Gelsenkirchen. . Schalke 04 verlor zwar mit 0:1 gegen Kaiserslautern - ein Königsblauer verließ die Arena aber trotzdem überglücklich. Der Noch-Schalker Manuel Neuer freute sich über den Empfang. Einige Pfiffe waren aber unüberhörbar.
Am Mittwoch gab Schalke-Torwart Manuel Neuer bekannt, dass er seinen bis 2012 laufenden Vertrag auf Schalke nicht verlängert - unter Tränen. Drei Tage später traf S04 auf den 1. FC Kaiserslautern - und verlor 0:1. Wir haben Manuel Neuers emotionalsten Tag auf Schalke protokolliert. Der Tag für den Nationaltorwart beginnt um...
14.11 Uhr: Der Schalker Mannschaftsbus hält vor dem Haupteingang der Arena. Wie immer versammeln sich knapp 200 Schalke-Fans, um die Stars zu begrüßen, zu fotografieren. Raúl steigt als erster Spieler aus dem Bus. „Raúúúúl“-Rufe. Doch wann kommt Manuel Neuer? Fast ganz zum Schluss. Lauter Applaus, aber doch ein paar Pfiffe. Ein Kamerateam verfolgt Neuer auf Schritt und Tritt. So sehr, dass Neuer die Kamera zur Seite schieben muss. Er ist nervös. Unsicher. Was er nach dem Spiel auch selbst zugibt.
14.53 Uhr: Normalerweise betritt Manuel Neuer immer als erster Schalker das Spielfeld, um sich aufzuwärmen. Diesmal müssen die Fans warten. Lange warten. Dann endlich die Glockenschläge von AC/DC’s „Hells Bells“. Das heißt: Die Mannschaft kommt. Die Spieler betreten zusammen das Feld. Eine Idee von Ralf Rangnick, wie Neuer nach dem Spiel verrät: „Der Trainer hat die Idee gehabt, dass wir alle geschlossen gehen und damit symbolisieren, dass wir zusammengehören.“ Klappt auch überwiegend, was Neuer sehr begrüßt: „Das war ein herzlicher Empfang für mich. Ich habe mich sehr gefreut.“ Die Pfiffe sind leise. Aber da.
15 Uhr: Manuel Neuer wird von Torwarttrainer Bernd Dreher warmgeschossen. Die Fans recken viele Plakate in die Luft. Auf dem Videowürfel werden ausschließlich die positiven gezeigt - von „Danke Manu“ über „Manu geh nicht nach München“ bis zu „Du bleibst unser Manu“ und „Manu bleibt im Herzen Schalker“. Doch auch das Wort „Judas“ ist zu sehen in der Nordkurve.
15.19 Uhr: Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann gibt die Aufstellung bekannt. „Mit der Nummer eins im Kasten: Manuel???“ 55.000 Kehlen antworten: „Neuer!“ Naja, nicht ganz 55.000. Ein paar Pfiffe sind wieder unüberhörbar.
15.49 Uhr: Das Aha-Erlebnis in der Arena. 19 Minuten sind gespielt, bei einem Rückpass erhält Neuer den Ball. Pfiffe in der Arena. Von den FCK-Fans, aber auch von einigen Schalkern. Doch dann: Applaus. Und nach 19:41 Minuten übertönen die klatschenden Fans die pfeifenden.
16.43 Uhr: Schalke liegt 0:1 zurück - und auch Bayern München in Frankfurt. Die FCK-Fans brüllen: „Bayern-Sau“. Aber auch nur die FCK-Fans.
17.21 Uhr: Abpfiff. Schalke hat 0:1 verloren. Manuel Neuer bedankt sich für die Unterstützung. Der Empfang war nicht herzlich, aber doch freundlich.
17.55 Uhr: Manuel Neuer kommt in die Mixed Zone, beantwortet Fragen, ist locker. In Anlehnung an Klaus Augenthalers legendäre 42-Sekunden-Pressekonferenz in Wolfsburg 2007 sagt Neuer zuerst: „Vier Fragen, vier Antworten. Die Fragen stelle ich, die Antworten gebe ich auch.“ Dann lacht er. War natürlich nur Spaß. „Ich hatte in der Nacht vorher ein mulmiges Gefühl. Als ich zum Warmmachen rauskam, war alles vergessen. Ich kann mich nur bedanken, das hätte auch anders sein können.“ Pfiffe hat Neuer nur von den FCK-Fans gehört. Da hat er aber nicht genau hingehört.
18.03 Uhr: In der Mixed Zone lässt sich Neuer mit einigen Fans fotografieren und verschwindet im VIP-Bereich der Arena. Spiel verloren, Herzen der Fans behalten.
18.10 Uhr: Schalkes Sportdirektor Horst Heldt fasst den Tag zusammen: „Ich habe mich sehr gefreut, wie die Atmosphäre im Stadion ist. Das macht mich stolz.“ Und wenn man Heldt glauben mag: Es ist nicht ausgeschlossen, dass Neuer bis 2012 bleibt.