Gelsenkirchen/München. Nachdem Bayern München den Schalker Torwart Manuel Neuer auf die Wunschliste gesetzt hat, reagierte Felix Magath prompt: Er will Neuer keine Freigabe erteilen. "Wir brauchen Neuer selbst".
Gleich zweimal hat Bayern München am Dienstag mächtig auf den Putz gehauen. Nummer eins ist nur Vollzug: Die Bayern machten die Verpflichtung von Stuttgarts Torjäger Mario Gomez für 30 Millionen Euro Ablösesumme perfekt - Rekord in der Geschichte der Bundesliga. Nummer zwei der Bayern-Offensive sorgt jedoch für richtig Aufruhr im Revier: Münchens Manager Uli Hoeneß will Schalkes Torwart Manuel Neuer (23) verpflichten - ausgerechnet den Jungen, der mit Schalke so fest verwurzelt ist wie kein anderer.
Unter guten Bekannten ist man „per Du” - das trifft zum Beispiel auf Uli Hoeneß und Schalkes Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies zu. Am Sonntag haben beide miteinander telefoniert, und bei dieser Gelegenheit meldete Hoeneß sein Interesse an einer Verpflichtung von Schalkes Torwart Manuel Neuer an. Tönnies reagierte höflich, aber bestimmt: „Ich glaube nicht, dass Du den kriegen kannst”, beschied er dem Bayern-Manager, „aber darüber musst Du mit Herrn Magath reden.” Zur Sicherheit, und um seinen neuen Sportchef vorzuwarnen, schickte Tönnies noch eine SMS an Felix Magath, dass sich Hoeneß in der Sache Neuer bei ihm melden wird. Magath traf am Dienstag in seinem Urlaub auf Puerto Rico ein.
Tönnies sagte dieser Zeitung, dass ihm Magath bei seinen Strategiegesprächen erklärt habe, keinen Leistungsträger abgeben zu wollen. Dies bestätigte Magath gestern Nachmittag gegenüber „Bild online” und verweigerte die Freigabe für Neuer: „Er ist ein Super-Torwart. Wir brauchen ihn selbst.” Weil Manuel Neuer in Schalke noch einen Vertrag bis zum 30. Juni 2012 besitzt, könnte man das Thema damit zu den Akten legen - wenn auch Neuer selbst einen abschließenden Haken darunter gemacht hätte.
Doch nachdem der Torwart vor zwei Wochen, als die ersten Gerüchte aufgekommen waren, einen Wechsel nach München als „im Prinzip ausgeschlossen” bezeichnet hatte, sagte Neuer gestern am Frankfurter Flughafen: „Bayern ist immer etwas Besonderes.” Der 23-Jährige war mit der Nationalmannschaft unterwegs nach Asien, wo er sein erstes A-Länderspiel bestreiten wird. Nur darauf wolle er sich jetzt konzentrieren, um sich auch für die WM 2010 in Südafrika zu empfehlen. Neuer verwies auf seinen Vertrag in Schalke, schloss einen Wechsel aber nicht kategorisch aus. „Ich habe die Info, dass die Bayern Schalke kontaktiert haben, um über einen Wechsel zu verhandeln”, erklärte er: „Mit mir direkt haben die Bayern aber noch nicht gesprochen.”
Gomez kommt
Der FC Bayern wird für Mario Gomez die Rekordablösesumme von angeblich 30 Millionen Euro an den VfB Stuttgart bezahlen.
Damit ist Gomez (23) der teuerste Spieler in 46 Jahren Bundesliga: Die bisherige Transfer-Höchstmarke setzte der englische Nationalspieler Owen Hargreaves bei seinem Wechsel von Bayern München zu Manchester United mit 25 Millionen Euro Ablösesumme. „Mario ist ein erstklassiger Stürmer, der in den zurückliegenden drei Jahren jeweils um die 20 Tore in der Bundesliga erzielt hat”, sagte Bayerns Vorstandschef Rummenigge. Zuvor hatten die Münchner bereits Anatolij Timoschtschuk (St. Petersburg), Ivica Olic (HSV) und Alexander Baumjohann (Mönchengladbach) verpflichtet.
Die Münchner hatten zunächst das Urteil ihres neuen Trainers Louis van Gaal abgewartet, ob dieser lieber einen erfahrenen Torwart (Enke, Buffon) oder einen jungen Mann (Adler, Neuer) bevorzugen würde. Gestern machte Hoeneß das Urteil dann öffentlich: „Es gibt nur einen Torhüter, der uns derzeit interessiert. Das ist Manuel Neuer von Schalke 04.” Möglicherweise sehen die Bayern in Neuer einen künftigen Kahn. Und dass der gebürtige Gelsenkirchener eines Tages „der beste Torwart der Welt” sein wird, prophezeien auch Experten wie DFB-Sportdirektor Matthias Sammer.
Neuer und Kahn - als Schalke am 25. April mit 1:0 in München gewann, jubelte Neuer bereits in Kahn-Manier, indem er nach dem Abpfiff die Eckfahne triumphierend aus dem Boden riss. Genauso hatte es Kahn nach der unvergessenen Meister-Entscheidung am 19. Mai 2001 getan. Neuers Geste war eine Anspielung auf Kahn. Er sprach danach von „Genugtuung” und damit vielen Schalker Fans aus dem Herzen. Der 23-Jährige ist die Identifikationsfigur schlechthin. Er hat nie für einen anderen Verein gespielt.
Nun muss sich zeigen, ob das letzte Wort schon gesprochen ist. Die neun Millionen Euro Ablöse, die gestern genannt wurden, können Schalke sicher nicht zum Umdenken bringen: Aufgrund seiner großen Perspektive wird Neuers Marktwert eher auf 15 bis 20 Millionen Euro geschätzt. Mit so viel Geld könnte Magath nicht nur einen neuen Torwart kaufen, sondern auch andere Lücken schließen.