Gelsenkirchen. Schalke verliert in Marius Müller mehr als einen Torwart. Mit dem Verkauf des Stammkeepers macht der Klub eine neue Baustelle auf. Ein Kommentar.
Schaut man auf die nackten Zahlen, könnte man meinen, Schalke 04 hat mit Marius Müller ein gutes Geschäft gemacht. 2023 für 350.000 aus Luzern verpflichtet, in diesem Sommer für mehr als eine Million Euro an den VfL Wolfsburg verkauft. Trotz Gehaltszahlungen war Müller für die Gelsenkirchener ein Gewinngeschäft. Die erhoffte Marktwertentwicklung ist eingetreten – wenn auch in überschaubarem Maße.
Die vermeintlich positiven Zahlen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, was Schalke in Marius Müller verliert. Mit seinem Verkauf geht der Klub voll ins Risiko. Denn der 30-Jährige war in der Seuchen-Saison einer der wenigen Lichtblicke. Auf Anhieb verdrängte der Torwart den Ur-Schalker Ralf Fährmann als Nummer eins. Dabei überzeugte er auf dem Rasen mit Top-Leistungen und übernahm innerhalb der Mannschaft eine wichtige Anführer-Rolle. Auch bei den Fans kam er extrem gut an. Müller war jemand, mit dem sich die Schalker identifizieren konnten, ein Kapitän der Zukunft. Vielleicht hätte er sogar zu einem der Gesichter des Klubs werden können. Der sportlich wichtigste Fakt war jedoch: Die ewige Schalker Torwart-Baustelle schien endlich geschlossen.
Schalke nahm den Abgang von Marius Müller in Kauf
Dass Müller, der lediglich als Nummer zwei aus der Schweiz gekommen war, nach seiner guten Premieren-Saison auf eine Gehaltserhöhung pochte, war völlig legitim. Ein Angebot zu einer Vertragsverlängerung mit geringfügig verbesserten Bezügen lehnte der Torwart ab, ebenfalls legitim. Bis an die Schmerzgrenze wollte Schalke für den Torwart aber mutmaßlich nicht gehen – anders als bei Kenan Karaman. Dieses Stückchen fehlende Wertschätzung und die unsaubere Trennung von Torwart-Trainer Simon Henzler kamen beim Torwart nicht gut an.
Schalke wusste zu diesem Zeitpunkt bereits vom Wolfsburger Interesse und nahm einen Abgang von Müller in Kauf. Vermutlich auch, weil die komplette Überzeugung der sportlichen Führung in den Torwart fehlte. „Wenn ein Spieler gehen will, finden wir einen anderen guten Torwart“, sagte Sportdirektor Marc Wilmots in der vergangenen Woche mutig.
Ron-Thorben Hoffmann trifft auf Schalke ein großes Erbe an
In Ron-Thorben Hoffmann (kommt von Eintracht Braunschweig) wurde der Müller-Nachfolger sogar schon verpflichtet. Das Erbe, das der 25-Jährige auf Schalke antreten muss, ist jedoch groß. Ähnlich gute Leistungen zu zeigen wie Müller, der statistisch 2023/24 der beste Torwart der 2. Bundesliga war, wird schon eine schwere Aufgabe für den Neuzugang. Dass er auf Anhieb auch noch Anführer und Identifikationsfigur wird, darf man von ihm nicht erwarten. Seinen Start auf Schalke macht das nicht leicht.
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