München. . Jupp Heynckes tritt sein Amt als Trainer von Bayern München offiziell erst am 1. Juli an. Im Hintergrund plant er aber schon jetzt die Zukunft beim Fußball-Rekordmeister - und eine millionenschwere Transferoffensive.

Borussia Mönchengladbach vor Augen, die Zukunft mit Jupp Heynckes im Hinterkopf: Auf der Zielgeraden der Saison kämpft Bayern München in noch sieben Endspielen um die Teilnahme an der Champions League - hinter den Kulissen aber plant der Fußball-Rekordmeister bereits intensiv die neue Spielzeit. Rund 60 Millionen Euro will der Branchenkrösus seinem neuen Übungsleiter für neue Spieler zur Verfügung stellen, damit dieser das Finale der Königsklasse 2012 in der Münchner Allianz Arena erreichen kann.

Stürmer Mario Gomez findet die Diskussionen in der heißen Phase jedoch störend. „Wir haben Wichtigeres zu tun, als über die neue Saison zu reden. Wir müssen uns auf die letzten sieben Spiele fokussieren“, sagte er. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) steht das erste Endspiel um die Königsklasse gegen Schlusslicht Gladbach an. „Die Spekulationen sind bei einer Mannschaft wie Bayern normal, das stört keinen“, behauptete Arjen Robben dagegen: „Ich glaube, dass wir alle Spiele gewinnen können.“ Dann kommt Heynckes - und der teure Schnitt.

Neuer im Fokus der Bayern

Der neue Coach hat Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Finanzchef Karl Hopfner und Sportdirektor Christian Nerlinger bei einem Treffen am Donnerstag vergangener Woche einen klaren Handlungsauftrag mit nach Hause gegeben. „Der Verein muss jetzt versuchen, das umzusetzen“, sagte er dieser Tage. Und die Bayern sind gewillt, eine richtige Transferoffensive zu starten. „Es wird ausgegeben, was notwendig ist. Was benötigt wird, steht zur Verfügung“, sagte Präsident Uli Hoeneß der Bild-Zeitung. Ganz oben auf der Wunschliste des neuen Übungsleiters: Schalkes Nationaltorwart Manuel Neuer.

Neben der Torhüter-Position soll vor allem die Abwehr gestärkt werden. Die Namen Jerome Boateng (Manchester City), Fabio Coentrao (Benfica Lissabon), Gregory van der Wiel (Ajax Amsterdam) und Gary Cahill (Bolton Wanderers) sind im Gespräch. Außerdem könnte Heynckes von Bayer Leverkusen Arturo Vidal mit nach München bringen, mit dem Lauterer Ivo Ilicevic sind sich die Bayern schon im Winter so gut wie einig geworden. Aus England ist zudem zu hören, dass der FCB am Ex-Leverkusener Dimitar Berbatow (Manchester United) dran sein soll.

Neuers Wechsel für 20 Millionen Euro an die Isar gilt in der Branche schon als ausgemacht. „Wir machen uns Gedanken über den Torwart“, sagte Hoeneß in dieser Woche zu Schalke-Fan Manni Breuckmann: „Und eurer ist gefährdet.“ Kommt Neuer, geht wohl Thomas Kraft. Der Hamburger SV ist interessiert, die Bayern haben Kraft aber ein Angebot gemacht, seinen auslaufenden Vertrag um zwei Jahre zu verlängern. „Solange mir eine Perspektive geboten wird, kann ich mir alles vorstellen“, sagte Kraft. Kommt Neuer, heißt diese Perspektive aber Nummer 2. Dann würde Kraft wohl gehen, und Jörg Butt könnte noch ein Jahr dranhängen.

Umbau der Bayern-Abwehr

Fabio Coentrao ist der Wunschkandidat für die linke Abwehrseite, Benfica beharrt aber noch auf utopischen 25 Millionen Euro Ablöse. Sollte der Transfer scheitern, könnte Heynckes sich für Rechtsverteidiger Gregory van der Wiel von Ajax Amsterdam entscheiden, der mit zehn Millionen vergleichsweise günstig zu haben ist. Kapitän Philipp Lahm müsste dann die Seiten wechseln. Robben legte am Donnerstag ein gutes Wort für van der Wiel ein. „Das ist ein großes Talent mit viel Potenzial. Ich glaube, er würde zu Bayern passen“, sagte er.

Spekulationen, wonach er den Verein verlassen könnte, wenn die Bayern die Qualifikation für die Königsklasse verpassen könnten, wies Robben zurück. Er habe zwar „definitiv keine Lust“ auf die Europa League, aber: „Ich bleibe gerne hier.“ Dennoch erschwert den Bayern die missliche sportliche Lage die Planungen. „Wir möchten erst mal wissen, ob wir nächste Saison Champions League spielen. Dann werden wir Entscheidungen fällen“, sagte Rummenigge.

Das gilt aber kaum für Zugänge. 2007, als die Bayern die Champions League letztmals verpassten, holte der Klub Spieler für rund 80 Millionen Euro. Die Zweifel des Vorstandsvorsitzenden betreffen wohl eher aktuelle Bayern-Profis wie Miroslav Klose. Heynckes will den Nationalspieler behalten, Hoeneß aber nur, wenn Klose auf Geld verzichtet. Auch Hamit Altintop könnte bleiben, will Heynckes doch anders als Noch-Coach Louis van Gaal einen größeren Kader. Den FC Bayern verlassen könnte Andreas Ottl (Hertha BSC Berlin). (sid)