Gelsenkirchen. Wenn Felix Magath zum Saisonende seine Zelte in Gelsenkirchen abbricht, wird eine der begehrtesten Trainerbänke der Bundesliga frei. Gedankenspiele, Gerede und Gerüchte über mögliche Nachfolger werden Schalke in den nächsten Wochen beschäftigen.
Den Meistertrainer wird der FC Schalke 04 dieses Mal nicht bekommen. Felix Magath wechselte 2009 quasi mit der Schale unter dem Arm von Wolfsburg nach Gelsenkirchen und weckte dort große Hoffnungen, dass der Titel nach mehr als 50-jähriger Abwesenheit bald wieder nach Schalke wandern würde. Dieser Traum ist mit der beschlossenen Trennung von Magath erstmal geplatzt, doch der kommende Meistertrainer steht aktuell nicht zur Verfügung.
Jürgen Klopp, Coach beim verhassten Revierrivalen Borussia Dortmund und damit wohl beim kommenden Deutschen Meister 2011, hat beim BVB noch einen Vertrag bis 2014 und in der Vergangenheit wenig Sympathie für einen baldigen Wechsel nach Schalke durchscheinen lassen.
Trotzdem: Schalke sucht einen „Typ Klopp“ als neuen Trainer, eine blauweiße Version des bärtigen Borussen. Emotionen, Begeisterung und Nähe zu den Fans könnten für Schalke nach der kurzen, aber gleichsam unterkühlten „Ära Magath“ wichtige Punkte im Anforderungsprofil sein. Eigenschaften, an denen sich das Schalker Fan-Herz wärmen kann.
Gesucht: Ein blauweißer Klopp
In diese Kategorie fallen zunächst die „Jungen Wilden“: Der Mainzer Thomas Tuchel, der früher als „Klopp-Klon“ verlachte akribische Arbeiter vom Bruchweg, würde wegen seiner emotionalen Art gut ins Ruhrgebiet passen. Er gilt aber als eingefleischter Mainzer, der mit seiner jungen Truppe noch viel vorhat.
Ein ernstzunehmender Kandidat ist offenbar auch der Freiburger Robin Dutt. Er gilt nach Medienberichten als Favorit auf die Magath-Nachfolge, äußerte sich aber am Mittwoch zurückhaltend: "Ich halte es so, wie in den vergangenen Jahren auch. Ich werde mich an Spekulationen nicht beteiligen", sagte Dutt.
Ebenfalls zum Kandidatenkreis gehört Holger Stanislawski vom FC St. Pauli, der aber wie Tuchel und auch Dutt als sehr verwurzelt in seinem Klub gilt. Der heutige Fürther Trainer und frühere Schalker Spieler Mike Büskens würde dagegen einen „Schalker Stallgeruch“ mitbringen.
Van Gaal verhandelte einst mit Schalke
Spekulationen, wonach bei einem vorzeitigen Abschied von Magath zunächst ein alter Haudegen wie Otto Rehagel oder der ewige Hans Meyer übernehmen könnten, halten sich ebenso hartnäckig. Ganz Verwegene liebäugeln sogar mit einem echten Branchen-Schwergewicht. Da Bayern-Trainer Louis van Gaal im Sommer in München aufhört, wäre ein Wechsel des Niederländers nach Schalke zumindest theoretisch möglich. Van Gaal verhandelte vor seinem Engagement bei Bayern sogar schon einmal mit den Königsblauen...
Fallen könnte die Wahl letztlich auch auf einen anderen Schalker Bekannten: Der kürzlich in Hoffenheim zurückgetretene Ralf Rangnick schied einst im Unfrieden aus Gelsenkirchen, betonte aber stets seine Leidenschaft für Schalke. Rangnick steht aber für ein Problem, dass Schalkes Trainersuche im Sommer entscheiden erschweren könnte: Die halbe Liga und vor allem die Topclubs suchen neue Übungsleiter. Hamburg, Wolfsburg, Bayern, eventuell auch Leverkusen und Bremen fischen in ähnlichen Gewässern wie Schalke. Das Trainer-Karussell, es wird sich in diesem Sommer ganz besonders schnell drehen.