Gelsenkirchen. .

Schalkes Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies geht auf Distanz zum Trainer und Manager. Eine Entlassung von Felix Magath wäre vor allem eine Kostenfrage.

Felix Magath gönnte sich am Montag einen freien Tag bei seiner Familie in München. Auf Schalke hingegen konnte von Ruhe und Entspannung nicht die Rede sein. Nach der peinlichen und in der Höhe erschreckenden 0:5-Niederlage in Kaiserslautern ist aus Sorge um Königsblau Angst geworden.

Auch Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies, der sich wochenlang zurückgehalten hat, ist schwer beunruhigt und geht deshalb in die Offensive. Er wird sich, nachdem sich für diesen Dienstag kein Termin finden ließ, im Laufe dieser Woche mit Trainer und Manager Magath sowie den weiteren Vorstandsmitgliedern Peter Peters und Horst Heldt treffen. Zum Krisengipfel.

Tönnies, der Magath mit einer zuvor in Schalke nie gekannten Machtfülle ausstattete, geht nach der Blamage vom Wochenende deutlich auf Distanz zu dem Mann seiner Wahl. „Ich habe ihm den Rücken gestärkt, wie es mehr nicht geht“, sagte Tönnies am Montag dieser Zeitung. „Aber das Spiel in Kaiserslautern hat mich wirklich erschrocken.“

Bei dem Gespräch will Tönnies konkret erfahren, wie Magath Schalke aus der Krise führen will: „Wir werden uns intensiv über den Zustand der Mannschaft unterhalten.“ Eine Ablösung des Trainers soll nicht zur Debatte stehen. Sie scheint allerdings bei anhaltendem Misserfolg nicht mehr ausgeschlossen zu sein. Sollte sich bis Weihnachten in den Spielen gegen Bayern, in Mainz, gegen Köln und im Pokal in Augsburg die Lage verschärfen, wird Tönnies einen Kassensturz machen und ausrechnen müssen, ob sich der mit Verbindlichkeiten in Höhe von über 200 Millionen Euro belastete Verein eine Trennung von Magath überhaupt leisten kann.

Das ist die Kernfrage.

Magath soll pro Jahr vier Millionen Euro plus zwei Millionen Euro aus Marketingrechten verdienen. Es heißt, im Falle einer Entlassung stünde ihm die komplette Restsumme zu, die er bis zum Ende des Vertrags im Jahr 2013 erhalten würde – das wären also bei einer Vertragsauflösung im Winter noch rund 15 Millionen Euro. Allein deshalb ist nicht damit zu rechnen, dass Magath von sich aus das Handtuch werfen könnte.

Magath aber ist nicht allein nach Schalke gekommen. Sollte sich der Verein auch von den vielen Vertrauten, die der Trainer und Manager an allen strategisch wichtigen Stellen positioniert hat, trennen wollen, wären weitere Kosten fällig. Dabei ginge es um die beiden Co-Trainer Bernd Hollerbach und Seppo Eichkorn, um Fitnesstrainer Werner Leuthard, um Reha-Trainer Markus Zetlmeisl, um Manager-Assistent Ronny Gersch und um Sprecher Rolf Dittrich.

Horst Heldt wäre von einem Radikalumbau nicht betroffen. Der frühere Stuttgarter Manager, der in Schalke offiziell als Vorstand für Sport/Spielbetrieb/Marketing firmiert, ist von Tönnies installiert worden, um für die Zeit nach Magath – wann immer diese eintreten sollte – nicht führungslos zu sein. Bisher hat Heldt mit dem sportlichen Tagesgeschäft wenig bis gar nichts zu tun. Die Distanz zu Magath ist auffällig.

Seine Spieler ruft der Trainer an diesem Dienstag schon um 9 Uhr, eine Stunde früher als gewöhnlich, zur Arbeit. Magath hat mehrere erzieherische Maßnahmen wie die Kürzung des Winterurlaubs angekündigt, deren Sinn allerdings hinterfragt wird.

Entscheidend wird sein, ob es der durch den öffentlichen Angriff von Tönnies auch vor der Mannschaft geschwächte Magath in kürzester Zeit schaffen kann, die vielen Solisten zu einer Einheit zu formen. Natürlich weiß er, dass er für die desolate Einstellung, die er ihnen vorwirft, verantwortlich ist. Und er wird auch wissen, dass er sich bei der Zusammenstellung des Aufgebots so krass verschätzt hat wie nie zuvor in seiner Karriere. Aber er gibt sich kämpferisch. Im Gespräch mit dieser Zeitung bekräftigt er: „Ich lasse mir diese Saison noch nicht schlecht reden!“