Essen. Voraussichtlich am Donnerstag wird auf Schalke das Krisengespräch zwischen Fan-Vertretern und Felix Magath stttfinden. Es ist einiges aufzuarbeiten, wie sich auch beim Saisonstart zeigte. Ein Kommentar.
In der Auseinandersetzung des Schalker Fanclub-Verbandes mit Felix Magath ist ein Satz des wegen seines Führungsstils kritisierten S04-Machers ein wenig untergegangen: „Ich bin nicht unfehlbar.“ Gut zu wissen. Nur fehlt einem – angesichts seines am Wochenende noch einmal wiederholten Unverständnisses für die Reaktion einer aus seiner Sicht „kleinen Gruppe“ – die rechte Überzeugung, dass er es ernst meint.
Obendrein: Wenn Magath das Recht auf Fehlbarkeit für sich reklamiert – warum reagiert er dann zunehmend gereizt und gnadenlos auf vermeintliche Schiedsrichter-Fehlentscheidungen? In Hamburg kamen selbst Zuschauer, die wirklich alles durch die königsblaue Brille sehen, nicht auf die Idee, die gelb-rote Karte gegen Benedikt Höwedes in Frage zu stellen -- bis auf Magath. Ein durchsichtiges Ablenkungsmanöver von den wahren Problemen, das daran erinnert, dass Magath dem Bezahl-Fernsehsender Sky vor Monaten gezielte polemische Berichterstattung vorwarf.
In diesem Zusammenhang drängt sich der Verdacht auf, Magath würde in seiner gebetsmühlenhaft vorgetragenen Forderung nach einem „professionellen Umfeld vom Zeugwart bis zum Fanbetreuer“ am liebsten auch noch bestimmen, welche Journalisten über Schalke zu berichten haben, und vor allem wie. So lange dies nicht der Fall ist, muss er notgedrungen mit Widerspruch leben.
Die Kritik wird dabei nicht an seiner sportlichen Kompetenz festgemacht, die Magath in seinem ersten Jahr auf Schalke mit dem sensationellen zweiten Platz hinreichend untermauert hat. Sondern an der Eiseskälte, mit der er in einem Klub, der auf seine Wärme und sein Herzblut stolz ist, jede andere Meinung als Majestätsbeleidigung empfindet. Solche Menschen pflegen irgendwann nach dem Motto zu reagieren: Wenn man mich nicht will, dann kann ich ja gehen, ihr habt es eh nicht verdient, dass ich euch helfe ...
Dabei war die Schalker Fan-Gemeinde noch nie in einem solchen Ausmaß bereit, einer einzelnen Person auf dem Weg zu einer von allen als notwendig erachteten Umstrukturierung des Klubs zu folgen. Aber Magath setzt diese einmalige Chance in diesen Tagen gerade fahrlässig aufs Spiel. Weil der Trainer, Manager und Vorstandssprecher in einer Person partout nicht begreifen will, welche – verständliche – Angst gerade jene Anhänger umtreibt, die bereit sind, ihr letztes Hemd für Schalke zu geben: die Angst, der Preis für den vielbeschworenen ersten Meistertitel seit 1958 könnte am Ende zu hoch sein. Dann nämlich, wenn Schalke dafür zwar zu einem erfolgreicheren, aber eben auch x-beliebigen Verein geworden wäre.
P.S.: Auch dieser Kommentar erhebt übrigens – wie jeder andere auch – keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit. Er ist als Angebot zu verstehen, über bestimmte Vorgänge vielleicht noch einmal nachzudenken und hätte sein Ziel bereits erreicht, wenn er als Diskussionsbeitrag ernst genommen würde.