinsgeschichte noch nicht die Regel. „Davon werden die Spieler noch in 20 Jahren gerne berichten“, meint auch Sportdirektor Horst Heldt, in seiner aktiven Zeit vor derartig höheren Sphären weit entfernt.
Na denn, liebe Schalker: Man hat laut Expertenmeinung kaum eine Chance, also will man sie nutzen! Auf der internationalen Pressekonferenz, die am Tag vor dem Hinspiel durchaus WM-Interesse erreichte, fiel auf der krampfhaften Suche nach Superlativen sogar der Begriff der Mondlandung für Schalke in der Runde der letzten Vier, was Ralf Rangnick mit einem amüsierten Grinsen quittierte: „Also, eine Mondlandung wäre mir jetzt nicht in den Sinn gekommen. Wir sind zwar Außenseiter – aber das waren wir gegen Inter Mailand auch. Wir wollen uns einfach wohlfühlen.“ Das aber mit Disziplin in den eigenen Reihen, straff durchorganisiert und hellwach. Der Schalker Coach erwartet eine ganz knappe Angelegenheit, nicht nur im Hinspiel, es würde für beide Seiten nicht einfach, Tore zu schießen: „Wir hoffen auf ein knappes Resultat, das uns alle Möglichkeiten für das Rückspiel in Manchester lässt.“
Keine Rede mehr war davon, dass die Generalprobe mit einer B-Mannschaft gegen Kaiserslautern am Samstag ziemlich schmucklos (0:1) verloren gegangen war, das nimmt man für das große Ziel billigend in Kauf. Außerdem habe es der Gegner in seinem Premier-League-Spiel nicht anders gehandhabt. „Wenn ManU gegen Everton nur mit drei, vier Stammspielern antritt, obwohl es für sie noch um die Meisterschaft geht, warum sollten wir dann anders handeln?“, stellt Ralf Rangnick die Gegenfrage.
Die Aufstellung von Samstag fand übrigens das volle Einverständnis des Sportdirektors: „Was wäre denn, wenn sich zwei, drei Leute verletzt hätten, dann hätten doch alle gesagt, wie kann man denn so dämlich sein.“
Also zog man die clevere Variante vor: Die angeschlagenen oder zuletzt verletzten Kyriakos Papadopoulos und Peer Kluge dürften damit heute wieder zum Kader zählen, der Einsatz von Benedikt Höwedes entscheidet sich wohl erst heute im Laufe des Tages endgültig.
Auch Christoph Metzelder freut sich trotz des Handicaps seines Kopfschutzes auf viele packende Zweikämpfe mit ManU-Star Wayne Rooney. Der erfahrene Abwehrspieler, dem diese Feiertage in der Champions League nicht ganz fremd sind, fühlt sich in der Außenseiterrolle wohl, auch wenn man das Leichtgewicht im Kreis der Großen ist. Und gegen Wayne Rooney erwartet er wohl eine Gemeinschafts-Aufgabe: „Gegen Chelsea hat Rooney Mittelstürmer, Zehner und defensives Mittelfeld in einem gespielt. Den können wir nur in allen Mannschaftsteilen auffangen.“ Wohl denn.