Gelsenkirchen. . In der turbulenten Transferzeit taumeln die Königsblauen orientierungslos zum 0:1 gegen Hoffenheim. Charisteas soll in der Rückrunde helfen, Farfan ist sich mit Wolfsburg einig.
Es ist Transferzeit, und da geht es auf Schalke seit dem Dienstantritt des Managers und Trainers Felix Magath zu wie auf dem Basar. Berater und Manager kommen und gehen, bringen oder nehmen Spieler mit. Kaufen? Tauschen? Leihen? Alles ist möglich, alles ist im Fluss. Nur das Fußballspiel stockt, das Kerngeschäft.
Hochverdient verlor Schalke 04 gegen 1899 Hoffenheim mit 0:1, eine seelenlose Mannschaft ergab sich, nur Torwart Manuel Neuer wehrte sich gegen ein mögliches 0:5.
Mitte der zweiten Halbzeit nahm sich Schalkes Top-Talent Julian Draxler in der gegnerischen Hälfte den Ball zum Einwurf. Der eingewechselte 17-Jährige fahndete vergeblich nach königsblauen Kollegen. Draxler sah nur Hoffenheimer vor sich, er zögerte, bis es fast peinlich wurde. Dann erbarmte sich Routinier Raúl – der Spanier löste sich und signalisierte als Einziger die Bereitschaft zur Ballannahme.
„Wir woll’n euch kämpfen seh’n“, brüllten daraufhin die Fans, die ihre Mannschaft schon in der ersten Halbzeit mit dem Ruf „Aufwachen“ an die Pflicht zur Arbeit erinnert hatten. Vergeblich. Vielleicht sollte auch noch ein Ohrenarzt den großen Schalker Betreuerstab erweitern.
Das Tor des Tages hatte Isaac Vorsah schon in der vierten Minute nach einer Ecke per Kopf erzielt – nicht zum ersten Mal in dieser Saison wussten sich die Schalker bei einer Standard-Situation nicht zu helfen. Diesmal hielt Jefferson Farfan einen Sicherheitsabstand zum Torschützen.
Der Peruaner, in der Hinrunde Schalkes stärkster Feldspieler, bot am Samstag eine indiskutable Leistung, und wer sich darüber wundert, der erkennt auch nicht den Zusammenhang zwischen einer Schlaglochpiste und gebremster Fahrweise. Farfan hat nichts anderes mehr im Kopf als einen sofortigen Wechsel zum VfL Wolfsburg. Die zahlungskräftigen Niedersachsen, die Torjäger Edin Dzeko für 35 Millionen Euro an Manchester City verkauften, sollen bereit sein, 15 Millionen Euro Ablöse hinzublättern. Mit Farfan sind sie sich einig, ein VfL-Insider erklärte, es liege nur noch an Schalke.
Schalke verliert gegen 1899
Magath, der bei einem solchen Angebot auch eine drohende Saison ohne Europapokal-Einnahmen berücksichtigen muss, verwies auf das Ende der Transferperiode an diesem Montag. Einen Spieler von der Qualität Farfans will er nur dann ziehen lassen, wenn er adäquaten Ersatz finden würde. Ins Auge gefasst hat Magath, der die Eskapaden des für den Musterprofi-Preis nicht nominierten Farfan satt hat, den Frankfurter Patrick Ochs. Der 26-jährige, rechts defensiv und offensiv einsetzbar, kann die Eintracht im Sommer für drei Millionen Euro verlassen und wäre jetzt entsprechend teurer.
Charisteas als 34. Zugang in der Ägide Magath
34. Neuzugang in der Ägide Magath wurde am Sonntag aber zunächst der zuletzt vertragslose Mittelstürmer Angelos Charisteas. Der 30-Jährige erhielt einen Vertrag für die Rückrunde. Auch die Verpflichtung von Anthony Annan aus Trondheim steht kurz bevor. Jermaine Jones ausgeliehen, Erik Jendrisek und Ivan Rakitic verkauft – wie findet Magath bei so vielen geschäftlichen Aktivitäten noch Zeit für eine optimale Vorbereitung auf ein Fußballspiel? Gegen Hoffenheim kam er auf die Idee, es im Mittelfeld mit dem für rund vier Millionen Euro verpflichteten, bisher aber am Rand geparkten Rumänen Ciprian Deac zu versuchen. Eine abenteuerliche Maßnahme. Der 13-Millionen-Mann Jose Manuel Jurado blieb übrigens 90 Minuten lang auf der Bank.
Wie nach dem 0:1 zwei Wochen zuvor gegen Hamburg fand Magath „keine Erklärung“ für den mut- und ideenlosen Auftritt seines Teams. Es habe sich vielleicht „zu sehr unter Druck gesetzt“. Kapitän Manuel Neuer meinte, der erneute Personalumbau dürfte „keine Entschuldigung und keine Ausrede“ sein.
Verantwortlich für Verunsicherung, fehlenden Teamgeist und erbärmliche Spielkultur kann aber kein anderer als der Trainer sein. Die von Magath ausgerufene Aufholjagd kann er jetzt abblasen. In dieser Verfassung könnten sich die Schalker am Freitag eine Blamage beim Derby in Dortmund nur dann ersparen, wenn sie gar nicht anreisen würden. Ein Blick nach unten hat übrigens nichts mit Schwarzmalerei zu tun: Sechs Punkte Vorsprung vor den Abstiegsrängen können schnell aufgebraucht sein.