Gelsenkirchen. . Schalke-Trainer Felix Magath hat vor dem Revierderby beim BVB seine umstrittenen Entscheidungen verteidigt. „Jeder hat gewusst, wer ich bin, wie ich arbeite“, sagte Magath. Zugleich kritisierte er den Verein.
40 Minuten saß Schalke-Trainer Felix Magath auf dem Podium. Eigentlich sollte es die normale Pressekonferenz vor einem Pflichtspiel werden. Eine Pressekonferenz, wie sie Magath Woche für Woche routiniert abspult. Diesmal ging es aber fast gar nicht um den kommenden Gegner Borussia Dortmund (Freitag, 20.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker). Magath musste sich rechtfertigen. Für seine Transferpolitik, für seine Taktik, für seinen Rat an Julian Draxler, die Schule zu schmeißen. Und Magath nahm zu allen Punkten Stellung. Ausführlich. Er wehrte sich. „Sie werden keinen Besseren finden“, sagte er.
Felix Magath über den Widerstand gegen seine Vereinspolitik: „Ich wurde geholt, um einen Umbruch zu machen. Deshalb habe ich einen Vertrag bis 2013 unterschrieben. Die Absicht ist, dass der Umbruch 2013 in der Meisterschaft münden soll. Ich bin ja nicht vom Himmel gefallen. Jeder hat gewusst, wer ich bin, wie ich arbeite. Schalke 04 war zum Zeitpunkt meiner Verpflichtung sportlich und wirtschaftlich in keiner guten Situation. Ein Umbruch ist nicht nur herbeizuführen, indem man neue Spieler kauft, sondern ein Umbruch ist nur so herbeizuführen, indem man sich von Spielern trennt und neue Spieler verpflichtet. Genau das passiert. Und ein Umbruch ist nicht in einer Transferperiode erledigt. Ich bin kein Zauberer. Ich habe nie behauptet, dass ich unfehlbar bin. Selbstverständlich mache ich Fehler. Ich kann Ihnen nicht 15 Spieler zusammenholen und die Meisterschaft gewinnen. Das ist unmöglich. Ich muss kurz- und langfristige Erfolge versuchen miteinander zu vereinbaren. Da sich das ab und zu widerspricht, ist ihr Eindruck, dass es in der Personalpolitik etwas durcheinander geht. Ich bin geholt worden, um ohne große finanzielle Mittel den Verein an die Spitze zu führen. Wenn Sie jemanden finden, der das in einem Jahr schafft, dann darf er gerne meinen Platz einnehmen. Aber ich fürchte, Sie werden keinen finden, der das besser kann.“
Felix Magath über die Spielphilosophie: "Was die Spielphilosophie angeht, ist es kein großes Problem, sich an dem zu orientieren, was vor zwei Jahren in Wolfsburg abgelaufen ist."
Felix Magath über den Vergleich Wolfsburg/Schalke: „Es ist eine ähnliche Situation wie in Wolfsburg, dass eine Mannschaft völlig neu aufgestellt werden soll. In Wolfsburg war die Situation komfortabler mit einem Sponsor im Rücken. Schalke war fast finanzlos, als ich kam.“
Felix Magath über die Vereinspolitik von Borussia Dortmund: „Im Moment sieht’s bei unserem Nachbarn besser aus, weil ich glaube, dass der ganze Verein akzeptiert hat, was passiert. Hier ist das scheinbar nicht so. Wir sind im Moment viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Wir diskutieren ständig über interne Dinge.“
Felix Magath über die Kritik der Fans: „Ich habe kein Problem damit, den Fans meine Arbeit zu erklären.“
Felix Magath über die Saisonziele: „Das Ziel in der Champions League lautete, die Vorrunde zu überstehen. Das Ziel haben wir erreicht. Im DFB-Pokal war das Ziel das Finale. Wir sind im Halbfinale. Wenn man im Halbfinale gegen den späteren Pokalsieger ausscheidet, können wir auch damit zufrieden sein. In der Bundesliga hinken wir etwas hinterher. Es wäre schön, wenn es für einen Euro-League-Platz reichen würde.“
Felix Magath über die Transfers im Winter: „Wir haben einen Transfer getätigt. Der Abgang von Ivan Rakitic wurde kompensiert durch Anthony Annan. Dieser Wechsel ist ein Transfer, der uns für die Zukunft Qualität sichern soll. Die anderen drei Spieler sind Ergänzungen für den Kader. Sie sollen uns bis zum 30. Juni punktuell in Sondersituationen verstärken. Ich hoffe, dass wir nicht diese Hilfe benötigen.“
Felix Magath über Angelos Charisteas: „Charisteas ist ein großer kopfballstarker Spieler. Gegen Hoffenheim waren wir spielerisch außer Tritt. In solchen Situationen fehlt uns eine Alternative für die Brechstange. Dafür wurde Charisteas geholt.“
Felix Magath über Anthony Annan: „Annan hat einen sehr guten Eindruck im Training gemacht. Das gibt uns die Gewissheit, den richtigen Mann verpflichtet zu haben. Es kann gut sein, dass er am Freitag anfängt.“
Felix Magath über die Spekulation, dass Klaas-Jan Huntelaar nach Wolfsburg transferiert werden sollte: „Ich habe nicht den Auftrag gegeben, Huntelaar zu verkaufen.“
Felix Magath über Julian Draxler: „Nach allem menschlichen Ermessen wird er seinen Weg als Profi gehen. Wir reden von einem Ausnahmespieler, von einer individuellen Situation. An meinen Erfahrungen mit meinen Kindern sehe ich in Deutschland nicht die Möglichkeit, Schule und Fußball zu vereinbaren. Ich weiß nicht, wo das Problem ist. Die Politiker sind doch stolz wie Bolle auf den zweiten Bildungsweg. Wenn es in ein, zwei Jahren nicht reicht, kann er immer noch sein Abitur machen.“
Felix Magath über den Kader: „Wir haben eine große Spannbreite vom Weltstar bis zum eigenen Jugendspieler. Wir haben eine junge Mannschaft. Grundlage sind junge, auch deutsche Spieler. Sie werden nicht viele Vereine finden, die acht Spieler im Bundesliga-Kader haben, die bei uns in der Jugend gespielt haben - und somit wird darauf geachtet, dass hier ein hoher Identitätsfaktor gegeben sein kann."
Felix Magath über seine Taktik: „Ich will offensiv ausgerichteten Fußball spielen lassen.“
Felix Magath über Borussia Dortmund: „Ich denke, unser Gegner ist der kommende deutsche Meister.“
Felix Magath über die Favoritenrolle im Derby: „Der Tabellenführer ist haushoher Favorit.“
Felix Magath über die Schalker Hoffnungen für das Derby: „Der Tabellenführer ist im letzten Heimspiel gegen Stuttgart nicht über ein 1:1 hinausgekommen - also auswärts stärker als zu Hause.“
Felix Magath über den Subotic-Ausfall beim BVB: „Ich gehe davon aus, dass sich Felipe Santana einfügen wird.“
Felix Magath über Christoph Metzelders besonderes Spiel: „Ich habe mit Christoph Metzelder geredet. Er freut sich auf die Partie, ist hoch engagiert. Er will spielen.“