Gelsenkirchen. Am Samstag trifft Schalke auf Nürnberg, doch der Streit in der Mannschaft und um Trainer Geraerts war auch Donnerstag ein großes Thema.
Pressekonferenzen sind im Wochenplan von Profivereinen Pflichtprogramm, sie sind vorgeschrieben von der Deutschen Fußball Liga (DFL), manchmal gibt es viel zu erzählen, manchmal wenig. Am Donnerstagnachmittag stand beim FC Schalke 04, aktuell mal wieder FC Theater 04, eine besondere an, und das war zum Beispiel daran zu erkennen, dass Mediendirektor Marc Siekmann im Plenum saß - das kommt im Verlauf einer Saison selten vor. Siekmann wollte auch persönlich verfolgen, wie sich Trainer Karel Geraerts über den Rauswurf von Mittelfeldspieler Dominick Drexler äußerte, ein Rauswurf, der den Fokus vom wichtigen Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg lenkte (Samstag, 20.30 Uhr/Sport1 und Sky), sondern offenbarte, wie schlimm es um die mannschaftliche Geschlossenheit steht, wie nötig ein großer Umbruch ist und wie machtlos dem Trainerteam und Verantwortliche gegenüber stehen.
Schalke-Trainer Geraerts rechtfertigt Drexler-Rauswurf
Warum genau er Drexler zur U23 schickte - das verriet Geraerts nicht. Schoko-Shakes hatte Drexler nach dem Auswärtsspiel in Hannover durch die Kabine geworfen, ohne jemanden zu treffen. „Ich habe diese für mich logische Entscheidung nicht nur wegen der Shakes getroffen“, sagte Geraerts dazu. „Aber die Gründe bleiben intern.“ Auch auf Nachfrage reagierte er nicht: „Alles, was zum Beispiel in der Kabine und im Bus passiert, bleibt auch dort. Diese Räume beschütze ich.“ Kritiker des Drexler-Rauswurfs sagten, Geraerts könne keine Gründe benennen, weil es keine Ereignisse geben würde.
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Die Entscheidung hat jedenfalls dafür gesorgt, dass ein tiefer Riss durch die Kabine geht. Ein großer Teil steht hinter Drexler, vor allem die erfahrenen Spieler, eine andere Gruppe um Paul Seguin ist anderer Meinung. Es scheint nur einen kleinen gemeinsamen Nenner zu geben: Keiner aus dem großen Kader will in die 3. Liga absteigen - weil es keiner dem Klub, den Fans zumuten will, weil es die Professionalität des Berufs verlangt und weil ein weiterer Abstieg karriereschädigend sein kann. „Gibt es eine solche Entscheidung, gibt es natürlich Spieler, die sie nicht mögen. Aber im Training habe ich eine Mannschaft gesehen, die zusammen kämpft. In schwierigen Umständen kämpft sie dafür, die Saison zu einem guten Ende zu bringen. In Hannover war das zu sehen“, sagte Geraerts. Ohnehin hätte er einen guten Austausch zu den Spielern, würde sie in seine taktischen Überlegungen durchaus einbeziehen. Wirklich alle Spieler? Offenbar hat Geraerts einige Lieblinge im Team, die nicht zu den Führungsspielern gehören, die im Sommer 2023 noch in den Mannschaftsrat gewählt wurden.
Vor der Saison war der Aufstieg das erklärte Ziel. Nun musste die Mannschaft im Abstiegskampf noch extra motiviert werden. Der Klub lobte nach unseren Informationen eine Sonderprämie aus. Für sieben Punkte aus den drei Spielen gegen Karlsruhe und Nürnberg sowie in Hannover hätte es insgesamt 400.000 Euro gegeben. Der Kicker berichtete zuerst. Erst die ganze Saison schlecht spielen - und dann auch noch für ein bisschen Leistung Extrageld bekommen - was sagt das über Geraerts‘ Motivationskünste? Der Trainer gab sich auch in diesem Punkt wortkarg: „Auch hier gilt: Das kommentiere ich nicht in der Öffentlichkeit.“ Das Geld bekommen die Spieler übrigens nicht, ein Sieg gegen Nürnberg würde sie auf fünf Punkte bringen. Zusammengekratzt hatte der klamme Klub das Geld aus dem Prämientopf für die ganze Saison, für den eine hohe Summe inklusive Aufstiegsprämie vorgesehen war - aus dem aber bisher nicht viel floss.
Schalke-Trainer Geraerts ist Top-Kandidat beim FC Brügge
Sechs Spiele bleiben Schalke noch, um das Undenkbare zu vermeiden. Zwei Punkte beträgt der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz nur noch. Allein in den dreieinhalb Monaten 2024 passierte auf Schalke so viel wie bei anderen Klubs in zehn Jahren. Denkt Geraerts darüber nach, Schalke im Sommer wieder zu verlassen? In Belgien gilt er immer noch als Top-Kandidat für den im Sommer vakanten Trainerposten seines Heimatvereins FC Brügge, ein Dauer-Titelanwärter. Hinter vorgehaltener Hand steht für viele Experten in Belgien fest, dass Geraerts nach Brügge wechselt.
Er selbst befeuerte die Spekulationen zum zweiten Mal, indem er eine Nachfrage erneut nicht dementierte. „In diesem Moment denke ich nicht über meine Zukunft nach, ich denke nur an Nürnberg und die fünf Spiele danach“, sagte er. „Erst wenn wir einen Zeitpunkt erreichen, wenn alles feststeht, wenn wir Klarheit haben, werden wir alle zusammensitzen. Ob Trainer, Spieler, Verantwortliche, alle im Klub werden in Ruhe logische Entscheidungen für alle treffen.“ Es ist nicht nötig, ein Prophet zu sein, um einen riesengroßen Umbruch in der Sommerpause zu prophezeien - und das auf allen Ebenen des Klubs.
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