Belek.

Viele Schalker Profis sollen den Verein in dieser Transferperiode noch verlassen, sind aber nur schwer vermittelbar. Die Methode Versuch und Irrtum.

In dem großen, hellen Hotel Calista im türkischen Belek geht es zu bestimmten Zeiten etwas unruhig zu. Neben dem FC Schalke 04 haben sich Mannschaften aus mehreren Ländern hier einquartiert, weil das Preisleistungsverhältnis stimmt – auch wegen der qualitativ hochwertigen Rasenplätze in der Umgebung. Um relativ ungestört sein zu können, wohnen die Königsblauen in einem Extra-Trakt, außerdem steht ihnen eine eigene Lounge zur Verfügung. „Es ist viel los hier, aber weil Spieler und Trainer ja vorher ein paar Tage Urlaub hatten, vertragen sie jetzt auch ein bisschen Trubel“, meint Felix Magath.

Er selbst kommt ohnehin kaum zur Entspannung. Als Manager muss er sich um die Personalpolitik kümmern. In Belek spricht er mit Spielerberatern, er wartet darauf, endlich einige Profis loswerden zu können, die er sportlich abgeschrieben hat und die dem Verein schwer auf der Tasche liegen. Gleichzeitig droht ihm aber der Verlust eines kaum zu ersetzenden Stars.

Der wechselwillige Jefferson Farfan blieb am Wochenende im Hotel, er ist erkrankt. Bei dem Peruaner, der die Prioritäten von Fußball und Feiern schon mal vertauscht, fragt man sich beunruhigt: Leidet er unter einer Discolichtallergie? Oder quälen ihn Hautekzeme, weil er immer noch das Schalker Trikot überstreifen muss?

Nur zwei von acht zählen zum Stamm

Ein türkischer Arzt untersuchte ihn und diagnostizierte einen grippalen Infekt. Ein klärendes Gespräch zur Zukunft steht weiter aus. „Er ist ja krank, deshalb suche ich nicht seine Nähe“, meinte Magath und würzte seine Worte mit einer Prise Ironie.

Die aufwändige Arbeit auf einer solchen Baustelle hatte der Polier Magath für diesen Winter nicht vorgesehen. Er plante vor allem, das aufgeblasene Aufgebot zu verkleinern. Die Reste-Rampe ist von erstaunlicher Größe, weil Magath vorwiegend Masse getestet hat. Viele seiner bisherigen Einkäufe folgten der Methode Versuch und Irrtum, die auch Fehlgriffe impliziert: Wer nicht ziemlich schnell einschlägt, kann wieder gehen. Und vielleicht könnte ja doch einmal wie damals in Wolfsburg ein Senkrechtstarter wie Edin Dzeko dabei sein.

Vor einem Jahr verpflichtete Magath in der Winterpause acht neue Profis. Die Ausgaben nannte er „Investitionen in die Zukunft“. Nur zwei von acht zählen heute zum Stamm: Peer Kluge und Edu.

Der bereits in Vergessenheit geratene Norweger Tore Reginiussen wurde schon im Sommer wieder abgegeben und spielt derzeit auf Leihbasis für den italienischen Aufsteiger US Lecce. Alexander Baumjohann ist zum Regionalligaspieler degradiert worden und will verschwinden. Der Vertrag des derzeit beim Asien-Cup beschäftigten Chinesen Hao Junmin läuft am Saisonende aus, Schalke könnte also nur noch jetzt eine geringe Ablöse erzielen. Mario Gavranovic brachte es in dieser Saison nur auf zwei Kurzeinsätze in der Bundesliga, Und das Duo Besart Ibraimi und Bogdan Müller hat den Sprung in Schalkes Profikader gar nicht erst geschafft.

Streit wird bleiben

Bei entsprechenden Angeboten ließe sich mit Magath auch über Verkäufe oder Leihtransfers von Ciprian Deac, Nicolas Plestan, Sergio Escudero und Vasileios Pliatsikas reden. Erik Jendrisek steht ohnehin auf dem Sprung. Hans Sarpei dagegen, zu Saisonbeginn in einem Panikanflug geholt und inzwischen zur eigenen Reserve geschickt, ist mit 34 schwer vermittelbar.

Bei Schalkes Viertligaspielern hält sich auch Jermaine Jones fit. Magath will ihn unbedingt abgeben. Der Marktwert des 29-jährigen US-Nationalspielers ist zwar stark gesunken, doch für Schalkes Manager wäre es wichtig, allein das Gehalt des noch bis 2014 an Schalke gebundenen Großverdieners einsparen zu können.

Bisher gibt sich Magath trotz all dieser Schwierigkeiten optimistisch. „Ich gehe davon aus, dass uns der eine oder andere noch verlassen wird“, sagt er.

Albert Streit wird übrigens bleiben. Für den 30-Jährigen gibt es keine Interessenten. Er verdient 2,3 Millionen Euro pro Jahr, spielt im Regionalliga-Team und will seinen fetten Vertrag bis 2012 aussitzen. Dieser teure Dauerproblemfall ist allerdings noch von Schalkes ehemaligem Manager Andreas Müller zu verantworten und Felix Magath definitiv nicht anzulasten.