Mailand. Für den Schalke-Torwart ist Inter Favorit gegen die Königsblauen. Seinen Abwehrspielern traut Neuer dennoch zu, die Offensive der Italiener in den Griff zu bekommen. Auch Benedikt Höwedes ist optimistisch. Die Schalker Eigengewächse im Interview.

Als sich der Mannschaftsbus des FC Schalke 04 am Montagabend zum Abschlusstraining dem Giuseppe-Meazza-Stadion im Stadtteil San Siro nähert, werden die Spieler, Trainer und Betreuer von ganzen vielen Bannern empfangen, die rund ums Stadion hängen.

Die Aufschrift: „Wembley 2011“. Am 28. Mai wird in London das Champions-League-Finale ausgetragen. Vor dem Hinspiel des Viertelfinals bei Titelverteidiger Inter Mailand protokollierte DerWesten das Gespräch mit Torwart Manuel Neuer (25) und Innenverteidiger Benedikt Höwedes (23).

Haben Sie die Achtelfinal-Spiele des FC Bayern München gegen Inter gesehen, und welche Schlüsse können Sie daraus ziehen, um weiterzukommen?

Manuel Neuer: Eigentlich war Inter nach der Führung für die Bayern schon abgeschlagen. Aber dann haben die Mailänder Moral und Teamgeist bewiesen und sind eindrucksvoll zurückgekommen. Deshalb gilt es für uns, die Konzentration bis zum Schluss immer hoch zu halten.

1997 hat Schalke im Giuseppe-Meazza-Stadion den Uefa-Pokal gewonnen. Was für Gefühle beziehungsweise Erinnerungen haben Sie?

Neuer (damals elf Jahre alt): Auf jeden Fall gute. Das waren sehr positive Momente und Erfahrungen für unseren Verein. Das ist hoffentlich ein gutes Omen. Wir wollen ein gutes Spiel zeigen, um eine gute Ausgangslage für das Rückspiel zu haben. Wir hoffen, wieder Geschichte für den Verein schreiben zu können.

Wo haben Sie die Finalspiele 1997 verfolgt?

Neuer: Ich war zweimal im Parkstadion. Das Hinspiel habe ich live gesehen, und beim Rückspiel gab es dann eine Video-Übertragung.

Benedikt Höwedes, Sie werden es voraussichtlich mit Diego Milito zu tun bekommen, der im Finale der vergangenen Saison beide Tore gegen den FC Bayern erzielt hat.

Höwedes: Gut, Diego Milito ist ein herausragender Stürmer, und wir werden besonders auf ihn aufpassen müssen. Aber Inter hat mit Samuel Eto'o und Wesley Sneijder zwei weitere ganz hervorragende Spieler.

Haben Sie das Derby zwischen dem AC Mailand und Inter gesehen, und wie wollen Sie dem schlauen Spiel der Italiener begegnen?

Höwedes: Wir haben das Spiel nicht live verfolgen können, aber wir werden uns mit Sicherheit noch Frequenzen vor dem Spiel am Dienstagabend anschauen und unsere Lehren daraus ziehen. Wir müssen mannschaftlich kompakt auftreten, und dann sollten wir auch hier eine Chance haben.

Sehen Sie Inter Mailand auch in der Favoriten-Rolle, und haben Sie vielleicht sogar Angst vor Samuel Eto'o?

Neuer: Angst habe ich bestimmt keine. Aber Inter ist der Titelverteidiger und auch gegen uns Favorit. Sie haben starke Offensiv-Spieler, aber ich habe ja ein paar gute Abwehrspieler, die mir den Rücken freihalten werden.

Während des Gespräches im Medienzentrum des Giuseppe-Meazza-Stadions gewinnt man den Eindruck, als spiele am nächsten Tag irgendwer gegen Japan. Unzählige Journalisten aus dem Land des Asienmeisters sind da, zumal neben dem Schalker Atsuto Uchida (23) auch im Inter-Kader ein Japaner steht: der 24-jährige Yuto Nagatomo.

Sagen Sie drei Worte zu Ihrem Teamkollegen Atsuto Uchida.

Neuer: Er ist ein sehr guter rechter Verteidiger, der im Spiel nach vorn einiges bewältigen und auch sehr gute Flanken schlagen kann.

Benedikt Höwedes weiß, dass diese Frage kommen wird.

Als Ihr Berater Volker Struth in der vergangenen Woche wegen der Vertragsverlängerung Toni Kroos' beim FC Bayern war, ist auch über Sie gesprochen worden. Über das Interesse des FC Bayern und einen möglichen Wechsel nach dieser Saison.

Höwedes. Ganz ehrlich, wir haben hier ein ganz wichtiges Spiel gegen Inter Mailand. Für mich zählt nur eins: Hier ein gutes Spiel abzuliefern.

Es sieht so als, als würden morgen zwei 19-Jährige die Schalker Doppel-Sechs bilden: Kyriakos Papadopoulos und Joel Matip. Macht Ihnen das Sorgen?

Neuer: Trotz ihrer jungen Jahre können beide sagen, dass sie auch schon bei hochkarätigen Spielen ihre Leistungen gezeigt haben. Deshalb haben wir auch keine Angst, wenn die beiden auf der Doppel-Sechs spielen.

Geschafft. Manuel Neuer und Benedikt Höwedes gehen. Nun muss sich auch Trainer Ralf Rangnick, der seinem Innenverteidiger beim Platz-Tausch einen Klaps auf den linken Oberschenkel gibt, einigen Fragen stellen. Dabei gibt der 52-Jährige zu, dass am Freitag im Bundesliga-Spiel beim FC St. Pauli deutlich mehr Druck auf ihm gelastet habe – aber auch auf der Mannschaft. „Ich freue mich auf das Spiel gegen Inter“, sagt er. „Wir wollen versuchen, an dieser Aufgabe, die wir haben, noch einmal zu wachsen.“ Und fürs japanische Protokoll muss der Schalker Trainer selbstverständlich auch noch etwas sagen. Atsuto Uchida, sagt Ralf Rangnick, habe seine Stärken in der Offensive, könne aber inzwischen auch ganz ordentlich verteidigen.