Gelsenkirchen. . Bei der Rückkehr von Felix Magath zeigten die Schalker ihrem Ex-Trainer, dass sie zu einer Einheit zusammengewachsen sind. Nach dem 1:0-Sieg gegen Wolfsburg hüpften die Spieler losgelöst auf dem Rasen.
Zu den Aufgaben eines Spielführers gehören auch Dinge, die bisher vielleicht weniger Beachtung gefunden haben. Es geht zum Beispiel darum, man höre und staune, nach dem Spiel den Jubel zu organisieren. Manuel Neuer hat da ganz bestimmte Vorstellungen: Ein Spieler wird aus dem gemeinschaftlichen Rudel nach vorne geschickt, um vor den Fans den Einpeitscher zu geben. Meistens blickt der Torwart bei seinen Schalker Kollegen da jedoch in fragende Gesichter: „Die trauen sich doch alle nicht“, berichtet Neuer, „ich muss immer einen vorschieben.“ Und so kam es, dass diesmal Benedikt Höwedes zu den Fans kletterte und dort Jubel-Rufe in ein Megafon stieß. Höwedes ist eigentlich ein Typ, der von seinem Naturell her nicht zum Übermut neigt.
Bilder wie diese hatte es nach einem Schalker Heimspiel lange nicht gegeben. Die Spieler hüpften losgelöst auf dem Rasen; Jefferson Farfan, kürzlich noch mit dem Ruf eines Söldners versehen, schnappte sich sogar eine königsblaue Fahne, um damit vor den Fans zu tanzen. Schalkes Spieler präsentierten sich als Spaßgesellschaft. Sie zeigten, dass sie mit den Erfolgen zu einem Team zusammengewachsen sind. Das 1:0 gegen den VfL Wolfsburg war der dritte Sieg im dritten Spiel unter dem neuen Trainer Ralf Rangnick. „Eine großartige Energieleistung“, schwärmte Rangnick nach dem Erfolg durch das Tor von Jose-Manuel Jurado in der 76. Minute: „Es war durch die Bank ein Team auf dem Platz, das für diesen Sieg gearbeitet hat.“
Felix Magath hatte die Bilder der Schalker Spaßgesellschaft gar nicht mehr gesehen: Er war direkt nach dem Abpfiff in die Kabine geeilt – das macht er immer so. Trotzdem war es irgendwie bezeichnend, dass Magath an diesem Tag auf Schalke fast keine Rolle mehr spielte. Es gab keine offizielle Begrüßung für den 57-Jährigen und auch keine Pfiffe von den Rängen: Schalke hatte die zuvor mit so viel Spannung erwartete Rückkehr von Magath beinahe ignoriert und somit zu einem Akt der Normalität gemacht. Nachdem ihm die Dame im Presseraum die obligatorische Tasse Tee gereicht hatte, huschte Magath sogar ein Lächeln übers Gesicht, ehe er erklärte: „Ich habe hier alles so vorgefunden wie gehabt.“ Nur habe er die Atmosphäre wegen der Sorge um seine neue Mannschaft nicht genießen können: Nach der kärglichen Ausbeute von nur zwei Punkten aus drei Spielen hängt Magath mit Wolfsburg tiefer im Abstiegskampf, als er das selbst wohl für möglich gehalten hätte.
Schalke kann das Kapitel Abstiegsangst dagegen zuklappen – deswegen war es für Rangnick auch der wichtigste der drei bisherigen Siege unter seiner Regie. Nun könne aus dieser Saison sogar noch eine „außergewöhnliche“ werden, sagte Rangnick angesichts der Aussichten in beiden Pokal-Wettbewerben. Aber selbst in der Liga ist der fünfte Platz bei nur noch sechs Punkten Rückstand wieder in Reichweite. Manuel Neuer orakelte schon: „Als Ralf Rangnick 2004 das erste Mal auf Schalke Trainer wurde, hat er sogar die ersten sechs Spiele alle gewonnen...“
Signale von Farfan
Schalkes Torwart stand ganz entspannt im Kabinengang – man merkte ihm förmlich den Spaß an, den er derzeit an seinen Aufgaben hat. „Der Kummerkasten ist leer“, lächelte er – ein gutes Gefühl nach all’ den Turbulenzen der vergangenen Monate. Rangnick hat bei seiner Ansprache den richtigen Ton gefunden, um die Lebensgeister in der Mannschaft zu wecken. Und darauf kam es wohl an, wie Kapitän Neuer erklärte: „Das Team war immer da. Es konnte sich nur nicht so zeigen.“
Von der Zweckgemeinschaft zum Team – die Szenen nach dem Spiel sprachen Bände. Dass Jefferson Farfan sich sogar mit der Schalker Fahne schmückte, zeigte zumindest das aktuelle Wohlfühlen des Stürmers. Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies sieht sogar Signale, dass Farfan zu einer Vertragsverlängerung neigen würde: „Jeff ist ein genialer Spieler. Ich glaube, wir können ihn halten.“ Doch ganz so weit wollte Manager Horst Heldt da noch nicht gehen: „Wir werden das Thema jetzt konkret behandeln. Mehr ist aber noch nicht passiert.“
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