Gelsenkirchen. Es ist unklar, wie es zwischen Karel Geraerts und Schalke 04 weitergeht. Der FC Brügge ist eine Option. Beide Seiten müssen sich Gedanken machen.

Immer wieder unterbrach Trainer Karel Geraerts am Mittwochvormittag eine Spielform im Training von Schalke 04, um korrigierend einzugreifen und holte einzelne Spieler beiseite. Vor dem Heimspiel gegen den Karlsruher SC am Ostersonntag (13.30 Uhr/Sky) geht es der 42 Jahre alte Coach akribisch an – wohl wissend, wie wichtig diese Partie für die Königsblauen ist. Setzen die Schalker das Heimspiel gegen die formstarken Badener in den Sand, droht die Stimmung in Gelsenkirchen komplett zu kippen.

Schon jetzt ist es alles andere als ruhig am Berger Feld. Allein in der Länderspielpause sorgten der Rauswurf von Timo Baumgartl, der Abschied von Gerald Asamoah und nun auch der nahende Abschied von Knappenschmiede-Direktor Mathias Schober für reichlich Schlagzeilen.

Ein Thema ist auf Schalke zudem die Zukunft von Trainer Geraerts. Je nach Ergebnissen und Entwicklungen der kommenden Wochen könnten beide Seiten ein Interesse daran haben, die Zusammenarbeit schon vor dem Vertragsende im Sommer 2025 zu beenden - möglicherweise sogar noch während der laufenden Saison.

Schalke-Trainer Karel Geraerts hatte als Profi seine beste Zeit beim FC Brügge

Bereits in der Vorwoche meldete die belgische Tageszeitung Het Laatste Nieuws, dass der 42-Jährige Top-Kandidat auf den Trainerposten beim FC Brügge ab Sommer sein soll. Auch einen Austausch hat es schon gegeben, wie diese Zeitung weiß.

Brügge und Geraerts? Einiges würde dafür sprechen. Denn beim FC Brügge hatte der heutige Trainer als aktiver Profi seine beste Zeit. 165-mal spielte er für den Klub und noch heute wohnen seine Frau und seine fünf Kinder in Brügge unweit des Stadions. Dass sich Karel Geraerts trotz Schalke-Job zumindest Gedanken über einen möglichen Wechsel zu seinem Ex-Klub macht, ist dementsprechend völlig verständlich.

Auf Schalke herrscht das Chaos

Zur Wahrheit gehört auch: Dass es auf Schalke derart chaotisch zugeht, diverse Führungskräfte ausgetauscht werden und der Klub an Ostern 2024 noch mitten im Abstiegskampf der 2. Bundesliga steckt, war bei Geraerts‘ Unterschrift Ende Oktober nicht abzusehen. Seinen Trainerjob dürfte er sich angenehmer vorgestellt haben, zumal aktuell nicht viel darauf hindeutet, dass auf Schalke in der kommenden Saison komplette Ruhe herrscht und es sportlich aufwärts geht – auch nicht im Falle des Klassenerhalts.

Ungeachtet davon machte Karel Geraerts in den vergangenen Wochen keineswegs den Eindruck, als würde er Schalke schnellstmöglich verlassen wollen – ganz im Gegenteil. Der Belgier gab sich in seinen Interviews stets kämpferisch und betonte mehrfach, wie viel ihm die Arbeit bei einem Großklub wie Schalke bedeute. Neben dem Platz gilt er als fleißig und jemand, der immer auf der Suche nach Lösungen für die aktuelle sportliche Krise ist. Immer wieder tauscht er sich beispielsweise mit Experten von außerhalb des Klubs aus und fragt nach Ratschlägen und Meinungen, um seinen Horizont noch zu erweitern. „Ich arbeite an Lösungen, bin voller Energie“, versicherte Geraerts noch in der Vorwoche.

Ständig im Austausch auf Schalke: Die beiden Belgier Marc Wilmots (links, Sportdirektor) und Karel Geraerts (Trainer)
Ständig im Austausch auf Schalke: Die beiden Belgier Marc Wilmots (links, Sportdirektor) und Karel Geraerts (Trainer) © Ralf Ibing /firo Sportphoto | Ralf Ibing

Niemand hat auf Schalke eine Jobgarantie

Passend dazu sagte Sportdirektor Marc Wilmots am vergangenen Montag, dass es auf Schalke keine Trainerdiskussion gebe. Wilmots setze auf Kontinuität, das sei das „Beste für den Verein“. Eine Jobgarantie sprach er Geraerts auf Nachfrage trotzdem nicht aus – weil es im Fußball für nichts Garantien gebe.

Fakt ist: Sollte Schalke kurzfristig weitere schlechte Ergebnisse einfahren und die Situation im Abstiegskampf womöglich noch brisanter werden, wird es auch für Karel Geraerts eng. In einem solchen Szenario ist auch ein Trainerwechsel in der laufenden Saison nicht ausgeschlossen. Schalke hat es erst bei Geraerts-Vorgänger Thomas Reis erlebt, wie schnell die Stimmung umschlagen kann: Reis wurde innerhalb weniger Wochen vom gefeierten Hoffnungsträger zum Problemtrainer, der gehen musste.

Schalke-Wende ist Karel Geraerts nicht gelungen

Mittelfristige Jobsicherheit hat auf Schalke aktuell sowieso niemand – schon mit Blick auf das Schreckensszenario eines möglichen Abstiegs in die 3. Liga. Doch auch im Falle eines Klassenerhalts dürfte auf Führungsebene zumindest über den Trainer diskutiert werden. Denn die erhoffte Wende hat Geraerts in seinen bislang 17 Spielen nicht geschafft, nur wenige Verbesserungen sind zu erkennen. Auch in der Mannschaft ist der Belgier nicht unumstritten. Trotz Vertrages bis 2025: Seine Zukunft bleibt ein großes Fragezeichen.

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