Gelsenkirchen. Schalke räumt auf: Vier Legenden und zahlreiche weitere Profis, die länger als zwei Jahre da waren, werden aussortiert. Ein Kommentar.

Es ist rund zweieinhalb Jahre her, da begründete Rouven Schröder, damals noch Sportdirektor des FC Schalke 04, Vertragsverlängerungen mit Gerald Asamoah und Mike Büskens so: „Asa und Buyo leben diesen Klub rund um die Uhr, leiden und fiebern mit jeder Faser ihres Körpers mit, wenn es auf dem Rasen um Punkte geht. Sie sind in dieser Hinsicht absolute Vorbilder für unsere Profis.“ Nach der verkorksten Saison 2023/2024 werden aber nicht nur Büskens und Asamoah nicht mehr Teil der Profimannschaft sein, sondern auch Ralf Fährmann und Simon Terodde - zwei weitere Klub-Legenden. Schalkes Profiteam wird entschalkt - das ist Risiko und Chance zugleich.

Schalke: Simon Terodde beendet seine Karriere

Asamoah, bisher Lizenzleiter, und Terodde, der seine Karriere beendet, bekamen vor den Schalke-Fans einen gebührenden Abschied, ließen sich emotional feiern. Das war Fährmann und Büskens nicht vergönnt - und das muss sich der Verein vorwerfen lassen. Die Lage bei diesem Duo ist zwar etwas anders, Fährmanns Vertrag gilt noch ein Jahr und es ist fraglich, ob er schnell einen neuen Verein findet, Büskens soll möglicherweise in die Knappenschmiede wechseln. Doch beide werden ab 24. Juni nicht mehr den Profis angehören, und deshalb wäre auch ihr Abschied gerechtfertigt gewesen.

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    Es ist ein Risiko, von diesem Schalker Weg abzurücken. Im ersten Abstiegsjahr 2021/2022 waren es gerade die langjährigen Schalker, die dem Profiteam einen königsblauen Anstrich geben sollten, die den zumeist zugereisten Spielern, die nicht viel mit dem Vereinsnamen verbanden, Schalker Werte näherbringen sollten. Aus dem aktuellen Kader spielten außer Terodde und Fährmann nur Danny Latza, Thomas Ouwejan, Henning Matriciani, Blendi Idrizi, Marcin Kaminski und Dominick Drexler länger als zwei Jahre für die Profis. Außer Kaminski können alle gehen - und auch der Innenverteidiger ist sehr umstritten.

    Gerald Asamoah weint. Die Schalke-Legende muss nach 25 Jahren gehen. Von den Fans gibt es viel Zuspruch.
    Gerald Asamoah weint. Die Schalke-Legende muss nach 25 Jahren gehen. Von den Fans gibt es viel Zuspruch. © Marcel Engelbrecht/firo Sportphoto | Marcel Engelbrecht

    Welche Schalker Profis waren in den vergangenen Jahren überhaupt noch bundesweit bekannt? Der ewige Torwart Fährmann und Torjäger Terodde. Und außerhalb des Platzes vor allem Asamoah, aktuell das Gesicht der Königsblauen. Bei vielen Auswärtsspielen bekam er auch von gegnerischen Fans Applaus, musste auch mal Autogramme schreiben für Anhänger, die keinen blau-weißen Schal trugen. Sehr emotional verabschiedeten sogar die Ultras Gelsenkirchen Asamoah - das machen sie nicht mit vielen Spielern. Es ist ein großes Risiko, den Profiteams die Leitfiguren zu nehmen und im nächsten Jahr einen zwar runderneuerten Kader zu haben, aber wenige Spieler, die mit dem von den Fans besungenen „Mythos vom Schalker Markt“ etwas anfangen können.

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    Im Einzelfall aber, und das ist die Chance dieser knallharten Entscheidungen, ist es verständlich, wie Vorstand und sportliche Leitung handeln. Trainer Karel Geraerts möchte ein neues Trainerteam aufbauen - dass Schalke die Chance nutzt, um auslaufende Verträge nicht zu verlängern, ist okay. Asamoah sucht selbst eine neue Herausforderung, er will zeigen, dass er ein guter Sportdirektor sein kann. Schalke traute ihm diese Rolle zu keiner Zeit zu. Terodde beendet selbst seine Laufbahn, das war keine Schalker Entscheidung. Und Fährmann wäre auf absehbare Zeit zweiter Torwart und belastet den Gehaltsetat erheblich.

    In ihre Fußstapfen könnten andere treten. Wer das wird? Dafür soll der einzige Eurofighter sorgen, der sich noch im direkten Umfeld der Profimannschaft befindet: Sportdirektor Marc Wilmots stellt gemeinsam mit Kaderplaner Ben Manga das Team zusammen. Sie müssen die Profis sehr sorgfältig auswählen. Der große FC Schalke 04 sehnt sich mehr als jeder andere nach Identifikationsfiguren. Gibt es keine neuen, wird der Verein austauschbar. Sportlich befindet er sich als Zehnter der Zweiten Liga aktuell schon in der Bedeutungslosigkeit.

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