Gelsenkirchen. . Am Tag vor dem DFB-Pokalspiel gegen Nürnberg stellt Schalke-Trainer Felix Magath Mittelfeldspieler Ivan Rakitic öffentlich in den Senkel. Wir erklären, warum Magath der Kragen geplatzt ist.
Es könnte eigentlich alles recht harmonisch zugehen, in diesen Tagen auf Schalke. Mit dem Sieg in Hannover haben die Blauen in der Bundesliga fürs Erste zumindest wieder etwas Ruhe, und in den Pokalwettbewerben warten ja schöne Herausforderungen: Im Februar geht’s in der Champions League gegen den FC Valencia, im DFB-Pokal steht bereits an diesem Dienstag (20.30 Uhr, ZDF und im DerWesten-Ticker) in der Arena das Viertelfinale gegen den 1. FC Nürnberg an. Ein Sieg gegen den Club, und das Endspiel in Berlin ist nicht mehr weit entfernt. Schöne Aussichten - wenn es nicht schon wieder Ärger geben würde.
Felix Magath stellte am Tag vor dem wichtigen Spiel gegen Nürnberg seinen Mittelfeldspieler Ivan Rakitic (22) öffentlich in den Senkel. Grund sind die so gut wie gescheiterten Verhandlungen mit dem kroatischen Nationalspieler bzw. dessen Beratern über eine Verlängerung des im Sommer auslaufenden Vertrages. „Wir versuchen seit Ende Mai, Anfang Juni, den Vertrag mit Ivan Rakitic zu verlängern. Das haben seine Berater aber nicht mitgemacht, sie haben uns hingehalten“, berichtete Magath am Montag, um sich dann vollends über das Gebaren der anderen Seite zu echauffieren: Er habe den Eindruck, Rakitic hätte „von Anfang an“ nur die Absicht gehabt, „hier mit sehr viel Geld weiter rumzulaufen oder woanders einen Vertrag abzuschließen.“ Ablösefrei wohlgemerkt, denn im Sommer kann der Blondschopf Schalke umsonst verlassen und ein Handgeld von einem anderen Verein kassieren. „Da können wir wenig machen“, knurrt Magath.
Ob es glücklich war, diesen Krach so kurz vor einem wichtigen Heimspiel öffentlich zu machen, sei dahingestellt. Magath ist vermutlich der Kragen geplatzt, weil Rakitic auch in dieser Phase der Saison, wo Schalke dringend den sportlichen Erfolg braucht, ständig mit Angeboten von anderen Vereinen kokettiert, anstatt sich auf seine Leistungen zu konzentrieren. Am Montag war wieder vom FC Sevilla die Rede, auch ein angebliches Interesse des VfL Wolfsburg machte die Runde, zuvor galt Juventus Turin als aussichtsreicher Kandidat. Magath versichert indes, dass bei ihm bisher kein Klub wegen dem Kroaten angeklopft hat: „Wir haben keine Anfrage von Sevilla, und aus Wolfsburg hat sich weder Dieter Hoeneß noch irgendein anderer gemeldet.“ Eine Vertragsverlängerung in Schalke scheint jedoch mittlerweile ausgeschlossen: „Es gab in den letzten Tagen keine Aktivitäten von uns, mit Ivan ins Gespräch zu kommen“, erklärt der S04-Manager und begründet dies damit, dass ein solcher Vorstoß aus seiner Sicht wohl sinnlos wäre: „Wenn Ivan bestätigt, dass er mit Sevilla spricht, kann man davon ausgehen, dass er sich mit einem Transfer beschäftigt.“
Rakitic gilt als „lieber Kerl“
Rakitic, der intern als „lieber Kerl“ und keineswegs als Querkopf gilt, hatte bis zum Herbst stets davon gesprochen, gerne auf Schalke bleiben zu wollen. Gleichzeitig suggerierten seine Berater aber das Interesse anderer Klubs. Der Durchblick war nicht immer ganz einfach, weil Rakitic doppelt beraten wird: Zum einen von dem Schweizer Max Urscheler, der 2007 auch den Wechsel vom FC Basel nach Schalke klar machte, und zum anderen von seinem Bruder Dejan. Bei den Schalker Fans war Rakitic von Anfang an wegen seines oft phlegmatisch wirkenden Spiels nicht unumstritten, während er bei den Trainern fast immer einen Stammplatz hatte. Auch bei Felix Magath, doch man darf gespannt sein, ob dies auch weiterhin so bleibt. „Ich strebe nicht unbedingt nach Wechseln“, sagt Magath mit Blick auf das Pokalspiel gegen Nürnberg und erklärt dies damit, dass er mit der Mannschaftsleistung zuletzt in Hannover zufrieden war.
Rakitic indes hatte in Hannover wahrlich keinen guten Tag erwischt. Sollte er weiter spielen, dann liegt es wohl daran, dass Schalke mit Ausnahme von Peer Kluge auf seiner Position nur noch unerfahrene Spieler (Moritz, Matip) zur Verfügung hat. Es sei denn, es meldet sich doch noch ein Verein, der Rakitic im Winter verpflichten will. Ungelegen käme dies Magath wohl nicht, weil er dann noch einen Nachfolger holen könnte.