Gelsenkirchen. .

Schalkes peruanischer Angreifer Jefferson Farfan spricht von Abschied. Schalke-Trainer Felix Magath bleibt noch gelassen.

Diese Männer sehen alles, wissen alles, diskutieren alles. Sie sind die wahren Experten des Fußballs, auf die Qualität ihrer Augen sind Adler neidisch, auch ihren Urteilen fehlt nur selten die Schärfe. Am Dienstagvormittag erhob die Kleingruppe, die kaum ein Training des FC Schalke 04 verpasst, während der Übungseinheit der Profis ein vereinsfremdes Thema zum Mittelpunkt lebhafter Auseinandersetzungen. „Wenn bei den Bayern der Olic zurückkommt, sitzt der Go­mez garantiert wieder auf der Bank“, behauptete einer und lieferte damit genügend Ge­sprächsstoff.

Bei ihrem eigenen Verein schien nämlich gerade mal nichts los zu sein.

Schalke im Stand-by-Modus? Gibt’s maximal stundenweise. Im Laufe des Tages übernahm Unruhe das Regiment bei den Königsblauen, denn einer ihrer besten Spieler hatte offen die Absicht geäußert, den Klub verlassen zu wollen: Jefferson Farfan gab in seiner Heimat Peru zum Ab­schluss seines selbstständig verlängerten Winterurlaubs der Sportzeitung „Libero“ ein Interview und verkündete da­bei überraschend Wechselabsichten. „Ich verlasse Schalke, weil ich ein Angebot eines an­deren Vereins habe“, wird Farfan zitiert.

Der 26-Jährige hatte am Montag zum Trainingsauftakt auf Schalke gefehlt und meldete sich auch am Dienstagmorgen bei der letzten Einheit vor dem heutigen Abflug zum Trainingslager ins türkische Belek noch nicht zur Arbeit zurück. „Ich muss mit Felix Magath über meine Verspätung sprechen“, erklärte Farfan in Peru vor der Rückreise nach Deutschland. „Ich werde ihm dabei sa­gen, dass ich ein Angebot eines anderen Klubs erhalten habe und deshalb verspätet zum Trainingsbeginn eintreffe. Aber jeder möchte sich nun einmal verbessern.“

Und was heißt verbessern? Meint er sportlich – oder finanziell? Farfan ließ komplett offen, um welchen Verein es sich handelt. „Das werdet ihr noch früh genug erfahren“, sagte er. Es wird spekuliert, dass es um ein Angebot aus Spanien gehen könnte – von Atletico Madrid, dem FC Sevilla oder Schalkes Champions-League-Achtelfinalgegner FC Valencia.

Bereits im vergangenen Sommer hatte der VfL Wolfsburg Interesse an dem offensiven Außen gezeigt. Damals schien Schalkes Trainer und Manager Felix Magath eine Zeit lang nicht abgeneigt zu sein, Farfan tatsächlich abgeben zu wollen. Doch dann startete der Peruaner durch und spielte eine ganz starke Halbserie im Schalker Trikot. Im November, als erste Ge­rüchte darüber aufkamen, dass spanische Klubs 15 Millionen Euro Ablöse für Farfan bieten würden, stellte Magath klar: „Es ist überhaupt kein Thema, Jefferson zu verkaufen.“ Stattdessen kündigte Ma­gath an, mit Farfan, der 2008 für rund zehn Millionen Euro Ablöse aus Eindhoven gekommen war, über eine Verlängerung dessen bis 2012 laufenden Vertrages sprechen zu wollen.

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Am Dienstag gab sich Magath geduldig. „Wir warten erst einmal ab, bis er wieder da ist, und dann sehen wir weiter“, meinte er in der Hoffnung, bald mit Farfan persönlich sprechen zu können. Am Montag hatte der Trainer noch mit einer üblichen Unpünktlichkeit des Südamerikaners gerechnet und auf dessen Fehlen äußerst gelassen reagiert: „Er wird irgendwann kommen und mir dann sicher eine Er­klärung abgeben.“

Durch Disziplinlosigkeiten und private Skandale ist der Peruaner vor allem in seiner Heimat mehrmals aufgefallen. 2007 war er nach Ausschweifungen im Teamhotel nach ei­nem Länderspiel aus der Nationalmannschaft geflogen, im September 2010 feierte er sein Comeback. Doch schon einen Monat später stand er wieder auf dem Abstellgleis: Diesmal soll er das Hotel ohne Erlaubnis verlassen und ein Kasino besucht haben.

Nun hofft er erneut auf Be­gnadigung – in Peru wird darüber groß diskutiert. Dieses Thema um Farfan werden die Kiebitze auf Schalke sicher nicht so hoch einschätzen.