Gelsenkirchen. .
Abwehrspieler Christoph Metzelder warnt Schalke 04 nach dem 2:2 gegen den VfB Stuttgart vor dem Abstiegskampf. Trainer Felix Magath hält das für verfrüht.
Es ist nicht so, dass Schalke in dieser Saison bisher nur Frust und Trübsal erlebt hat. Christoph Metzelder kann sich sogar ganz konkret an einen schönen Abend erinnern: „Nach dem Spiel gegen Benfica Lissabon hatte man das Gefühl, die Welt ist hier in Ordnung.“ Schalke hatte den portugiesischen Rekordmeister in der Champions League mit 2:0 bezwungen, und es schien langsam aufzugehen, was Felix Magath geplant hat: Nämlich, dass die neu zusammengestellte Mannschaft auch zusammenwächst.
Metzelder erinnert an seine Zeit beim BVB
Bald drei Wochen ist dieser schöne Abend gegen Lissabon nun her, doch die Freude darüber ist längst vergangen. Denn in der Bundesliga ist das Punktekonto immer noch fast genauso spärlich gefüllt wie damals: Schalke hängt weiter auf einem Abstiegsplatz fest, und so hielt Christoph Metzelder nach dem 2:2 im Kellerduell gegen den VfB Stuttgart den Zeitpunkt für gekommen, der damit verbundenen Gefahr ins Auge zu blicken. Die Spiele in der Champions League könnten jetzt nicht mehr das Wichtigste sein, warnte Metzelder. Denn Schalke müsse sich in der Bundesliga für einen möglichen Abstiegskampf präparieren: „Stand heute, ist es so. Es geht momentan nur darum, sich da unten zu befreien – und um nichts anderes.“ Der Ex-Dortmunder erinnerte daran, wie er mit dem BVB in der Saison 2006/ 2007 in einen Negativ-Lauf geraten war und fast bis zum Schluss um den Klassenerhalt zittern musste. Das macht es für Schalke nicht schöner. Aber greifbarer.
Felix Magath hält diese Warnung indes für verfrüht: „Ich rede nicht vom Abstieg, wenn gerade acht Spiele herum sind.“ Er sei sich dem Ernst der Lage durchaus bewusst, versichert Schalkes Trainer. Aber er sieht seine Mannschaft weiter auf einem Weg des Fortschritts. Auch gegen Stuttgart war er mit der Leistung zufrieden – nur nicht mit dem Ergebnis. Dabei stellte Magath vor allem die Moral heraus, weil Schalke nach zweimaligem Rückstand (Gebhart, 15., Harnik, 74.) jeweils den Ausgleich geschafft hatte (Edu, 29., Huntelaar, 80., Foulelfmeter).
Dies wertete auch Metzelder als gutes Zeichen, da er auf dem Platz zuvor bei sich und den Mitspielern durchaus schon erste Symptome vom Abstiegskampf gespürt hatte. „Nerven, negativer Druck, Angst, die man kennt, wenn der Vorletzte gegen den Letzten spielt und zweimal zurückliegt: Das kann auch ein Super-GAU werden.“
Auch Magath war ein hohes Risiko gegangen. Zum wiederholten Mal hatte er freiwillig auf Jefferson Farfan verzichtet, obgleich der peruanische Flügelflitzer eigentlich einer seiner gefährlichsten Offensivspieler ist. Und als in der Schlussphase auch noch der Chinese Hao Junmin eingewechselt wurde, durfte man sich schon fragen, ob Farfan nicht auch nach seiner Länderspielreise mit Peru nach Panama der bessere Joker gewesen wäre. „Ich bin kein Hellseher. Ich weiß nicht, wie jemand so etwas wegsteckt“, sagte Magath dazu nur lapidar. Schließlich habe Farfan während seines zehntägigen Südamerika-Aufenthalts auch noch einen Unterhalts-Streit mit seiner früheren Lebensgefährtin zu klären gehabt. Man wird freilich den Eindruck nicht los, dass Magath bei Farfan stets besondere Maßstäbe anlegt – aus welchem Grund auch immer. Immerhin deutete er Farfans Einsatz am Mittwoch im Champions-League-Spiel in der Arena gegen Hapoel Tel Aviv an: „Bis dahin sollte er ausgeruht sein. . .“
In der Bundesliga bringt Schalke das nicht weiter. Dort steht nach vier Heimspielen (1:2 gegen Hannover, 1:3 gegen Dortmund, 2:2 gegen Mönchengladbach und 2:2 gegen Stuttgart) in dieser Saison immer noch der erste Sieg in der Arena aus – das ist Schalkes schlechtester Heimstart seit 1967. Und nach mittlerweile 16 Gegentoren in acht Bundesliga-Spielen schwindet langsam der Glaube, dass die Abwehr in dieser Saison noch durchschlagend stabiler wird. „Ich hoffe, dass allen klar ist, dass wir jetzt nicht in die Ferne schauen dürfen und uns darüber Gedanken machen, wann wir die Aufholjagd starten“, warnt Christoph Metzelder. Es gehe jetzt nur noch darum, von Spiel zu Spiel zu denken.
Am Mittwoch ist wieder Champions League.