Gelsenkirchen. Es geht doch nichts über ein klar umrissenes Feindbild. Zumindest als Fußball-Fan hat man kaum eine Wahl. Wer zu Königsblau steht, hat nicht nur mit Schwarz-Gelb seine Probleme. Auch die Münchener Bayern sind für jeden eingefleischten Schalker ein rot-weißes Tuch.
Erik Wegener treibt in seinem Roman „11 Feinde“ den Bayern-Hass auf die Spitze. Ein respektloser Angriff auf den Verein im Süden, ein Loblied auf den Ruhrgebietsclub. Wer die ersten Seiten gelesen hat weiß, warum der Autor den Untertitel „Schalke-Roman“ gewählt hat.
Dabei ist Niko Malente, Hauptfigur des Buches, nun wirklich nicht zu beneiden. Der leidenschaftliche Schalke-Anhänger lebt ausgerechnet in München, Heimat des „FC Unsympath“ und seiner „dummdreisten Anhänger“. Bei der Beschreibung des Rekordmeisters lässt er keine Spitze aus. Vom „FC Arrogant“ über „Erfolgshuren“ bis zu den „Seppls“ - der Erfindungsreichtum für alternative Vereinsnamen ist beachtlich. Gespielt wird in der „Arroganz-Arena“, und die Zuschauer sind nicht viel mehr als „Opportunisten im Schalensitz“.
Und dann muss Niko auch noch einen der düstersten Momente der Schalker Vereinsgeschichte miterleben: den 19. Mai 2001. Der Tag, an dem Bayern München den Blau-Weißen in letzter Sekunde die Meisterschale wegschnappt. Für Niko ein Albtraum. Er dreht durch – und will Rache! Niko schmiedet Pläne, die zunächst kaum Wirkung zeigen. Doch dann kommt er auf eine völlig verrückte Idee: Zusammen mit einem Bekannten will er den Münchener Mannschaftsbus entführen…
Der Autor Erik Wegener, übrigens selbst Schalke-Mitglied, ist Journalist. Seiner Sprache merkt man das an: eher locker unterhaltsam, weniger literarisch. Auf einer Länge von 200 Seiten funktioniert das aber noch recht gut. Inhaltlich bewegt sich das Buch zwischen Realität und Fiktion. Wir lesen die Namen Ebbe Sand und Klaus Fischer. Wir sind live dabei, wenn Niko die verpasste Meisterschaft miterleben muss. So weit stimmt die Historie. Anderes wiederum ist frei erfunden, darunter das komplette Bayern-Personal. Heinz Belgrader statt Uli Hoeneß, Christian Linders statt Bastian Schweinsteiger. Warum das so ist, bleibt fraglich.
Und die alles entscheidende Frage: Darf ich das Buch auch lesen, wenn ich kein Schalker bin? Klar, warum nicht. Der authentische Blick in die Seele eines Blau-Weißen ist jederzeit höchst amüsant. Bayern-Fans sollten bei der Lektüre der „11 Feinde“ allerdings ein etwas dickeres Fell haben.
Der Roman ist erschienen im Kunst- und Textwerk Verlag. Preis: 9,80 Euro.