Gelsenkirchen. .

Die früheren Schalker zittern um ihren Verein und kritisieren Felix Magaths Personalpolitik. Olaf Thon sagt: „Viele Trainer wären schon nicht mehr im Amt.“

Rudi Assauer stand am Montag, wie er launig sagte, „unter Strom“. Das Kreuz zwickte den 66-Jährigen – er musste sich deshalb behandeln lassen. Schweren Kummer bereitete Assauer aber auch die Situation auf Schalke: „Die Sorge ist da“, sagte er dieser Zeitung, „die Sorge, dass Schalke absteigt.“

Assauer ist mit dieser Angst nicht allein: Auch viele andere Alt-Schalker bangen derzeit mit den Königsblauen. „Schalke befindet sich in einer ganz gefährlichen Situation“, glaubt Ex-Manager Helmut Kremers. Und Ex-Nationalspieler Olaf Thon sagt: „Sorgen muss man sich bei dem Restprogramm machen. Bis zur Winterpause geht es gegen Bayern, Mainz und Köln – da sind höchstens vier bis sechs Punkte drin, so dass Schalke in der Abstiegszone bleiben wird. Das ist mangelhaft.“

Bei der Suche nach Gründen für den Absturz landet Thon bei der Personalpolitik von Felix Magath in diesem Sommer: „Man hat die beste Verteidigung der Bundesliga gehen lassen – aus unterschiedlichen Gründen. Rafinha war zu disziplinlos, Bordon zu alt, und Westermann konnte angeblich nicht gut genug Fußball spielen. Doch zwei von diesen Dreien hätte man halten müssen, um Stabilität in der Abwehr zu haben.“

Olaf Thon
Olaf Thon © WAZ FotoPool

Die Abwehrproblematik fällt auch Youri Mulder auf, der vor Magath noch Co-Trainer auf Schalke war. Doch Mulder glaubt: „Magath musste etwas verändern. Er musste Geld machen mit Rafinha und Westermann. Aber wenn man Rafinha abgibt, verliert die Mannschaft viel Substanz.“ Helmut Kremers will die Personalpolitik dagegen nicht beurteilen – das könne nur Magath als Verantwortlicher: „Und Magath ist ein sehr guter Trainer“, glaubt Kremers. Das Problem sei nun aber die Eigendynamik im Abstiegskampf: „Wenn man einmal da unten drin hängt, kommt man ganz schwer wieder raus. Da ist man als Trainer abhängig von der Mannschaft.“

Thon: „Drahtseilakt“

Für Olaf Thon ist es „ein Drahtseilakt“, den sein Klub durchmacht: „Viele Trainer wären bei Schalke jetzt schon nicht mehr im Amt. Aber der Verein hat Magath die Macht gegeben, damit er sich in solchen Situationen durchsetzen kann. Und ich bin prinzipiell auch kein Freund davon, früh den Trainer zu wechseln.“

Dies war früher immer der Job von Assauer, der dann den Daumen gesenkt hat. Wie er sich nun ganz aktuell entscheiden würde, will er nicht verraten: „Diese Situation haben sich die Herrschaften selbst zuzuschreiben, jetzt sollen sie auch da rauskommen.“ Nur eines prophezeit Assauer mit Blick auf den von Tönnies anberaumten Krisengipfel: „Wenn der Metzgermeister Clemens selbst ‘rüberkommt, dann brennt hier der Baum.“