Gelsenkirchen. .

Schalkes Trainer Felix Magath bat am Dienstag zum Frühsport. Jermaine Jones musste nicht mehr kommen – er wurde von Magath in die Reserve-Mannschaft geschickt.

Es ist noch dunkel um diese Jahreszeit so früh am Morgen. 7.30 Uhr in Gelsenkirchen. Die Kinder gehen gerade dick vermummt und behandschuht zur Schule, sie tragen schwer an ihren Tornistern. Die Schalker Profis trudeln zum Training ein, unterm Arm tragen sie ihr Kulturtäschchen. Um halb neun muss jeder in der Kabine sein, für neun Uhr hat Felix Magath an diesem Dienstag den Frühsport anberaumt. Der Trainer kommt um 8.14 Uhr.

Die meisten Spieler sind schon früher da – vorauseilender Gehorsam. Keiner will sich in dieser prekären Situation etwas nachsagen lassen. Jefferson Farfan kommt gar um halb acht; aber nur, um sich mit einer Erkältung abzumelden. Ivan Rakitic blickt um 8.28 Uhr hastig auf die Uhr – es wird Zeit.

Um 8.58 Uhr kommt Magath

Um zwei Minuten vor Neun betritt Felix Magath schließlich in Begleitung seiner vier Assistenten den Platz – alle eingemummelt zum Schutz gegen die Kälte. Diesen Luxus genießt der Trainerstab exklusiv. Die Spieler tragen kurze Hosen; keine Handschuhe und auch keine Strumpfhosen. Magath ist es wichtig, dass sie einheitlich gekleidet sind – egal, wie. „Wir sind eine Mannschaft“, sagt er.

Frühsport in Gelsenkirchen.
Frühsport in Gelsenkirchen. © WAZ FotoPool

Das Team umfasst nur mehr 21 Spieler, denn beim Durchzählen fehlt auch Jermaine Jones. Der Mittelfeldspieler muss vorläufig nicht mehr kommen. Magath hat den US-Nationalspieler zusammen mit Hans Sarpei und Alexander Baumjohann bis auf weiteres zum Training in die zweite Mannschaft geschickt. „Bei Jones hat mir seine Spielauffassung nicht gefallen, bei den beiden anderen ihre Trainingsauffassung“, begründet der Trainer. Jones sollte laufen und kämpfen – das habe er zuletzt nicht getan. Spielen darf Jones in der Regionalliga aber zunächst nicht: Er ist gesperrt. Magath fügt noch an, dass die Verbannung theoretisch auch andere Spieler hätte treffen können. Theoretisch.

Die 21 Mann auf dem Platz, plus des kränkelnden Farfan, erscheinen Magath für den Abstiegskampf ausreichend.

Erst müssen alle 20 Minuten laufen, die Rasenheizung hat den Schnee in Matsch verwandelt. Platsch, platsch – fast schmatzend hört sich das Laufen an. Aber zumindest wärmt es ein wenig. Magath sieht zu, die Hände tief in den Taschen vergraben. Er stampft mit den Beinen auf den Boden. Er friert. Es ist kalt.

Am Rand stehen 18 Trainingskiebitze. Sie frieren auch. Und ein Hund. Der friert wahrscheinlich nicht.

Nach dem Laufen werden Ecken geübt – am Samstag in Kaiserslautern gab es ja zwei Gegentore nach Ecken. „Was man schlecht macht, muss man üben“, erklärt Magath lapidar. Die Ecken werden von Christian Pander und Hao Junmin vors Tor geschlagen. Pander ist das erste Mal wieder dabei nach seinen vielen Verletzungen. Zuletzt hatte er in der Reserve schon wieder gespielt. Wenigstens ein Hoffnungsschimmer.

Das Eckballtraining wird von Hollerbach geleitet, Magath schaut schweigend und frierend zu. Eine halbe Stunde fliegen die Ecken vors Tor. Raúl steht die ganze Zeit an der Strafraumkante. Er wird nicht wirklich gebraucht. Ob er fest friert? Auf jeden Fall bibbert er wie ein Schneider.

Angst vor dem vermeintlichen Straftraining ist es eher nicht. Und der Spanier wirkt auch nicht wie eines dieser Duracell-Häschen, zu denen der Präsident von Olympique Lyon die Schalker plötzlich mutieren sieht. Der seltsame Herr Jean-Michel Aulas wunderte sich darüber, warum Schalke vor einer Woche so gut gegen sein Team gespielt habe – und erhebt wenig verklausuliert Dopingvorwürfe. Aulas ist Wiederholungstäter, Gleiches hatte er einst bereits dem Bayern-Spieler Ivica Olic unterstellt. Vielleicht hat er einfach das Schalker Spiel in Kaiserslautern nicht gesehen.

Magath dagegen hat das Debakel am Betzenberg live verfolgt. Er kennt die aufkeimenden Debatten um seine Person. Ob seine Position als Trainer wackelig sei, wird er von einem Fernseh-Mann gefragt. Magaths coole Antwort: „Magath wackelt nicht, Magath zittert – vor Kälte.“