Essen. Als Nationalspieler Georgiens war Levan Kenia kein großes Turnier vergönnt. Umso größer ist nun die Freude über die EM-Premiere in Deutschland.
Der Fußball-Nationalmannschaft Georgiens gelang am Dienstagabend Historisches. Nach dem 4:2-Sieg im Elfmeterschießen über Griechenland steht das Team von Trainer Willy Sagnol erstmals in der Endrunde eines großen Turniers.
Levan Kenia lief selbst einst für die georgische Nationalmannschaft auf. Im Interview mit dieser Redaktion beschreibt der Spielertrainer des KFC Uerdingen und langjährige Schalker seine Gefühlslage nach dem großen Erfolg und erklärt, was die Georgier ausmacht.
Levan Kenia, wie haben Sie das packende Finale gegen Griechenland verfolgt?
Leider konnte ich das Spiel nicht schauen, weil wir um 18 Uhr Training hatten. Ich musste es nebenbei mit meinem Handy verfolgen. Auf der Rückfahrt nach dem Training habe ich dann im Auto gefeiert (lacht).
Ihnen selbst war dieser Erfolg als georgischer Nationalspieler nicht vergönnt...
...auch deswegen ist es für mich total unglaublich. Ich habe mehr als 30 Spiele für die Nationalmannschaft gemacht. Leider war ich in meiner Karriere auch viel verletzt. Mein ganz großer Wunsch war es schon damals, dass wir mal bei einer WM oder EM dabei sein können. Das hat leider nicht geklappt. Aber mittlerweile ist es durch die Nations League und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten, um sich zu qualifizieren, für Länder wie Georgien viel einfacher geworden. Wir hatten zu meiner Zeit nur die Qualifikation – und da ist es sehr schwer gewesen, sich durchzusetzen.
Wie fühlt es sich nun an zu wissen, dass Georgien im Sommer in Deutschland dabei ist?
Ich freue mich wahnsinnig, dass sie die Qualifikation geschafft haben. Ich kenne fast alle Personen, angefangen von Verbandspräsident Levan Kobiashvili bis hin zu den Spielern. Es freut mich auch riesig, dass sie in Deutschland und vor allem in Gelsenkirchen spielen werden. Da werde ich auf jeden Fall dabei sein! Das ist ein Muss für jeden Georgier, der die Möglichkeit dazu hat.
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Wie Bilder aus Georgien gezeigt haben, sind Sie mit ihrer großen Freude bei weitem nicht allein.
Das Stadion in Tiflis ist gestern explodiert und auch in der Stadt war die Hölle los. Ich habe im Nachhinein noch ein paar Videos gesehen, das waren einfach unglaubliche Bilder. Georgien ist ein Fußballland!
Was macht die georgische Nationalmannschaft um Trainer Willy Sagnol und Neapel-Star Khvicha Kvaratskhelia aus?
Zu Khvicha Kvaratskhelia muss man nichts sagen, er ist ein absoluter Top-Spieler von Weltklasse-Format. Dazu kommen ein paar junge Spieler, die auf einem guten Level spielen und ein paar erfahrenere Spieler, wie zum Beispiel Budu Zivzivadze vom Karlsruher SC. Er hat in der letzten Zeit in der 2. Bundesliga gut getroffen und auch bei der Nationalmannschaft im Halbfinale gegen Luxemburg zwei Tore gemacht. Es ist ein guter Mix, mit der richtigen Einstellung. Willy Sagnol hat seine eigene Sicht auf das Spiel und die Mannschaft weiß in der letzten Zeit: Wenn wir zu Hause spielen, dann ist es egal, gegen wen es geht, wir haben immer Chancen zu gewinnen. Das haben auch die Playoffs gezeigt.
Im Sommer geht es dann nicht in Tiflis, sondern in Deutschland gegen Portugal, Tschechien und die Türkei. Kann Georgien überraschen und vielleicht sogar in die KO-Phase einziehen?
Die Jungs müssen die Spiele einfach genießen und viel Freude, viel Spaß haben. Es ist eine schwierige Gruppe, auf jeden Fall, aber man muss an eine Überraschung glauben. Es wird für uns Georgier die erste Erfahrung bei einem großen Turnier. Wir haben daran geglaubt, dass wir in die Gruppenphase kommen, jetzt heißt es auch daran zu glauben, dass es dort etwas zu holen gibt.