Gelsenkirchen. .

Die Anhänger des FC Schalke 04 sammeln Unterschriften im Internet, um ihren Top-Torwart Manuel Neuer zum Bleiben zu bewegen. Doch Neuer muss überlegen, ob die Zeit reif ist, den Verein zu wechseln.

Am Montagabend waren es genau 22 363. So viele Fans hatten sich bis dahin in die Liste eingetragen, die seit knapp einer Woche im Internet geführt wird. Es ist eine Petition, die von Schalkes Fans ins Leben gerufen wurde, um Manuel Neuer noch einen zusätzlichen Denkanstoß zu geben. „Wir für Manu! Ganz Schalke kämpft für den Verbleib von Manuel Neuer“, heißt es dort, und stündlich tragen sich mehr Fans ein.

Schalker Idol: Manuel Neuer im Spiel gegen Bayern München.
Schalker Idol: Manuel Neuer im Spiel gegen Bayern München. © REUTERS

Die Liste ist ein nettes Schmankerl – oder klingt der Begriff in diesem Zusammenhang zu bayerisch? Auf jeden Fall braucht es sicher keine Abstimmung mehr, um Manuel Neuer aufzuzeigen, was er an Schalke hat. Denn eigentlich führt er diese Abstimmung seit fast 20 Jahren selbst durch: Am 1. März 1991 trat er dem FC Schalke 04 bei – damals war er vier Jahre alt. Inzwischen ist er 24 und steht in den kommenden Monaten vor der bislang schwersten Entscheidung seiner Karriere: Er muss überlegen, ob die Zeit reif ist, den Verein zu wechseln.

Die Bayern basteln gerade

Die Gründe wären in erster Linie sportlicher Natur: Bei Bayern München, das mehr oder weniger offen um den Nationaltorwart buhlt, sind die Chancen größer, regelmäßig in der Champions League zu spielen und Titel zu gewinnen – diese Ziele hat Neuer formuliert. Die Bayern basteln gerade an einer Mannschaft, die die Champions League gewinnen soll. Die Vertragsverlängerungen von Franck Ribéry, Philipp Lahm und zuletzt Bastian Schweinsteiger zeigen dies deutlich. Schweinsteiger hatte seine Unterschrift damit begründet, dass es für ihn schöner wäre, mit dem FC Bayern die Champions League zu gewinnen als mit Real Madrid. Schweinsteiger ist mit Bayern verwurzelt wie Neuer mit Schalke.

Neuer, der bei jedem Spiel unter seinem Trikot ein T-Shirt mit der Aufschrift „Buerschenschaft“ trägt und damit die Verbundenheit zu seinem Fan-Klub ausdrückt, könnte sich somit eine ähnliche Argumentation zurechtlegen: Auch für ihn wäre es schöner, mit Schalke die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen als mit dem FC Bayern. „Meister mit Schalke zu werden, wäre für mich natürlich das Nonplusultra“, hat Neuer gerade erst betont. Doch die Frage ist, ob er dieses Ziel jemals erreichen wird.

Neuers Freundin lebt in München

Neuers Freundin lebt in München – auch dieser private Grund könnte für einen Wechsel zu Bayern sprechen, wo er auch mehr verdienen kann. Insider des FC Bayern wollen wissen, dass Neuer dem Rekordmeister ein Jahresgehalt in Höhe von sechs Millionen Euro wert wäre – auf Schalke könnte er bei einer Vertragsverlängerung angeblich fünf Millionen Euro pro Jahr verdienen. Sein derzeitiges Gehalt wird auf zwei Millionen Euro jährlich geschätzt.

Felix Magath kommentiert diese Zahlen nicht: Aber er kündigt einen Kampf um Neuer an, den man sehr ambitioniert nennen kann. Seit dem Wochenende hat der Manager ein unverhofftes Argument mehr: Die plakativen Proteste der Bayern-Fans gegen eine Verpflichtung des Nationaltorwarts („Mia brauchan koan NEUER Torwart“). Magath will dies bei den Gesprächen nutzen: „So etwas muss eine Rolle spielen. Ein Spieler darf nicht unterschätzen, wie wichtig das Umfeld ist“, sagte Magath am Montag dieser Zeitung. Und wurde dabei noch deutlicher: „Eine solche Unterstützung wie hier auf Schalke wird Manuel Neuer nirgendwo anders kriegen – bei keinem anderen Verein.“

Bisher hat es nur Absichtserklärungen gegeben – laut Neuer habe auch der FC Bayern noch kein Angebot vorgelegt. „Ich gehe davon aus, im nächsten Jahr für Schalke zu spielen. Sobald Schalke mir ein Angebot macht, werde ich als erstes mit Schalke reden“, sagte er nach dem 1:0-Sieg in Mainz. Neuer schränkte aber auch ein: „Sicher ist nichts.“