Nürnberg.

Und wieder einen großen Schritt zurück: Nach dem überzeugenden 2:0 in der Champions League gegen Benfica Lissabon verlor der FC Schalke 04 sein Bundesliga-Spiel beim 1. FC Nürnberg mit 1:2 (0:0). Jermaine Jones sah Gelb-Rot.

Das erste Rätsel in Nürnberg war knapp eine Stunde vor dem Anpfiff gelöst, als die Aufstellungen verteilt wurden. Und siehe da: Felix Magath hatte sich dafür entschieden, wie schon beim Champions-League-Spiel gegen Benfica Lissabon mit Kyriakos Papadopoulos in der Innenverteidigung zu beginnen. Der am Mittwoch gesperrte Benedikt Höwedes kehrte dennoch zurück: als rechter Verteidiger. Und für Ivan Rakitic erhielt Jermaine Jones einen Platz auf der linken Seite in der Mittelfeld-Raute.

Im Easy-Credit-Stadion waren zunächst nur die Nürnberger und Schalker Fans in Schwung. Auf dem Rasen indes herrschte Langeweile. Höhepunkte in der Anfangsphase waren, dass sich José Manuel Jurado zweimal eine neue Schleife an seinem rechten Schuh band. So langsam aber versuchten die Schalker mehr, vor allem über Raúl, der Klaas-Jan Huntelaar mehrmals in die Gasse schickte. Es fehlte aber, und das war irgendwie symptomatisch, die Präzision – und zwar reichlich. Schlampig war’s.

Solche Präzisons-Fehler können, gerade wenn sie in der Vorwärtsbewegung passieren, zu gefährlichen Kontern führen. Das passierte in der 29. Minute, als José Manuel Jurado den Ball vertändelt hatte. Doch nach seinem langen Solo scheiterte FCN-Stürmer Julian Schieber, der vom VfB Stuttgart ausgeliehen ist, an Manuel Neuer. Es war in der ganz schwachen ersten Halbzeit die einzige Parade des Schalker Kapitäns. Nürnbergs Raphael Schäfer brauchte überhaupt keinen Ball zu halten.

Eckstein: „Beide Mannschaften müssen sich steigern“

Noch eine Bilanz: Das Eckballverhältnis war zur Pause 2:4. Und Dieter Eckstein (46), der für beide Klubs gespielt (zwischen 1993 und 1995 30-mal für Schalke) und siebenmal das Nationaltrikot getragen hat, sagte während der Halbzeit: „Es besteht eine Freundschaft zwischen Nürnberg und Schalke. Das sieht man. Beide Mannschaften müssen sich steigern.“

Nach dem Wechsel änderte sich die Schalker Elf auf einer Position: Er nahm den enttäuschenden und vor allem wirkungslosen José Manuel Jurado heraus und brachte den ehemaligen Nürnberger Peer Kluge. Aber wer sollte nun Schalkes Offensiv-Kräfte Raúl und Klaas-Jan Huntelaar entscheidend unterstützen?

Jermaine Jones hätte einer sein können. Doch der stieg in der 52. Minute nach einem Farfán-Pass so hart gegen Raphael Schäfer ein, dass er, weil er in der ersten Halbzeit schon die Gelbe Karte gesehen hatte, vom Platz flog. Es war in dieser Saison schon das vierte Mal, dass ein Schalker vorzeitig duschen durfte – zweimal Benedikt Höwedes, Nicolas Plestan und eben jetzt Jermaine Jones.

Magath nahm Raúl heraus

Felix Magath reagerte sofort: Er nahm Stürmer Raúl heraus und brachte Ivan Rakitic, der ins linke Mittelfeld ging. Und nur kurze Zeit später gab es die erste Schalker Chance in diesem Spiel: Nach einer Flanke von Peer Kluge scheiterte Ivan Rakitic aber am Nürnberger Schlussmann, der jedoch nicht weiterspielen konnte und in der 59. Minute durch Alexander Stephan ersetzt wurde.

Und der musste gar nicht lange warten, bis er etwas zu feiern hatte – wie die meisten der 48548 Zuschauer auch. Nachdem Kyriakos Papadopoulos, die so positive Erscheinung vom Mittwochabend, den Zweikampf gegen Julian Schieber verloren hatte, konnte er nur hinterherrennen und die Flanke des Nürnbergers nichts verhindern. Diese Hereingabe war so präzise, dass Mike Frantz mühelos zum 1:0 für den Club traf. Kurze Zeit später tauchte ein Schalker Torschütze dann auf der Anzeigetafel auf: Lewis Holtby hatte zum 3:1 für Tabellenführer FSV Mainz 05 gegen die TSG Hoffenheim getroffen.

Die Schalker, in Unterzahl, wehrten sich. Und sie leisteten sich auch weiterhin viele Fehler. Aber sie wurden vorübergehend belohnt: Jefferson Farfán rackerte gegen Pascal Bieler, brachte den Ball vors Tor, und Klaas-Jan Huntelaar – wie ein Torjäger eben – nutze den Pass zu seinem vierten Bundesliga-Treffer im fünften Spiel. Das half aber nicht. In der 84. Minute schaffte Nürnbergs Kapitän Andreas Wolfs per Kopf das 2:1-Siegtor. Zuvor hatte Erik Jendrisek dessen Kopfball noch von der Linie angekratzt, aber nach der anschließenden Ecke von Mehmet Ekici traf Andreas Wolf – das jedenfalls bekam Schiedsrichter Marco Fritz von seinem Assistenten signalisiert.