Kaiserslautern. .
Es war ein letzter Versuch, zu retten, was zu retten ist. Nachdem die 0:5-Niederlage beim 1. FC Kaiserslautern feststand, schlichen die Spieler des FC Schalke 04 in Richtung des eigenen Anhangs und versuchten, die aufgeheizten Gemüter auf den Rängen zu beruhigen.
Doch dieses Ergebnis bei einem Aufsteiger war zu viel. Die Fans ließen ihrer Wut und ihrer Enttäuschung freien Lauf und hatten außer Beschimpfungen keine Botschaft mehr an die Spieler. Zuvor hatten sie sich in ihrer Verzweiflung vom Spiel abgewendet, „Wir haben die Schnauze voll“ gebrüllt oder „Magath raus“ gefordert.
„Das ist bitter, wenn man da hingehen muss. Nach Kaiserslautern zu fahren, ist eine ekelhafte Strecke. Bei so einer Kälte so eine Leistung sehen zu müssen, da kann ich den Fan-Aufstand verstehen. Für mich ist das nicht zu erklären“, sagte Manuel Neuer, als er sichtlich gezeichnet von diesem Spiel in die Kabinen des Stadions ging. „Wenn wir so weiter spielen, steigen wir auf jeden Fall ab.“
Am 24-Jährigen lag es allerdings nicht, dass die Schalker nach Treffern von Srdjan Lakic (8., 56.), Martin Amedick (39.), Ivo Ilicevic (76.) und Jan Moravek (88.) erstmals seit 18 Jahren wieder mit fünf Toren Unterschied verloren (1:6 in Leverkusen). Neuer hatte noch eine größere Blamage gegen eine leidenschaftlich kämpfende aber spielerisch limitierte Mannschaft aus Kaiserslautern verhindert.
„Zuletzt war ein Aufwärtstrend erkennbar. Aber dieses Spiel war ein Rückschlag“, sagte Schalkes Trainer Felix Magath und suchte die Ursachen für die desolate Vorstellung in der laschen Herangehensweise. „Dieses Spiel haben wir verloren, weil wir keine Einstellung hatten. Das schreit nach harten Konsequenzen“, sagte der 57-Jährige. Seine Androhung setzte er bereits am Sonntagmorgen in die Tat um und strich seinen Profis die Winterpause.
Am 27. Dezember, sechs Tage nach dem DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den FC Augsburg (21. Dezember), müssen Magaths Spieler schon zur Vorbereitung auf die Rückrunde antreten. Am 2. Januar 2011 werden die Königsblauen an einem Frankfurter Hallenturnier teilnehmen. Anschließend soll es für eine Woche ins Trainingslager nach Belek/Türkei gehen.
Allerdings stellt sich vor allem nach dieser Partie die Frage, ob sich die Schalker Mannschaft gegen kämpferisch starke Teams nicht wehren will oder es vielleicht gar nicht kann, weil sie nicht über die Spielertypen für kampfintensive Partien, wie sie in der Bundesliga häufiger vorkommen, verfügt. Denn immer, wenn es dem Gegner in der laufenden Saison gelungen ist, dauerhaften Druck auf Spieler wie Klaas-Jan Huntelaar oder Raul auszuüben, verwelkten deren spielerische Fähigkeiten so schnell wie eine Blume in der Wüste. In der Königsklasse, in der die Gegner lieber angreifen als verteidigen, haben die Schalker deutlich weniger Probleme. Es bleibt ein Strukturproblem dieser von Felix Magath zusammengestellten Mannschaft.
„Ich denke, dass das Hauptproblem ist, dass Spieler bei uns die Champions League einfach zu hoch gewichten im Vergleich zum Tagesgeschäft Bundesliga“, sagte Magath. Mit 13 Punkten aus 14 Spielen steckt Schalke weiter tief im Abstiegskampf. Und Magath machte ein überaus unangenehmes Eingeständnis. „Ich muss Manuel Neuer recht geben. Wenn wir so weiterspielen, steigen wir ab.“
Kaiserslautern - Schalke5:0
KAISERSLAUTERN: Sippel; Dick, Amedick, Abel, Bugera; Tiffert (81. de Wit), Kirch, Ilicevic (84. Micanski), Moravek, Rivic; Lakic (81. Nemec). - SCHALKE: Neuer; Uchida, Höwedes, Metzelder, Schmitz; Jones (46. Matip), Kluge, Farfan, Edu (46. Jurado); Raul, Huntelaar. - Schiedsrichter: Perl (Pullach). - Tore: 1:0 Lakic (8.), 2:0 Amedick (39.), 3:0 Lakic (56.), 4:0 Ilicevic (76., FE), 5:0 Moravek (88.). - Zuschauer: 49 474.