Kaiserslautern. .

Peinlichkeit, Blamage, Desaster - die 0:5-Pleite in Kaiserslautern hinterlässt tiefe Wunden bei Schalke 04. Wer ist Schuld? Der Trainer? Die kopflose Abwehr? Das wehrlose Mittelfeld? Der zahme Sturm? Eine Analyse zum Schalker Chaos.

Was ist nur los, was ist passiert? Das Ergebnis ist längst bekannt: Die Bundesliga-Fußballer des FC Schalke 04 erlebten beim 1. FC Kaiserslautern eine 0:5-Pleite, für die es zahlreiche Bezeichnungen gibt: Peinlichkeit, Blamage, Desaster. Nichts von dem ist falsch. Und Manuel Neuer, der Torwart und Kapitän, der als einziger Schalker auf dem Rasen funktioniert, hätte durchaus folgenden Satz sprechen können: „Vor mir sind alle blöd.“

Zwar hat der 24-Jährige seinen Trainer Felix Magath ge­lobt, weil dieser die Mannschaft bestens auf den Betzenberg und den Kontrahenten vorbereitet habe, aber beim Versuch, das Schalker Chaos zu analysieren, darf auch der 57-Jäghrige nicht fehlen. Also.

Der Trainer: Felix Magath muss zusammengezuckt sein, als er Marco Kurz gehört hat. „Wir haben mit viel Leidenschaft und viel Disziplin ge­spielt“, sagte der Trainer des 1. FC Kaiserslautern. Regelmäßig sucht der Schalker Coach bei seinem Team die Leidenschaft und die Disziplin. Er macht jedoch nie sich selbst für einen schwachen Auftritt verantwortlich. Aber er ist doch der Verantwortliche, oder? Zumindest hat er diese Mannschaft so zusammengestellt. Und wenn er dann vor laufenden Kameras sagt, dass „wir nicht we­­gen eines Ergebnisses Pa­nik ma­chen müssen“, wird er Probleme haben, seinen hoch bezahlten Profis den Ernst der Lage klarzumachen. Dann muss Ma­nuel Neuer wohl alleine ge­gen den Abstieg spielen.

Die Abwehr: Es ist so, dass sich dort eine Stamm-Viererkette gebildet hat, die allerdings, wenn sie wie am Samstag vom sehr starken Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern ständig unter Druck gesetzt wird, hilflos ist und nur noch stolpert. „Wir verteidigen im Raum“, gab Manuel Neuer noch einmal zu Protokoll und erklärte so vor allem die ersten beiden Ge­gentoren, die nach Eckbällen gefallen waren.

Also stellt sich die Frage: Warum müssen die Innenverteidiger Benedikt Hö­we­des und Christoph Metzelder – gerade in so einer komplizierten und schwierigen Phase – eine im Vergleich zur Mann- doch an­spruchsvolle Raumdeckung spielen? Trainer-Philosophie? Das Resultat war am Samstag nicht zum ersten Mal zu sehen: Es herrscht keine Stabilität, sondern ein heilloses Durcheinander. „Das war heute einfach katastrophal“, sagte Benedikt Höwedes, oh­­ne aber erklären zu können, warum die Zahl der Katastrophen in dieser Saison so er­schreckend hoch ist. Als der 22-Jährige dann völlig frustriert in der Mixed-Zone stand, wurde er von einem ehemaligen Schalker Teamkollegen getröstet: Mathias Abel.

Das Mittelfeld: Hat der FC Schalke 04 überhaupt ei­nes? José Manuel Jurado nach dessen guter Leistung beim 3:0 gegen Olympique Lyon auf die Bank zu setzen, muss Felix Magath für sich entscheiden. Jedenfalls freute sich Kaiserslauterns Christian Tiffert, dem unter anderem drei Scorer-Punkte gelangen, dass er so als Spielgestalter völlig konkurrenzlos war. Und sonst? Jefferson Farfán resignierte früh, Edu bemühte sich, während Jermaine Jones, der seine fünfte Gelbe Karte sah und gegen Bayern München gesperrt sein wird, zurzeit wieder eine Phase hat, in der sich seine fußballerischen Qualitäten seinen rhetorischen Fähigkeiten in sehr hohem Tempo nähern.

Der Sturm: Es ist, auf dem Papier, der teuerste, den der FC Schalke 04 je hatte. Und sowohl Klaas-Jan Huntelaar als auch Raúl setzen immer wieder Glanzpunkte, wenn sie nicht gerade auswärts spielen müssen. In der Kälte von Kaiserslautern hatten sie allerdings nur einmal ein Einsehen, und zwar in der 43. Minute, als sie kurz hintereinander schossen und nicht trafen. Sonst hätte FCK-Keeper Tobias Sippel die Schalker Super-Stürmer nämlich überhaupt nicht kennengelernt. Eine Erklärung, die wohl nicht nur für dieses Duo gilt, lieferte Trainer Felix Ma­gath. „Ich denke schon“, sagte er, „dass einige Spieler einfach die Champions League zu hoch gewichten und in der Bundesliga dann nicht in der Lage sind, ihre Leistungen ab­zurufen.“

Und deshalb liegt der Pa­tient FC Schalke 04, der am Mittwoch schon aus dem Krankenhaus entlassen und in die Kur geschickt worden ist, wieder auf der Intensiv-Station – aber immerhin noch auf dem 15. Platz, weil der 1. FC Köln im Sonntagabend-Spiel gegen den VfL Wolfsburg nur ein 1:1 geschafft hat.