Gelsenkirchen. .

Angelos Charisteas lächelt beim Warmmach-Spielchen Fünf-gegen-Zwei. In der vergangenen Woche sah man dagegen den Griechen nur mit ernster Miene. Da war er auch lediglich Gastspieler, jetzt ist er ein Königsblauer. Gehört zum Team. Bis zum Saisonende.

Doch richtig glücklich wirkte der kantige Stürmer auch beim gestrigen Training nicht. Kein Wunder. Ist er doch nicht richtig fit. Während beim Abschlussspiel die A-Mannschaft das B-Team 3:2 bezwang, absolvierte Charisteas an der Seite Laufübungen. Nach exakt 60 Minuten war auch damit Schluss und der 30-Jährige verschwand Richtung Kabine. Still und leise. Dabei gab es Zeiten, da stand Angelos Charisteas im Mittelpunkt. Und wie.

Rückblick: 4. Juli 2004. Charisteas köpft im EM-Finale in der 57. Minute nach einer Ecke das entscheidende 1:0 gegen Portugal. Griechenland ist Europameister. Eine Sensation. Ein ganzes Land huldigt nicht nur Trainer-König Otto Rehhagel, sondern auch Angelos Charisteas, der einen Platz im Fußball-Olymp ganz sicher hat. Dank seiner drei EM-Treffer wurde Angelos Charisteas sogar ins All-Star-Team berufen. Neben Stürmerkollegen wie Wayne Rooney, Ruud van Nistelrooy und Cristiano Ronaldo.

122 Bundesligaspiele - 26 Tore

Schalkes neuer Stürmer Angelos Charisteas (Foto: Martin Möller/WAZ FotoPool)
Schalkes neuer Stürmer Angelos Charisteas (Foto: Martin Möller/WAZ FotoPool) © WAZ FotoPool

Doch die Zeiten sind vorbei, lange vorbei. Für den heute 30-jährigen Charisteas ist der FC Schalke 04 vielleicht die letzte Gelegenheit, noch einmal auf die ganz große Fußballbühne zurückzukehren. Ein Kopfballtor gegen Borussia Dortmund, das wär’s. Ein Paukenschlag. Den könnte Schalke, aber auch der Grieche persönlich gut gebrauchen.

Denn zuletzt lief es gar nicht mehr für 122-maligen Bundesliga-Spieler (26 Tore). Im November löste er beim AC Arles-Avignon seinen Vertrag auf. AC Arles-Avignon. Französische Provence. Eine herrliche Gegend zum Leben. Aber Fußballspielen? Der AC hält mit nur einem Sieg und mickrigen acht Punkten die Rote Laterne in der Ligue 1 ganz, ganz fest. Charisteas hat das sinkende Schiff verlassen. In sechs Meisterschaftsspielen und beim 0:1-Pokal-K.O. gegen SM Caen gelang dem Mittelstürmer kein Treffer. Jetzt soll er eine weitere Option im Sturmzentrum der Knappen werden.

Eine Option, die keine Ablösesumme gekostet hat. Möglicherweise ist das im Augenblick Charisteas’ größtes Plus. Ajax Amsterdam überwies im Jahr 2006 noch 4,9 Millionen Euro auf Werder Bremens Konto. Die Hanseaten hatten zuvor drei Millionen an Aris Saloniki gezahlt.

Fortan wurden die Summen kleiner, die Tore und Einsätze weniger. Es folgten Stationen bei Feyenoord Rotterdam, zweimal 1. FC Nürnberg und Bayer Leverkusen.

Dabei kann sich die Trophäenliste des Griechen blicken lassen. Neben dem EM-Titel gewann er mit Werder sowohl die Meisterschaft als auch den Pokal. Mit Ajax stemmte er den Pokal und den Supercup in die Höhe. Angelos Charisteas hat etwas vorzuweisen. Er hat bewiesen, dass er es kann. Und er besitzt jede Menge Erfahrung.

Und genau darauf dürfte Schalkes Trainer Felix Magath setzen. Ein besonnener Kicker, der schon viele wichtige Fußball-Schlachten geschlagen hat. Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Fleck stehen, das wird von ihm erwartet.

Fast eine ganze Rückrunde hat der 1,90 m lange Grieche Zeit, seine Qualitäten zu beweisen. Klappt’s, steht einer Vertragsverlängerung wahrscheinlich nichts im Wege, klappt’s nicht, wird Angelos Charisteas wohl wieder seiner Wege gehen. Schließlich ist er ablösefrei.